23. September 2022
Gold bleibt der ultimative Wertspeicher

Investieren in Gold – ein sicherer Hafen oder ein kenterndes Schiff?

Gold gilt traditionell als Schutz vor Inflation. Wer ruhig schlafen möchte, sollte unbedingt etwas vom Edelmetall im Portfolio haben, so wurde lange gedacht. Doch derzeit sieht es gar nicht so rosig aus für Gold. Was das bedeutet.

Liebes Gold, du hast es derzeit wirklich nicht leicht. Eigentlich hast du dir in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als Inflationsschutz schlechthin gemacht. Und obwohl der Krieg in der Ukraine anhält und die Inflation weiter zunimmt, befindet sich dein Kurs auf Talfahrt. An den meisten Tagen seit Beginn des Krieges gibt es für deinen Wert nur eine Richtung und die lautet abwärts. Was ist los mit dir und wann geht’s wieder aufwärts?

Die Gründe für den Kursabfall

Viele Anlegerinnen und Anleger, die ihr Portfolio mit einem Investment in Gold gegen die Inflation absichern wollten, stellen sich diese Fragen. Was für sie ein sicherer Hafen sein sollte, entpuppt sich nun als Schiff, das zu kentern droht. Die stürmisch-hohen Wellen, die dem Edelmetall entgegenschlagen, werden vor allem von der Fed verursacht. Die US-Zentralbank orientiert sich an der Inflation der 1970er-Jahre und richtet die derzeitige Zinspolitik danach aus. Daraus resultieren Zinserhöhungen – gerade erfolgte die fünfte in diesem Jahr. Aktuell liegt der Leitzins in den Vereinigten Staaten bei satten 3,25 Prozent. Im Vergleich dazu bewegt sich der Zins * im Euro-Raum aktuell bei 1,25 Prozent. Der US-Dollar ist momentan stark, der Eurokurs hingegen fiel gerade auf seinen tiefsten Stand seit 20 Jahren. Diese Situation bringt das Edelmetall in Bedrängnis. Der starke US-Dollar führt zu einer sinkenden Nachfrage all derjenigen, die in einer anderen Währung zahlen, da der Preis des Goldes für sie steigt.

Ein zweiter Grund für den Kursabfall des Edelmetalls ist, dass es bei Gold keine Zinsen gibt. Anleger profitieren nur vom steigenden Wert, nicht aber von Zinszahlungen. Sind die Zinsen hoch bzw. steigen, so wie aktuell, wenden sich Investoren vom Gold ab und setzen zum Beispiel eher auf Staatsanleihen. Denn hier gibt es sie, die Zinsen. „Der Ausblick für das Edelmetall bessert sich so lange nicht, solange die Fed weiter die Zinsen anhebt“, zitiert Börse Online Tai Wong, Händler bei Heraeus Precious Metals in New York.

Dennoch in Gold investieren?

Wer Gold besitzt, sollte sich laut Experten keine allzu großen Sorgen machen und die Talfahrt ganz einfach aussitzen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das Edelmetall es langfristig gesehen meistens geschafft hat, die Inflation auszugleichen. Betrachtet man den Zeitraum von 1973 bis heute ist der Goldpreis jährlich um 6,1 Prozent gestiegen und damit stärker als die Inflation.

Tipp: Hier erfährst du alles über das Investieren in Gold.

Wer einen Teil seines Geldes in Gold investieren möchte, kann entweder auf physisches Gold oder auf Aktien oder ETCs setzen. Physisches Gold in Form von Barren oder Münzen hat den Vorteil, dass Anlegerinnen und Anleger beim Verkauf keine Abgeltungssteuer zahlen müssen. Allerdings muss das Metall in dieser Form gelagert werden. Das Kopfkissen bietet sich hier eher nicht an, Investoren sollten daher lieber von Schließfächern Gebrauch machen. Und hier kommt auch schon der Nachteil: Diese lassen sich Banken selbstverständlich bezahlen, weshalb dafür wiederum Kosten auf die Anleger zukommen. Das umgeht man mit Aktien oder ETCs, zahlt hier aber bei Überschreitung des Freibetrags Abgeltungssteuer.

Ein Gold-ETC ist beispielsweise der iShares Physical Gold ETC (WKN: A1KWPQ). Hierbei handelt es sich um eine börsengehandelte Schuldverschreibung, die durch Gold abgesichert ist, das physisch hinterlegt ist. Die Goldbarren stammen nach Kriterien des außerbörslichen Handelsplatzes LBMA (London Bullion Market) aus nachhaltigen Quellen. Der physische ETC hat aktuell eine Größe von 13,51 Milliarden Euro, die Gesamtkostenrate liegt bei 0,12 Prozent. Die Erträge werden wieder angelegt und die Performance des Fonds seit seiner Auflage 2011 kann sich sehen lassen: 61,98 Prozent Wertsteigerung – das entspricht durchschnittlich 4,30 Prozent pro Jahr.

Wird Gold in naher Zukunft wieder glänzen?

Was sagt nun der Blick in die Glaskugel? Experten rechnen erst 2023 mit einer Erholung des Goldkurses. Bis dahin könnte er sogar noch auf sein Coronatief von 1.500 US-Dollar pro Feinunze fallen. Analysten gehen davon aus, dass die Fed im kommenden Jahr die Zinsen weniger schnell erhöht. Daraus würde eine Schwächung des US-Dollars resultieren und die Nachfrage nach Gold könnte wieder steigen.