Mit 60:40-Portfolio lässt sich das Vermögen in 13 Jahren verdoppeln
Anleger fragen sich immer wieder: Ist mein Portfolio richtig, so wie es ist. Experten bringen jetzt ein modifiziertes 60:40-Depot ins Spiel.
Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management haben die Folgen der globalen Pandemie, verbunden mit den verschärften geopolitischen Spannungen, zu einer Phase bedeutender wirtschaftlicher Veränderungen geführt. „Wir befinden uns im Übergang von einer Welt anhaltender Desinflation, ultralockerer Geldpolitik und fiskalischer Zurückhaltung hin zu einer Welt mit wechselseitigem Inflationsrisiko, konventionellerer Geldpolitik und stärkerem Einsatz fiskalischer Instrumente. Diese sich verändernden Rahmenbedingungen haben weitreichende Auswirkungen für Anlegerinnen und Anleger und verlangen eine grundsätzliche Überprüfung der langfristigen Kapitalanlagestrategie“, erläutert Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.
In einer Analyse des Asset Managers werden die Ertrags- und Risikoerwartungen für rund 200 verschiedene Anlageklassen und Strategien von über 60 weltweit tätigen Expertinnen und Experten für die nächsten zehn bis 15 Jahre aggregiert. Mit diesem Fokus über die nächsten ein bis zwei Konjunkturzyklen hinweg wird jenseits von kurzfristigen zyklischen Entwicklungen eine Prognose für die langfristige Entwicklung der globalen Wirtschaft, der Zinsen sowie der wichtigsten Anlageklassen möglich.
60:40-Portfolio hat gute Aussichten
Ein wichtiges Ergebnis des langfristigen Ausblicks ist, dass trotz gestiegener Unsicherheit die langfristigen Ertragsperspektiven in vielen Vermögenklassen sehr vielversprechend sind. „Wir erwarten für ein Portfolio mit 60 Prozent globalen Aktien und 40 Prozent Anleihen über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren eine jährliche Rendite von 5,3 Prozent in Euro. Dies ist ein weiterer Anstieg um 20 Basispunkte im Vergleich zum letzten Jahr, was vor allem an den deutlich verbesserten Renditeaussichten für Anleihen liegt. Mit diesen Ertragsaussichten kann sich der Wert des Portfolios in 13 Jahren verdoppeln“, unterstreicht John Bilton, globaler Leiter Multi-Asset-Strategie bei J.P. Morgan Asset Management.
KI und erneuerbare Technologie beflügeln Wachstum
Während kurzfristig die Sorge dominiert, wann und wie stark es zur Rezession kommt, sei dies laut Ökonom Galler für die langfristige Prognose eher sekundär. Das langfristige Wachstum werde vielmehr durch Faktoren wie Demographie, Kapitalstock und Produktivität einer Volkswirtschaft definiert. Und genau hier gebe es für die Industrieländer gute Nachrichten. „Die enormen Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz dürften die Produktivität langfristig erhöhen, zudem verbessern die Investitionen in die erneuerbaren Technologien den Kapitalstock. In Summe erwarten wir deshalb trotz nachteiliger demografischer Entwicklung einen leichten Anstieg des jährlichen nominalen globalen Wirtschaftswachstums (BIP) von 5,2 Prozent auf 5,3 Prozent über den untersuchten Zeitraum von 10 bis 15 Jahren“, führt Galler aus.
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Über alle Anlageklassen hinweg sehen die Experten die Inflationsperspektive als das zentrale Element des Langfristausblicks an. Nachdem die Inflationsprognosen bereits in den letzten beiden Jahren erheblich angestiegen sind, wurden sie aktuell nur leicht auf 2,9 Prozent angehoben. „Dies spiegelt die Reflation in Europa und Japan und das insgesamt höhere Inflationsniveau wider, was dazu führt, dass Zentralbanken ihre Inflationsziele leichter, also ohne Gelddrucken und Nullzinspolitik erreichen sollten. Insgesamt ist für den Zeithorizont der nächsten 10 bis 15 Jahre jedoch eine größere Inflationsunsicherheit zu erwarten“, so Tilmann Galler zur Inflationsprognose. Er betont aber, dass die erhöhte Inflation auch mit höherem nominalem Gewinnwachstum einhergehe, was die Aktienkurse weiter unterstützen sollte.
