25. November 2020
Der MDax wird kleiner, das hat viele Vorteile für ETF-Anleger.

Dax wächst, MDax wird kleiner – warum das super ist für Ihre MDax-ETFs!

Es war ein offenes Geheimnis, jetzt ist es raus: Der Dax wird um zehn auf 40 Werte erweitert. Was viele nicht wissen: Das ist eine hervorragende Nachricht für MDax-Anleger.

Die Deutsche Börse hat – manche sagen endlich – beschlossen, den Dax aufzustocken. Ab September werden nicht mehr wie gewohnt 30 Unternehmen im Leitindex sein, sondern 40. Beobachter halten das für überfällig, zumal andere Länderindizes wesentlich breiter gefasst sind. „Mit der Reform gewinnt die Dax-Familie an Attraktivität“, meint etwa Christine Bortenlänger, geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.

Was passiert also mit Dax und MDax?

Die zehn neuen Dax-Unternehmen kommen vom MDax, sie steigen sozusagen von der zweiten in die erste Liga auf. Der MDax hat dann also nicht mehr 60, sondern nur noch 50 Unternehmen. „Der MDax ist durch die diversen Regeländerungen auf jeden Fall deutlich stärker betroffen als der Dax“, sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka Bank.

Das kann gleichwohl Vorteile bieten, auch wenn in der Presse derzeit schon fleißig Abgesänge auf den MDax angestimmt werden. Von ein Bedeutungsverlust ist die Rede. Auf den ersten Blick ist das nachvollziehbar. Übertragen auf die Fußballsprache ist schließlich klar: Würden schlagartig die besten sechs, sieben Mannschaften der zweiten Liga in die Bundesliga aufsteigen, verschlechtert sich die Qualität der zweiten Liga rapide.

Klingt logisch. Doch in diesem Fall machen es sich die Kritiker zu leicht. Zum einen hatte der MDax bis vor gut zwei Jahren ohnehin lediglich 50 Titel. Doch das war längst nicht alles.

Jetzt verstärkt den Size-Effekt nutzen

Es gibt sogar handfeste Vorteile, die jetzt für den MDax sprechen. In den MDax investieren Anleger ja nicht, um in Großkonzerne zu investieren. Sie möchten gezielt kleine, aber feine Unternehmen im Depot haben – solide Nebenwerte eben. Von daher stört es nicht, wenn die Marktkapitalisierung sinkt.

Im Gegenteil – Anleger versuchen mit Nebenwerten, eine Überrendite zu erzielen. Und laut Studien gelingt das langfristig auch. Auf Sicht von Jahrzehnten haben Small-Cap-Aktien, also Aktien kleinerer Unternehmen, höhere Renditen vorzuweisen als die großen „Tanker“.

Dies wird als Size-Effekt bzw. Size-Prämie bezeichnet. Wenn nun die Großen aus dem MDax verschwinden, wird der Index „nischiger“, wenn man so will. „Der Size-Effekt wird im MDax zu spüren sein, denn die Index-Kapitalisierung wird durch die Veränderungen deutlich zurückgehen“, meint auch Schallmayer.

Der Size-Effekt ist dem Umstand geschuldet, dass kleinere Unternehmen häufig agiler sind und aber auch bei ihnen größere Risiken herrschen. Wo Risiken sind, gibt es immer auch Chancen. Man spricht also auch von einer Risikoprämie.

Tipp: Hier finden Sie eine Auflistung etlicher Small-Cap-ETFs.

Weniger Klumpenrisiko

Ein anderer Vorteil: Wenn Sie in der ETF-Suche auf extraETF.com nach MDax-ETFs suchen, werden Sie bei einem Blick auf die Zusammensetzung feststellen, dass die Top-10-Unternehmen bereits mehr als 45 Prozent einnahmen. Alleine Airbus macht gut zwölf Prozent aus. Das ändert sich bald. „Vor allem Airbus würde dann ein prominentes Dax-Mitglied werden“, so Schallmayer. Das ist aber auch kein so großer Verlust, wie man zunächst annehmen könnte.

Denn ein wesentliches Verkaufsargument von ETFs ist es gerade, geringe Klumpenrisiken einzugehen. Ein Klumpenrisiko tritt da auf, wo in hohem Maße in wenige Unternehmen investiert wird. Das ist derzeit im MDax der Fall. Fallen aber die großen Unternehmen weg, dürfte sich das Risiko deutlich reduzieren. Denn gerade die großen Unternehmen verzerren die Gewichtung eines Index.

Alles in allem scheint damit klar zu sein, der vermeintlich Abstieg des MDax durch dessen Bedeutungsverlust kann in Wahrheit für Privatanleger ein Vorteil sein. Sie können von einer Senkung des Klumpenrisikos ausgehen. Außerdem nimmt die wesentliche Motivation, in Nebenwerte zu investieren zu. Denn da die durchschnittliche Marktkapitalisierung der Indexmitglieder sinken wird, verstärkt sich die Small-Cap-Eigenschaft. Langfristig sollte das die Size-Faktorprämie erhöhen. Ein Abstieg geht anders.