Indien nach der Wahl: Der wirtschaftsfreundliche Narendra Modi bleibt im Amt
Die Überraschung ist ausgeblieben. Alter und neuer Premierminister von Indien ist Narendra Modi. Beobachter sehen ihn als wirtschaftsfreundlich an.
Indien hat eine gigantische Wahl hinter sich gebracht – die größte der Welt. Fast eine Milliarde Inder waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahl dauerte wochenlang, sie begann am 19. April. Das Ergebnis stand erst am 3. Juni fest. Gewinner ist der bereits im Vorfeld als Favorit ins Rennen gehende Amtsinhaber Narendra Modi von der konservativen Partei BJP (Bharatiya Janata Party). Er geht damit in seine dritte Amtszeit in Folge. „Allerdings wird er in dieser Amtszeit auf die Unterstützung seiner Koalitionspartner angewiesen sein“, sagt Amol Gogate, Fondsmanager des Carmignac Portfolio Emerging Discovery.
Ein gutes Ergebnis in Indien für hiesige ETF-Anleger?
Modi gilt aus der Perspektive vieler westlicher Beobachter als einer der Garanten für die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen des Landes. Sein Ziel lautet nun: Die schnell wachsende Wirtschaft will Modi in den nächsten fünf Jahren zur drittgrößten nach den USA und China machen. „Viele Faktoren tragen zum Aufstieg Indiens bei, und genau diese Faktoren machen Indien auch zu einem attraktiven langfristigen Investment, das über aktuelle Schlagzeilen hinausgeht“, meint Manish Modi, Portfolio Manager Emerging Markets and Asia Pacific Equities, UBS-AM.
Eine ähnliche Einschätzung hierzu hat Hans Selleslagh, DACH-Sprecher bei Freedom24: „Indien bietet eine überzeugende Investitionsmöglichkeit aufgrund seines anhaltenden Wirtschaftswachstums, einer großen und jungen Bevölkerung und laufender Strukturreformen. Mit einem Durchschnittsalter von etwa 28 Jahren verfügt Indien über eine beträchtliche Arbeitskraft und eine wachsende Verbraucherbasis, die den inländischen Konsum ankurbeln.“
Wachstumsraten wie einst China
Das Wirtschaftswachstum Chinas ist seit 2007 rückläufig. Indien konnte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts mit Ausnahme des Corona-Jahrs stabil aufrechterhalten und es soll verheißungsvoll weitergehen. „Indiens Wirtschaft wuchs im letzten Geschäftsjahr (zum 31. März) um 7,6 Prozent und wird nach Angaben der indischen Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich um sieben Prozent wachsen. Die Stärkung der Nachfrage im ländlichen Raum, die Verbesserung der Beschäftigungslage, der nachlassende Inflationsdruck und die anhaltende Belebung des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors dürften die Verbrauchernachfrage ankurbeln, die nach der Pandemie schwach gewesen war“, so UBS-Experte Modi. Längerfristig dürfe eine wachsende Mittelschicht, die sich von 400 Millionen im Jahr 2022 auf fast 1,2 Milliarden im Jahr 2030 fast verdreifachen werde, den Konsum und das Wirtschaftswachstum unterstützen. Diese Verbraucher dürften wahrscheinlich auch mehr für Premium- und Luxusprodukte ausgeben.
Tipp: Im Interview mit Hans Selleslagh, DACH-Sprecher bei Freedom24, kannst nachlesen, welche Schwellenländer neben Indien außerdem aussichtsreich sind. |
Die globale Wirtschaft
Ein weiteres Thema, das dem Wachstum Indiens zugrunde liegt, ist die globale Neuordnung der Produktions- und Lieferketten. „Während Apple beispielsweise einen Teil seiner Lieferkette verlagert und Einzelhandelsgeschäfte in Indien eröffnet, wird gemunkelt, dass Tesla Pläne hat, eine Fabrik zu eröffnen und in den drittgrößten Automarkt der Welt einzutreten. Elektroautos machten 2023 nur einen kleinen Teil der gesamten indischen Autoverkäufe aus, was eine große Chance für Autohersteller wie Tesla darstellt. Das amerikanische Friendshoring wird sich wahrscheinlich fortsetzen, da die USA immer mehr Produktionsgüter aus Ländern wie Indien importieren“, sagt Projit Chatterjee, Senior Equity Specialist, Emerging Markets and Asia Pacific Equities, UBS-AM.
So kannst du in Indien investieren
„Europäische Anleger, die in Schwellenländer investieren wollen, kommen an Indien nicht mehr vorbei“, so Beate Meyer, Head of Wholesale Germany bei UBS-AM. „Bisher liegt vielen globalen Aktienportfolios der MSCI World als Benchmark zugrunde. Doch dieser Index investiert ausschließlich in große Industrienationen, zu denen Indien laut den Maßgaben des MSCI World noch nicht gehört. Daher lassen viele globale Aktienfonds Indien als Investmentregion außen vor, was verlorene Renditechancen bedeutet. Selbst im MSCI Emerging Markets ist Indien nur mit etwa 19 Prozent vertreten. Doch damit folgt das Land bereits auf den Fersen, das mit rund 25 Prozent das Schwergewicht darstellt.
Tipp: Schau dir gleich unsere ETF-Empfehlungsliste für Schwellenländer an. |
Möglichkeit eins für Anleger: Du kaufst dir einen MSCI-Emerging-Markets-ETF (Schwellenländer-ETF) und setzt breit gestreut auf dieses Segment. Vorteil: Du senkst durch die breite Streuung das Risiko. Nachteil: Du vereinnahmst das Potential Indiens nur abgespeckt. Als Faustregel kannst du näherungsweise so vorgehen: 70 Prozent Industriestaaten und 30 Prozent Schwellenländer.
Die zweite Möglichkeit lautet: Direkt auf Indien setzen. „Unserer Meinung nach hat Indien nun die wirtschaftliche Größe und vor allem das Wachstumspotenzial, um als Stand-Alone-Lösung im Aktienportfolio zur Beimischung zu dienen. Europäische Anleger sollten daher in Betracht ziehen, auch über Direktinvestments vom Wachstum des bevölkerungsreichsten Land der Erde zu profitieren.“ Hierzu bieten sich ETF-Lösungen an.