21. Mai 2022
Investor Frank Thelen: Wie sein 10xDNA Disruptive Technologies Fonds derzeit abschneidet

Frank Thelen: Warum ist der Aktienfonds des TV-Stars so stark im Minus?

Mit dem Fonds „10xDNA-Portfolio“ ermöglicht Frank Thelen Anlegern ein Investment in die spannendsten Zukunftsbranchen wie Cloud-Computing, Business Intelligence und Blockchain. Wir haben einen Blick ins Portfolio des TV-Stars geworfen.

Anfang September 2021 feierte Thelen gemeinsam mit seinem Team von 10xDNA Public Venture Capital die Anteilserstausgabe des Disruptive Technologies – R-Fonds. Das Portfolio konzentriert sich, wie könnte es anders sein, auf disruptive Geschäftsmodelle – also auf Unternehmen, die mit Technologien unser aller Leben einfacher, effizienter und nachhaltiger machen wollen. Automobil-Revolutionär Tesla, Datenexperte Palantir, die Krypto-Börse Coinbase und Digital-Plattform-Spezialist Tencent machen unter anderem Positionen in Thelens Fonds aus.

Besonders erfolgreich war dies bis dato nicht. Palantir hat seit September vergangenen Jahres mehr als 60 Prozent an Wert verloren, Coinbase ist seither 70 Prozent im Minus, Tencent liegt 20 Prozent hinten. Einzig Tesla hat von den genannten Werten ein Plus erzielt. Insgesamt liegt der Thelen-Fonds aktuell mehr als 40 Prozent im Minus seit Auflage. Doch wie sind die Zukunftsaussichten? Kann der Fonds das wieder aufholen? 

Auf diese Tech-Trends setzt Frank Thelen

„Unsere Welt wird sich in den nächsten zehn Jahren durch Technologien wie künstliche Intelligenz, 3D-Druck und Roboter stärker verändern als in den vergangenen 100 Jahren. Diese Veränderungen werden zu massiven Werteverschiebungen an den Märkten führen. Der 10xDNA-Fonds bietet Anlegern die Möglichkeit, an diesem Wandel teilzuhaben und im eigenen Portfolio Innovation abzubilden“, sagt Thelen. Das klingt so einleuchtend wie vielversprechend. 

Tesla, Palantir, Coinbase? Fraglos spannende Unternehmen. Spannend vor allem deshalb, da sie einerseits die Zukunft der Mobilität, der Datenverarbeitung und der Bezahlweise prägen. Andererseits sind ihre Geschäftsmodelle teils nicht einfach zu verstehen oder die Konzerne machen noch keinen Gewinn.

Bestes Beispiel ist Tesla (WKN: A1CX3T). An dem Elektroautobauer scheiden sich die Geister, auch wenn die Kursentwicklung der Tesla-Aktie in den letzten Jahren so dynamisch war wie die Beschleunigung des Model T (etwa drei Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer, je nach Motorausstattung).

Doch zuletzt ging es abwärts, und günstig ist die Aktie auch nach den aktuellen Kursrückgängen nicht. Es steht immer noch im Vergleich zum Umsatz 2021 ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von knapp 15 auf dem Tacho. Zum Vergleich: Volkswagen trauen die Börsianer in puncto Bewertung noch nicht einmal den einfachen Jahresumsatz zu. Ist das gerechtfertigt? Immerhin macht VW mehr als vier Mal so viel Umsatz wie Tesla. 

Palantir schwankt stark

Noch atemberaubender geht es in Sachen Bewertung bei Palantir (WKN: A2QA4J) zu. Börsianer, die sich eingehender mit dem Konzern beschäftigen, scheinen sich schwer mit der Meinungsbildung zu tun. Das lässt sich zumindest an dem sehr volatilen Kursverlauf der Aktie ablesen. Bereits im Jahr 2014 wies das Unternehmen eine Bewertung von etwa 15 Milliarden US-Dollar auf und zählte damit zu den wertvollsten Start-ups der Welt. Doch womit verdient das zeitweise wertvollste Start-ups der Welt eigentlich sein Geld?

