Sebastian Hasenack über die spannenden Entwicklungen in der Fintech-Welt
Die Fintech-Szene wird erwachsen. Sebastian Hasenack, Leiter Online Vermögensverwaltung von DJE Kapital, zeigt uns seine Sicht zur Branche.
In der Fintech-Welt tut sich einiges. Was waren für Sie die großen Fintech-Ereignisse in Deutschland im Jahr 2023?
Das Umfeld ist einige Fintech-StartUps 2023 schwieriger geworden. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung – etwa der Zinsentwicklung – haben die Finanzierungsrunden zwar nicht massiv abgenommen, das eingesammelte Kapital 2023 beläuft sich jedoch mit Blick auf den europäischen Markt auf nur 33 Prozent des Vorjahresniveaus. Die „Runway“ sowie die Schwelle zur Profitabilität wurden dementsprechend heiß diskutiert. Konsolidierung sowie Schärfung von Geschäftsmodellen sind allerdings auch nicht unüblich im Startup-Umfeld, sondern für den Markt gesund.
Einen kleinen Dämpfer mussten Neobroker-Kunden im Sommer 2023 hinnehmen. Ist durch das Verbot des „Payment for Order Flow“-Prinzips ab 2026 das Geschäftsmodell gefährdet?
Davon gehe ich nicht aus. Flat-Fee Modelle, kompetitive Preisangebote mit Blick auf den bestehenden Wettbewerb (ermöglicht durch Technologie auf der grünen Wiese), eine Zielgruppengerechte UX und entsprechende Marketing-Finesse sollten den neuen Anbietern ihren Platz sichern. Glücklicherweise befinden wir uns in der Ära post Game-Stop bzw. Trading-Hype. Nun zählt das „echte“ Geschäft, unter anderem mit Sparplänen, VL-Angebote und einer eben effizienten Abwicklung.
Werden angesichts der digitalen Konkurrenz über kurz oder lang klassische Filialbanken noch eine Chance haben?
Wir werden sicher eine ausgedehnte „hybride“-Phase erleben bzw. befinden uns bereits mittendrin. Der persönliche Kontakt ist für viele Kundengruppen ein wichtiges Kriterium in der Geschäftsanbahnung sowie in der laufenden Betreuung. Unsere demografische Struktur spielt hier sicher eine Rolle. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass es ohne digitalen Kanal sowie vollständig digitale Angebote für klassische Filialbanken unmöglich sein wird, eine 100 Prozent digital-affine Zielgruppe für sich zu gewinnen.
Und wie sieht es bei Direktbanken aus, die neue Konkurrenz durch Neobroker erhielten?
Sicherlich setzt die Entwicklung etablierten Produktmanager von Direktbanken „friendly“ unter Druck. Eine Welle der Abwanderung erleben wir allerdings bisher nicht. Hier könnte man die aktuelle Entwicklung bei Trade Republic anreißen. Aber da ist halt spannend, dass die direkt international denken und nicht bloß auf Deutschland konzentriert sind. Sehe das Vertrauensthema und den nervigen Bankwechsel aber auch als fetten Blocker.
Um die Robo-Adivisors wurde es gefühlt wieder etwas ruhiger. Wie zukunftsfähig ist die Branche?
Der erste Hype ist vorbei. Digitale Anlageangebote sind in der „Anleger-Welt“ vollständig angekommen und werden genutzt. Die retailfähige Finanzportfolioverwaltung (Vermögensverwaltung) wird weiter an Relevanz gewinnen und ist regulatorisch gewünscht. Einige Startups in diesem Segment haben sich dafür entschieden, ihre Geschäftsmodelle zu pivotieren. Das bedeutet, aus der Vermögensverwaltung für Endkunden wurde eine Software-Entwicklung (SaaS-Modelle) für etablierte Adressen. Ich habe selbst ein Startup in diesem Segment gegründet, welches nun erfolgreich Software für Asset-Manager anbietet.
Zurück zum Angebot für Kunden: Ich verfolge, dass digitale und klassische Angebote zusammenfinden, etwa mit Blick auf die Vermögensverwaltung. Hat nicht jeder Kunde Interesse daran, seine Portfolioentwicklung oder die Berater-Kommunikation per App zu steuern? Die strikte Trennung der Angebote sowie die Segmentierung als „Robo Advisor“ wird verblassen. Portfolio-Performance, Renditen sowie Produktmerkmale werden in den Vordergrund rücken.
Tipp: Wir haben uns die Entwicklungen im Fintech-Sektor auch im Heft näher angesehen. Die Geschichte findest du ab Ende Januar in der Extra-Magazin-Ausgabe 2/2024. Schau also gleich zu unserem Shop.
Welche Neuerungen erwarten Sie in den kommenden Jahren im Fintech-Sektor aus Verbrauchersicht? Wo können Fintechs einen noch größeren Mehrwert schaffen?
Hier muss ich mich wiederholen: „Performance matters!“. Schnittstellen werden das Kundenerlebnis zukünftig weiter verbessern und vereinfachen sowie die Vergleichbarkeit von Angeboten erhöhen. Hierzu sollte man die Entwicklungen in den Bereichen „Open-Banking“ sowie „Embedded Finance“ im Auge behalten.
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Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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