19. November 2023
Paypal-Aktie kommt nicht aus der Krise: So entwickelt sich derzeit die Fintech-Branche

Paypal-Aktie kommt nicht aus der Krise: So entwickelt sich derzeit die Fintech-Branche

Die Fintech-Sparte konnten 2022 ihrem eigenen Hype nicht gerecht werden – Aktien und Branchen-ETFs enttäuschten auf ganzer Linie. Konnte sich die Branche im laufenden Jahr wieder nach oben kämpfen und lohnt sich ein Investment wieder?

Lange Zeit galt Paypal (WKN: A14R7U) als Unternehmen, in das Anlegerinnen und Anleger unbedingt investieren sollten. Sprach man über Fintech-Investments, war Paypal mehr als nur „mitgemeint“. Und der Erfolg schien sowohl dem Unternehmen als auch den Anlegern Recht zu geben. 2020 und 2021 liefen äußerst erfolgreich, zeitweise erreichte die Aktie einen Wert von über 300 US-Dollar.

Auf Höhenflug folgt tiefer Absturz der Fintech-Branche

Doch die Ernüchterung folgte bald – und damit auch der Absturz der Aktie. Heute steht sie bei einem Wert von rund 54 US-Dollar. Das ist nicht wesentlich mehr als zum Börsengang 2015. 2022 konnte man sich noch mit dem Argument behelfen, dem breiten Markt ginge es nicht gut und dem Tech-Markt ganz besonders nicht. Doch ein Comeback blieb für Paypal auch in diesem Jahr aus.

Doch was sind die Gründe für den tiefen Fall der Paypal-Aktie? Das Geschäftsmodell scheint noch immer gut zu funktionieren und immer mehr E-Commerce-Unternehmen bieten Paypal als Zahlungsdienstleister an – eigentlich müsste die Aktie entsprechend erfolgreich sein.

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Doch was in der Außenwirkung gut zu funktionieren scheint, ist in der Realität etwas anders. Das Wachstum etwa ist gering, die Margen rückläufig, das Kreditportfolio wurde verkauft und bald soll auch ein Verkauf von Xoom folgen, welches Kundinnen und Kunden einen einfachen Geldtransfer ins Ausland ermöglicht. Auch der bevorstehende Abgang von CEO Dan Schulmann sorgt nicht unbedingt für Sicherheit bei Anlegerinnen und Anleger, auch wenn inzwischen klar ist, dass Alex Chriss den Posten übernehmen wird.

Vorwürfe zu unlauteren Geschäftsmethoden

In den USA gibt es zudem Vorwürfe, Paypal würde Daten mit dem US-Heimatschutzministerium abgleichen und etwa Konten von Menschen sperren, die verdächtigt werden, unlauteren Aktivitäten nachzugehen – nicht immer aber sind diese Verdächtigungen auch wahr und so können auch unbescholtene Bürgerinnen und Bürger nicht mehr auf ihre Konten zugreifen.  Ebenso sollen bereits Konten von Verwandten gesperrt worden sein, wenn jemand einen Konflikt mit Paypal hatte, weiter kann das Konto für 180 Tage eingefroren werden.

In Deutschland hat der Verbraucherschutz 2018 Klage gegen Paypal eingereicht, weil mehrere Nutzer sich beschwert hatten, nicht mehr an ihr Guthaben zu kommen. Im Anschluss änderte das Unternehmen diverse Formulierungen in ihren Nutzungsbedingungen.

Auch politisch möchte das Unternehmen Einfluss nehmen – 2011 gab es Vorwürfe, Paypal würde die Konten europäischer Händler sperren, die mit Waren aus Kuba handeln. Paypal berief sich dabei auf das Handelsembargo der USA gegen Kuba aus dem Jahr 1962. In Europa ist die Umsetzung des Embargos jedoch rechtswidrig.

Wenig verwunderlich also, dass Anlegerinnen und Anleger verunsichert sind und Paypal auf der Aktien-Wunschliste nicht mehr besonders weit oben steht. Wie sich das Unternehmen mit dem Wechsel in der Geschäftsführung neu aufstellen wird, wird sich im kommenden Jahr zeigen – ob der Aktie dann ein Comeback gelingt, ist derzeit nicht vorhersehbar.

Wie geht es anderen Fintechs?

Dass Fintechs zukunftsfähig sind, steht jedoch außer Frage. Auch Paypal glaubt weiterhin fest daran. Das Unternehmen hat im April dieses Jahres etwa in das deutsche Unternehmen Finanzguru investiert.  Das Frankfurter Fintech betreibt eine App, mit der Kundinnen und Kunden nicht nur ihre Ausgaben und Einnahmen tracken können. Mittels KI analysiert Finanzguru die Finanzsituation der Kunden und macht auf Basis dessen passende Angebote für Finanzprodukte oder auch Versicherungen.

An der Börse ist Finanzguru derzeit noch nicht – ebenso wenig wie der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna. Das Unternehmen hat eine Bewertung von 6,7 Milliarden US-Dollar und die Finanzwelt wartet sehnsüchtig auf den IPO – ein Datum gibt es bislang jedoch nicht. Die Vorzeichen stehen aktuell jedoch gut: Das erste Mal seit 2019 konnte Klarna in diesem Jahr Gewinne einfahren.

Dieser Fintech-ETF könnte sich lohnen

Wer darauf nicht warten möchte, kann sich mit einem Fintech-ETF behelfen. Mutige trauen sich an den noch recht jungen Grayscale Future of Finance UCITS ETF (WKN: A3DJZD). Enthalten sind Unternehmen wie Coinbase *, Robinhood, Northern Data oder auch Paypal. Im laufenden Jahr dürften sich Anlegerinnen und Anleger freuen: Satte 43,74 Prozent ging es nach oben. Das ist besonders erfreulich, weil der ETF in seinem ersten Jahr 2022 direkt 49,29 Prozent an Wert verloren hat. Die langfristige Entwicklung jedoch bleibt abzuwarten.

Wer in Fintechs investieren möchte, sollte sich ohnehin immer darüber bewusst sein, dass viele Unternehmen in dieser Branche derzeit noch Start-Ups sind und die Aktien (und somit die entsprechenden ETFs) volatil sein können. Sie sollten daher nur einen kleinen Teil des Portfolios abdecken.