Aktien, Anleihen und Alternatives mit langfristig vielversprechendem Ausblick
So haben aus langfristiger Sicht Aktien trotz wachsender Rezessionsgefahr wenig von ihrer Attraktivität eingebüßt, und sollten gut in der Lage sein, den realen Kapitalerhalt zu sichern. Auch nach dem aktuellen Kursanstieg liegen die langfristigen Erwartungen für US-Aktien bei 5,3 Prozent, für europäische Aktien bei 7,3 Prozent und für Schwellenländer-Aktien bei 7,1 Prozent jährlich.
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Dank der aktuell hohen Zinsniveaus werden die langfristigen Prognosen für festverzinsliche Anlagen ebenfalls gestützt. Die jährlichen Ertragserwartungen für Euro Government Bonds steigen auf 3,5 Prozent, für Euro Aggregate Bonds auf 3,6 Prozent und für Euro-Hochzinsanleihen auf 5,7 Prozent. „Anleihen hoher Bonität dürften nach Abzug der Inflation positive Renditen erzielen. Solche Titel bleiben außerdem eine wichtige Absicherung im Gesamtportfolio“, unterstreicht Tilmann Galler.
Alternative Anlagen haben in diesem Jahr in einem insgesamt attraktiven Ertragsuniversum wieder an Attraktivität gewonnen. Nach den Korrekturen der letzten zwölf Monate können die Renditeprognosen besser mit denen der öffentlichen Märkte in Einklang gebracht werden. Trotz der bekannten Probleme in einigen Teilen der USA aufgrund der anhaltenden Schwäche im Gewerbeimmobilienbereich sowie in China sind die Aussichten für Kernimmobilien gut. Auch andere Real Assets sehen gut aus, so steigt die Prognose für Kerninfrastruktur und im Transportsektor auf jeweils 6 Prozent. „Neben attraktiven Renditen bieten die Real Assets ein Diversifizierungspotenzial, das angesichts der höheren Volatilität der Inflation, die wir über den Prognosehorizont erwarten, besonders willkommen ist“, führt Galler aus.
„Nächste Generation“ des 60/40-Portfolios
Die Analyse zeigt eindrucksvoll, dass es weitere Möglichkeiten gibt, die Ertragsaussichten zu verbessern. Beispielsweise lässt sich durch die Allokation von 25 Prozent alternativen Anlagen die 60/40-Rendite um 60 Basispunkte steigern und die Sharpe-Ratio um etwa 12 Prozent verbessern. „Als ‚die nächste Generation von 60/40‘ bezeichnen wir eine Erweiterung der Diversifikation über Aktien und Anleihen hinaus, denn es ist sinnvoll, die Palette der Anlagemöglichkeiten um alternative Anlagen, faktorbasiertes Investieren thematische Investments und sonstige Ansätzen intelligenter auszubauen, um damit verbesserte Ertragschancen und neue Diversifikationsachsen zu ermöglichen“, betont Multi-Asset-Stratege John Bilton.
Cash ist langfristig nicht King
Der Experte betont, dass es derzeit vor allem gelte, der Verlockung der hohen Cash-Rendite zu widerstehen und vielmehr die langfristigen Chancen einer aktiven Allokation zu nutzen. Dafür rechnet John Bilton vor: „Aktuell lässt sich mit einem US-Dollar rund 5 Prozent verdienen. In einem Jahrzehnt würde dieser Dollar real 1,04 US-Dollar wert sein. Wer statt auf Cash zu setzen eine einfache 60/40-Allokation nutzt, würde den Wert bereits auf 1,54 US-Dollar steigern können. Und mit dem Portfolio aus 60/40 + 25 Prozent alternativer Anlagen wächst der Wert sogar auf über 1,60 US-Dollar. Kurz gesagt ist ‚Cash langfristig nicht King‘“, betont John Bilton. Die Kraft der Diversifikation und des aktiven Managements ermöglichten verbesserte Ertragschancen und eine größere Stabilität für das Portfolio. „In einer Welt im Wandel wird das Kapital in Bewegung sein. An der Seitenlinie zu stehen ist keine Option“, so das Fazit von John Bilton.
Und Grace Peters, Global Head of Investment Strategy der J.P. Morgan Privatbank ergänzt: „Gerade in Phasen der Veränderung wünschen sich Anlegerinnen und Anleger eine Kristallkugel für die Kapitalmärkte. Auch wenn wir diese nicht haben – mit den langfristigen Ertragserwartungen unserer LTCMA bieten wir so etwas wie einen Fahrplan, um durch die Unsicherheit zu navigieren. Damit hoffen wir, die langfristigen Anlageziele unserer Kundinnen und Kunden unterstützen zu können.“