Lohnt sich Value immer noch als Faktorprämie?
Durch Factor Investing können Anlegerinnen und Anleger auch beim passiven Investieren Überrendite erwirtschaften. In diesem Beitrag beleuchten wir die Value-Strategie.
Anders als beim aktiven Investieren orientieren sich Anleger bei passiven Strategien an der Rendite des Gesamtmarktes. Ziel ist es, diese zu erreichen und nicht den Markt zu schlagen. Dennoch gibt es auch beim passiven Investieren die Möglichkeit, die Rendite zu erhöhen. Beim faktorbasierten Investieren, engl. Factor Investing, setzen Investorinnen und Investoren auf verschiedene Parameter, die wie ein Filter funktionieren. Die Faktoren bzw. Faktorprämien können sich im Laufe der Zeit ändern oder sogar bzgl. einer möglichen Überrendite irrelevant werden und somit verschwinden.
Welche Faktoren gibt es?
Die bekanntesten und aktuell gängigsten Faktoren sind:
Small Size – Hierbei geht es um die Unternehmensgröße. Häufig haben kleine börsennotierte Unternehmen (Small Caps) höhere Renditen als große (Large Caps).
Quality – Dieser Faktor bezieht sich auf bestimmte Kennzahlen des Unternehmens wie gute, zuverlässige Erträge und geringe Verschuldung. Unternehmen, die qualitativ höher eingestuft werden, erzielen oft bessere Renditen.
Value – Langfristig performen Value-Unternehmen, also niedrig bewertete, besser als Growth-Unternehmen, die hoch bewertet sind.
Momentum – Hier ist der Zeitpunkt ausschlaggebend. Tendenziell haben Unternehmen, die vor Kurzem eine gute Rendite hatten, diese auch noch für einen weiteren begrenzten Zeitraum.
Politisches Risiko – Wertpapiere, die einem höheren politischen Risiko ausgesetzt sind, erzielen in der Regel höhere Renditen. Das ist häufig bei Aktien aus Schwellenländern so.
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Was ist Value-Investing?
Beim werteorientierten Investieren suchen Anlegerinnen und Anleger nach unterbewerteten Aktien, also nach solchen, deren eigentlicher Wert höher ist als der Preis, den Investoren zahlen. Da mittlerweile immer mehr von ihnen nach der Value-Investing-Strategie investieren wollen, gibt es mittlerweile mehrere Indizes, die auf einem Basis-Index beruhen, aber werteorientiert ausgerichtet sind. Ein Beispiel ist der MSCI World Enhanced Value.
MSCI World Enhanced Value vs. MSCI World
Beide Indizes beinhalten große und mittelgroße Werte aus 23 Industrieländern, allerdings bildet der MSCI World über 1.500 Unternehmen ab, der MSCI World Enhanced Value dagegen nur 400. Die Unternehmen werden beim Value-Index anhand einer wertbasierten Strategie ausgewählt. Die Kennzahlen, die bei der Auswahl der Unternehmen eine Rolle spielen, sind das Kurs-Buchwert-Verhältnis, der Kurs in Bezug zum erwarteten Gewinn sowie der Unternehmenswert im Verhältnis zum Cashflow aus dem operativen Geschäft. Verschiedene Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Gesundheit und Finanzen bilden die Top Ten-Positionen des Indexes. Intel, Broadcom und Pfizer führen den Index derzeit an. Was die Länder betrifft, sind die USA im MSCI World Value mit 38 Prozent vertreten, es folgen Japan mit 23 Prozent und Großbritannien mit 11,6 Prozent. Unternehmen aus Deutschland machen mit 4,73 Prozent einen relativ geringen Teil aus. Im Gegensatz zum Basis-Index, dem MSCI World, sind die USA im MSCI World Enhanced Value nicht so übergewichtet (die dort enthaltenen Unternehmen kommen zu mehr als zwei Dritteln aus den USA).
Ein Blick auf die Performance der beiden Indizes zeigt: Mal entwickelte sich der MSCI World besser, mal sein kleinerer Value-Bruder. Aktuell (Stand 31. Januar 2023) verzeichnen beide Indizes eine Nettorendite von 7,08 Prozent. Beim Blick auf die vergangenen drei Monate zeigt sich, dass der MSCI World Enhanced Value mit 15,03 Prozent die Nase vorn hatte (der MSCI World kam dagegen in den vergangenen drei Monaten „nur“ auf 9,66 Prozent Nettorendite. Im 10-Jahresvergleich gewinnt wiederum der MSCI World. Im vergangenen Jahr zeichneten zwar beide Indizes Verluste, allerdings kam der Value-Index besser davon. Dieser Trend scheint sich weiterhin fortzusetzen. Für Anleger kann sich ein ETF auf den MSCI World Enhanced Value derzeit also durchaus lohnen. Am besten wäre wohl eine Kombination aus ETFs, die beide Indizes abbilden. Denn der MSCI World Enhanced Value leidet in Krisenzeiten mehr, punktet aber mit besserer Performance, sobald es wieder bergauf geht. Um die schwierigen Krisen gesicherter zu überstehen, macht eine Kombination mit dem MSCI World Sinn.