14. Juni 2022
Krisenphase: Lohnt sich ein Investment in Immobilien noch?

Krisenphase: Lohnt sich ein Investment in Immobilien noch?

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, hohe Inflation – der Kapitalmarkt ächzt unter verschiedenen Belastungen. Investorinnen und Investoren fragen sich, welche Anlagestrategien derzeit die besten sind. Lohnt sich ein Investment in Immobilien, das sogenannte Betongold, aktuell? Oder brechen die Preise für Immobilien in naher Zukunft drastisch ein? Wir geben einen Überblick über die aktuelle Lage.

Vor einigen Tagen gab Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) bekannt, dass der Leitzins im Juli dieses Jahres um 0,25 Prozentpunkte angehoben wird. Damit soll der weiter steigenden Inflation entgegengewirkt werden. Es ist die erste Erhöhung des Leitzinses seit 2011. Sollte die Inflationsrate weiter zunehmen, wird die EZB den Leitzins im September erneut erhöhen, vermutlich sogar noch stärker als jetzt im Juli.

Immobilienkredite werden teurer

Der gestiegene Leitzins wirkt sich auf Kredite aus. Bisher liehen sich Banken ihr Geld für Nullzinsen von der EZB. Daher konnten sie ihren Kundinnen und Kunden besonders günstige Konditionen anbieten. Das wird sich mit der Erhöhung des Leitzinses ändern. Sämtliche Kredite, darunter auch Immobilienkredite, werden teurer. Einige Experten rechnen damit, dass die gestiegenen Zinsen zum Platzen der Immobilienblase führen. Diese Sonderform der Spekulationsblase entsteht, wenn Käufer über eine gewisse Zeit bereit sind, stark überhöhte Preise für Immobilien zu zahlen. Das führt dazu, dass Immobilien überbewertet sind.

Aufgrund der niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren haben sich viele Leute für einen Immobilienkredit entschieden und waren auch bereit, höhere Preise für Häuser und Wohnungen zu bezahlen. Die Banken haben ihre Zinsraten für Immobilienkredite in den vergangenen Wochen allerdings deutlich angehoben, da bereits abzusehen war, dass der Leitzins steigen wird. Das könnte nun dazu führen, dass die Nachfrage nach Immobilien abnimmt, da Käufer nicht mehr bereit sind, überteuerte Immobilien zu kaufen bzw. es sich schlicht nicht mehr leisten können. Das wiederum würde zu einem deutlichen Abfall der Immobilienpreise und damit zum Platzen der Blase führen.

Die Nachfrage ist hoch – noch

Aktuell ist die Nachfrage nach Immobilien noch sehr hoch. Einige Berufsgruppen verbleiben nach der Corona-Pandemie zumindest teilweise im Homeoffice und suchen sich geeignete Immobilien in guter Lage. Ausländische Investoren legen ihr Geld in Wohnungen und Häuser in deutschen Großstädten an, da die Preise deutlich niedriger sind als in den Metropolen anderer europäischer Länder. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur sagte Ralph Henger, Immobilienexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, er sei sich sicher „dass sich eine vermietete Immobilie als Geldanlage weiterhin lohnt. Eine jährliche Rendite von mindestens zwei Prozent hält er für realistisch.“ Vor allem in Ballungsräumen werden die Preise für Immobilien seiner Ansicht nach hoch bleiben.

Auch andere Experten gehen davon aus, dass sich die Preise für Häuser und Wohnungen auf dem derzeit hohen Niveau einpendeln, aber nicht sinken werden. Damit das passiert, müssten die Kapitalmarktzinsen auf ein deutlich höheres Niveau steigen. Für private Anlegerinnen und Anleger, die weiterhin auf das sogenannte Betongold setzen wollen, sind das gute Nachrichten. Wer selbst eine Immobilie kaufen möchte, sollte nach Meinung verschiedener Experten vor allem auf die Lage des Objektes achten. Immobilien in Großstädten und deren Speckgürteln, aber z. B. auch in Universitätsstädten versprechen weiterhin die Chance auf rentable Investitionen.

Tipp: Asset Allocation – hier erfährst du, wie du Risiko und Ertrag miteinander in Einklang bringst.

Immobilien-ETFs fürs Depot

Immobilien-ETFs eignen sich für all diejenigen, die selbst keine Immobilie kaufen möchten, aber dennoch von der Entwicklung des Marktes profitieren wollen. Ein Beispiel ist der VanEck Global Real Estate ETF (WKN: A1T6SY). Der physische Fonds investiert in Aktien der Immobilienbranche weltweit und hat aktuell eine Größe von 432,86 Mio. Euro. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,25 Prozent, die Gewinne werden ausgeschüttet. Seit seiner Auflage im Jahr 2011 hat der ETF pro Jahr durchschnittlich um 8,30 Prozent an Wert zugenommen.