Kurz zusammengefasst ist Palantir im Bereich Business Intelligence unterwegs. Die Firma analysiert große Datenmengen mit der eigenentwickelten Software, um darin Verknüpfungen zu identifizieren, herzustellen und somit den Erkenntnisfortschritt zu befördern. In manchen Bereichen wie beispielsweise der Medizin verspricht man sich durch die Verknüpfung unterschiedlichster Wissensquellen mittels Big-Data-Anwendungen schnellere Fortschritte bei der Bekämpfung von Krankheiten. Allerdings klopften in der Mile-High-City weder Bayer noch Biontech an die Palantir-Pforten, sondern FBI und CIA. Die Geheimdienste waren und sind offenbar stark interessiert an der Palantir-Technologie. 

Palantir macht bisher aber noch keinen Gewinn, was grundsätzlich nicht ehrenrührig ist. Bei Amazon hat es auch gedauert, bis die Gewinnschwelle erreicht war. 2019 wies Palantir einen Verlust von 588 Millionen Dollar aus. 743 Millionen Dollar betrug der Umsatz. 2020 folgte dann der Börsengang. Palantir wies allerdings einen größeren Verlust aus als im Vorjahr. 1,1 Milliarden Dollar betrug der Umsatz, auf 1,2 Milliarden Dollar belief sich der Verlust. Frank Thelen ist jedoch offenbar weiterhin vom Palantir-Potenzial überzeugt. Palantir ist die drittgrößte Position in dem Fonds. 

Was taugt der Thelen-Fonds?

Angesichts von einem Minus von 40 Prozent seit Auflage könnte man sehr leicht hämisch sein. Doch das ist unangemessen. Denn grundsätzlich kann Thelen nichts für die Marktlage. Ukraine-Krieg, Zinsängste und die stark steigende Inflation sind Risikofaktoren, die allgemein auf den Kapitalmärkten lasten und Aktienfonds, Aktien-ETFs und natürlich Einzelwerte gleichermaßen treffen.

Doch eine potenzielle Verzehnfachung der Assets, wie sie Thelen mit seinem Fonds laut eigenem Bekunden bei Auflage für möglich gehalten hat, war dann wahrscheinlich doch etwas viel Marketing-Geschrei. Denn es zeichnet sich eine Zeitenwende an der Börse ab. Die steigenden Zinsen werden dafür sorgen, dass hoch bewertete Tech-Firmen in den kommenden Jahren ihre hochtrabenden Wachstumsziele nur schwer werden erfüllen können. Kredite werden teurer und die Marketingkosten werden sicher auch nicht billiger im aktuell inflationären Umfeld. 

Anleger sollten daher wachsam sein. Denn all der Glanz, all die Möglichkeiten, die die vermeintlichen Tech-Stars im Portfolio des Thelen-Fonds verheißen, dürfen nicht den klaren Blick auf das Investment verstellen. Anleger sollten sich bei aller Begeisterung für Zukunftsthemen vor allem die Frage stellen, wie viel Stress sie mit einer Geldanlage bereit sind, in Kauf zu nehmen. Palantir-Aktionäre, die vor sechs Monaten noch fleißig Aktien des Unternehmens orderten, und immer noch dabei sind, dürften das nachempfinden können. Seither steht ein sensationelles Minus von 60 Prozent zu Buche.

Daher stellt sich die berechtigte Frage, ob man tatsächlich bereit ist, in Einzelaktien zu investieren oder einen aktiv gemanagten Tech-Fonds wie den 10x zu kaufen. Alternativ kann man das Risiko breiter streuen und sich ein Zukunfts-ETF-Depot zusammenbauen. Dies birgt im Wesentlichen die gleichen Risiken wie der Thelen-Fonds, kann aber mit einem Kostenvorteil punkten. Bei ETFs zahlen Anleger je nach Anbieter und Produkt zwischen 0,15 Prozent und 0,60 Prozent an Gesamtkostenquote. Bei vielen aktiv gemanagten Fonds sind knapp zwei Prozent nicht selten. Das Produkt von Frank Thelen kostet jährlich 1,80 Prozent. 

Fazit

Der Thelen-Fonds bietet sicherlich langfristig interessantes Potenzial. Letztlich bleibt es aber eine Geschmacksfrage, ob man der Expertise von Thelen vertrauen möchte oder einen Tech-ETF ins Portfolio nimmt. Hauptsache man ist sich des Risikos bewusst.