Schock für Anleger: Verluste 2022 höher als zur Finanzkrise
2022 war für Anlegerinnen und Anleger ein katastrophales Jahr. Zu diesem Schluss kommt der Whitebox Rendite Radar – die Werte sind historisch einmalig seit der Datenerfassung im Jahr 1999.
Die Verluste des Krisenjahrs 2022 sind rekordverdächtig: Selbst die Finanzkrise 2008 kann da nicht mithalten. Die Finanzerträge privater Haushalte stürzten im vergangenen Jahr mit 337 Milliarden Euro ins Minus. Keine Assetklasse blieb verschont: Ausnahmslos alle erlitten Kursverluste – ein bislang einmaliges Ereignis. Zu diesem Ergebnis kommt der Whitebox Rendite Radar 2022, der die Finanzerträge deutscher Privatanlegerinnen und -anleger nach allen wesentlichen Anlagekategorien und Ertragskomponenten analysiert.
Die Kursverluste sind schmerzhaft: Sie liegen bei 421 Milliarden Euro. Das ist fast doppelt so viel wie zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008, als die Erträge mit 251 Milliarden ins Minus rutschten.
„Auch die Tatsache, dass die gesamten Kursgewinne der vorangegangenen sieben Jahre aufgebraucht wurden, zeigt wie ungewöhnlich (herausfordernd?) das abgelaufene Jahr für Privatanleger war“, ordnet Salome Preiswerk, CEO von Whitebox, die Performance des Jahres 2022 historisch ein.
Verluste höher als zur Finanzkrise 2008
Die hohen Kursverluste schlagen sich auch in der Rendite privater Anlegerinnen und Anleger nieder. Sie lag 2022 bei minus 4,4 Prozent –nach Inflation sogar bei minus 12,3 Prozent. Die Realrendite lag 2022 somit erstmals seit Beginn der Datenerhebungen für ein gesamtes Jahr zweistellig im Negativen. Der reale Verlust während der Finanzkrise war mit „nur“ bei 5,2 Prozent nicht einmal halb so hoch.
Kehrtwende eingeläutet?
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Das Ende des Jahres brachte Hoffnung auf eine Kehrtwende. Nachdem die Zahlen für die Finanzerträge 2022 drei Quartale in Folge negativ ausfielen, schloss das vierte Quartal mit einem Plus von 74 Milliarden ab. Ein Lichtblick: Seit der Aufzeichnung der Datenerhebung 1999 wurden noch nie zwei negative Jahre in Folge verzeichnet. Außerdem fiel der Verlust 2022 fast ausschließlich im ersten Halbjahr an. Das positive vierte Quartal konnte hingegen den Verlust des dritten Quartals beinahe ausgleichen und das zweite Halbjahr somit zu einem versöhnlichen Abschluss bringen.
“Die Erholung zum Ende des Jahres 2022 könnte ein Indiz dafür sein, dass die Talsohle erreicht wurde. Die Gelegenheit für Anleger ist nun gut, zu günstigen Kursen einzusteigen”, fährt Salome Preiswerk fort. „Mut macht auch, dass sich die Trendwende im Januar 2023 dynamisch fortgesetzt hat. Die Kursgewinne lagen über alle Anlageklassen hinweg bei über 70 Mrd. Euro und damit sogar deutlich über denen des gesamten vierten Quartals 2022“, so Salome Preiswerk weiter.
Dafür spricht auch das Plus an laufenden Erträgen: Mit 84 Milliarden Euro (Dividenden, Zinsen, Ausschüttungen) 2022 konnten Privatanlegerinnen und -anleger fünf Prozent mehr gegenüber der Vorjahrsperiode erwirtschaften – auch das ist ein deutliches Ergebnis und der höchste Anstieg seit 2008.
Die meisten Zuwächse gab es bei Aktien und Fonds: Sie generierten zusammen 7,5 Milliarden Euro Mehrertrag gegenüber 2021. Auch Anleihen und Einlagen konnten das erste Mal seit über einem Jahrzehnt ihre Erträge steigern – wenn auch nur leicht.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.