Nach dem Allzeithoch: Wie sind die Aussichten von Gold?
Der Gold-Preis in Dollar ist im vergangenen Jahr um 30 Prozent gestiegen. In Euro gerechnet war es sogar ein wenig mehr. Wie geht es weiter?
Nach dem jüngsten Höhenflug fragen sich Anleger jetzt, wie es bei Gold weitergeht. „Wir bleiben zuversichtlich – aus drei Gründen“, sagt Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück. Dazu gleich mehr. Das Edelmetall notiert aktuell auf einem Allzeithoch und steht an der Schwelle zu 3.000 US-Dollar für eine Feinunze. Bereits 2011 fanden wir ein Allzeithoch vor, das jedoch 13 Jahre Bestand hatte. Da konntest du als Aktien-ETF-Anleger wesentlich schneller neue Rekordstände verbuchen. Doch im Vorjahr kannten Goldanhänger kein Halten mehr. Der Preis kletterte im Vorjahr wesentlich stärker als der weltweite Aktienmarkt. „Ein solcher explosionsartiger Anstieg ist den meisten Anlegern suspekt. Gold zu verkaufen, sollte man sich dennoch sehr gut überlegen“, meint Kohlbrecher.
Gold-Bullenmärkte dauern Jahre
„Wenn der Goldpreis einen starken Anstieg (Bullenmarkt) startet, hält dies über mehrere Jahre an. So ging es von 1971 bis 1980 von den politisch festgelegten 35 Dollar auf 800 Dollar hoch. Der Anstieg zwischen 2000 und 2011 brachte den Goldpreis von knapp 300 auf 1.900 Dollar. Vor dem jetzigen Anstieg lag das Tief 2016 bei 1.060 Dollar“, so Kohlbrecher. Damit habe der jetzige Bullenmarkt zeitlich, vor allem aber preislich noch Spielraum nach oben.
Tipp: Gold steht weiter im Mittelpunkt unter den Edelmetallen. Hier erfährst du alles über das Investieren in Gold.
Nicht überteuert
Nach Ansicht Kohlbrechers ist das Edelmetall noch lange nicht überteuert. Aus fundamentaler Perspektive spräche daher wenig dafür, dass Gold spürbar überbewertet sein könnte. „Für die langfristige Bewertung des Edelmetalls halten wir die Geldmenge (der Industrieländer) für den am besten geeigneten Parameter, denn Gold und diese Geldmenge bewegen sich über die Jahrzehnte in etwa parallel“, erklärt Kohlbrecher. Aktuell entspräche das Verhältnis beider Größen etwa jenem von Anfang 2010. Danach legte der Goldpreis weiter zu.
Stärke trotz hoher Zinsen
Der Goldpreis habe sich in den vergangenen ein, zwei Jahren trotz recht hoher Markt- und Leitzinsen nicht nur wacker gehalten, sondern sei sogar deutlich gestiegen. Das sei außergewöhnlich. „Zum einen scheint das Schema „Höhere Realzinsen im Westen schicken den Goldpreis nach unten“ nicht mehr zu gelten, weil die Schwellenländer-Notenbanken immer mehr Gold als Währungsreserve kaufen, um unabhängiger vom US-Dollar zu werden. Zum anderen verlangen Anleger im Westen wegen der hohen Inflation zwar höhere Zinsen, sorgen sich aber gleichzeitig wegen der ausufernden Staatsverschuldung“, führt Kohlbrecher aus. Um sich gegen das Risiko von Staatspleiten abzusichern, würden also Anleger zunehmend auf Gold setzen, weil es hier kein Schuldnerrisiko gäbe. Schließlich sei das Edelmetall die Währung der letzten Instanz.
Mit ETCs kannst du investieren
Eine kleine Gold-Position ist sicher keine schlechte Idee. Du musst deswegen keine Goldbarren oder -münzen unter dem Bett verstecken oder ein teures Bankschließfach anmieten. Du kannst auch entsprechende ETCs wählen, die physische Auslieferung garantieren. Solche ETCs sind übrigens auch steuerlich interessant. Lese hierzu gleich unseren Wissensbeitrag über die Besteuerung von Gold-ETCs.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Krisen und anstehende Zinssenkungen. Gold steht wieder im Fokus. Michael Geister, Vertriebsleiter der deutschsprachigen Region bei HANetf, gibt Antworten.