Silber und Gold hui, Platin und Palladium pfui – kommt jetzt der Rebound?
Während die ersten zehneinhalb Monate für Gold und Silber relativ positiv verlaufen sind, haben die beiden anderen Edelmetalle Platin und Palladium mitunter stark enttäuscht. Nun stellen sich viele Investoren die Frage: Wie stehen die Chancen für einen Rebound?
Seit dem Jahreswechsel verbilligte sich der Platinpreis um zwölf Prozent und der Palladiumpreis um rund die Hälfte, was vor allem auf die trüben Perspektiven des Automobilsektors zurückzuführen war. Da Platin vorwiegend zum Bau von Katalysatoren für Diesel-Fahrzeuge benötigt wird und Palladium in den Katalysatoren von Benzinfahrzeugen zum Einsatz kommt, wirkte sich der Trend zum Elektroauto vor allem bei Palladium ausgesprochen negativ aus. Die Abhängigkeit von diesem Marktsegment fällt mit einem Nachfrageanteil von 85 Prozent besonders hoch aus und drückte dessen Preis im November erstmals seit 2018 sogar unter die psychologisch wichtige Marke von 1.000 Dollar.
Prämie gegenüber Platin gesunken
In den vergangenen zwölf Monaten schrumpfte zudem die Prämie gegenüber Platin von 1.000 auf aktuell lediglich 128 Dollar. Dies könnte dazu geführt haben, dass weniger Palladium durch Platin ersetzt wurde und dadurch – auch aufgrund von signifikanten ETF-Abflüssen – zu einer Talfahrt geführt hat. Völlig ignoriert wurde außerdem das vom World Platinum Investment Council in Aussicht gestellte Angebotsdefizit von einer Million Unzen für das laufende Jahr. Damit kann man beim Blick auf die Kursentwicklung sowohl Platin als auch Palladium eine überverkaufte Lage attestieren.
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Aus charttechnischer Sicht eignet sich hier vor allem der Relative-Stärke-Index (RSI) als guter Timingindikator. Bei Werten unter 30 Prozent liegt eine überverkaufte Situation vor, bei Werten über 70 Prozent gelten Assets hingegen als überkauft. Vor wenigen Tagen war Palladium eindeutig überverkauft. Durch das Überwinden der Marke von 30 Prozent wurde dann aber ein charttechnisches Kaufsignal ausgelöst, so dass sich dadurch die Chance auf einen technischen Rebound deutlich erhöht hat. Sollte aus der charttechnischen eine nachhaltige Gegenbewegung nach oben entwickeln, könnten Anleger via Palladium-ETC davon profitieren. Dabei sollte allerdings ein Aspekt auf keinen Fall außer Acht gelassen werden: Unter den vier Edelmetallen Gold, Silber, Platin und Palladium weist letzteres eine besonders hohe Volatilität (Kursschwankungsintensität) aus. Risikokennzahlen wie die historische 12-Monats-Volatilität (33,8 Prozent) oder der max. Fünf-Jahres-Drawdown (-62,1 Prozent) liefern hierfür den besten Beweis. Auch die Liquidität und die Marktkapitalisierung fällt um einiges geringer als bei vergleichbaren ETCs auf Gold und Silber aus.
Palladium-ETCs eignen sich lediglich zur Beimischung
Da eine hohe Vola zwar ein erhöhtes Risiko, zugleich aber auch eine erhöhte Gewinnchance anzeigt, bietet sich mutigen Investoren unter Timingaspekten derzeit möglicherweise eine interessante Einstiegsmöglichkeit an. Der nachfolgend aufgeführte iShares Physical Palladium ETC (WKN: A1KWPT) zeichnet sich durch seine physische Replikation und die relativ niedrige Gesamtkostenquote (TER) in Höhe von 0,2 Prozent p.a. aus. Seit seiner Auflage im April 2011 beläuft sich seine annualisierte Rendite auf 3,8 Prozent p.a. und erhöht sich auf Sicht von zehn Jahren auf 5,0 Prozent p.a.). Bei kürzeren Betrachtungszeiträumen von fünf bzw. drei Jahren fallen die Ergebnisse mit minus 1,7 bzw. minus 22,5 Prozent p.a. eindeutig negativ aus.
Fazit: Obwohl bei Palladium aus charttechnischer Sicht bislang noch kein klares Trendwechselsignal ausgelöst wurde, stehen die Chancen auf einen markanten Rebound recht gut. Zur Verlustbegrenzung sollte man aber auf jeden Fall eine Stopp-Loss-Marke setzen. Um das Verlustpotenzial zusätzlich zu begrenzen, sollte ein Investment in Palladium-ETCs lediglich als Beimischung betrachtet werden.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Krisen und anstehende Zinssenkungen. Gold steht wieder im Fokus. Michael Geister, Vertriebsleiter der deutschsprachigen Region bei HANetf, gibt Antworten.