Flucht in Qualitätsaktien? Bei diesen Aktien-ETFs wird „Qualität“ großgeschrieben
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland trübt sich ein. Der Blick geht damit Richtung Qualitätsaktien. Was ist davon zu halten?
Seit einigen Wochen „pfeifen es die Spatzen von den Dächern“: Deutschland droht eine Rezession. Welche Aktien erscheinen in einem solch widrigen Marktumfeld relativ widerstandsfähig. Einige ETFs versprechen ein besonders hohes Maß an fundamentaler Qualität.
Die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft sind derzeit alles andere als rosig. Laut einer aktuellen Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) droht unter sämtlichen G7-Staaten in diesem Jahr lediglich Deutschland eine Rezession. Die Wirtschaftsleistung soll auf Jahressicht um 0,3 Prozent schrumpfen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet sogar mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent und das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) weist in seiner monatlich veröffentlichten Konjunkturampel aktuell ein Rezessionsrisiko in Höhe von 71,5 Prozent aus. So „richtig rund“ läuft es derzeit allerdings in keiner der ganz großen Volkswirtschaften. Die massiven Probleme der chinesischen Wirtschaft haben dazu geführt, dass die Wahrscheinlichkeit spürbar gesunken ist, die USA als weltweit bedeutendste Wirtschaftsmacht auf absehbare Zeit abzulösen.
Als relativ zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Rezession gilt auch das Vorliegen einer inversen Zinsstruktur. Dies ist der Fall, wenn Anleihen mit kürzeren Laufzeiten höhere Renditen bieten als Langläufer-Anleihen. Ein solches Marktumfeld herrscht nicht nur am deutschen Anleihemarkt, sondern auch in den USA. In schwierigen Zeiten dürften vor allem defizitäre Unternehmen mit wenig solider Finanzierung und schwachen fundamentalen Kennzahlen in Schwierigkeiten geraten. Anleger, die sich in Erwartung einer Rezession nicht gänzlich aus dem Aktienmarkt verabschieden möchten, bieten sich daher Aktien mit hoher fundamentaler Qualität an. Diese aufzufinden, ist natürlich leichter gesagt als getan.
Auf der Suche nach fundamentaler Qualität
Die Strategie einiger ETFs besteht darin, Werte mit hoher Qualität zu identifizieren, damit Anleger gezielt in diese vermeintlich hochwertigen Titel investieren können. Bei extraetf.com kann man sich unter dem Menüpunkt „ETF-Suche“ innerhalb der Kategorie „Smart-Beta-ETFs“ derzeit sieben Papiere anzeigen lassen, die sich auf „Qualitätsaktien“ konzentrieren. Bei den gemessen am Marktwert bedeutendsten Vertretern dieses Genres handelt es sich um den iShares Edge MSCI World Quality Factor UCITS ETF (WKN: A12ATE) sowie den Xtrackers MSCI World Quality UCITS ETF (WKN: A1103D), die derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 2,49 Milliarden bzw. 966 Millionen Euro kommen und zudem über einen Tracking-Record von mehr als fünf Jahre verfügen. Beide bilden die Wertentwicklung des MSCI World Sector Neutral Quality Index ab.
Auf folgende Auswahlkriterien wird bei der Zusammensetzung dieses Index besonders stark geachtet: ein möglichst hoher Gewinn pro Aktie, eine möglichst niedrige Verschuldung sowie geringe Gewinnschwankungen. Aktuell besteht der Index aus ungefähr 300 börsennotierten Unternehmen, wobei im halbjährlichen Rhythmus eine Überprüfung stattfindet. Beide oben erwähnte „Qualitäts-ETFs“ haben in der Vergangenheit eine ähnlich positive Performance erzielt und weisen auf Sicht von drei Jahre eine annualisierte Rendite von 12,0 Prozent und auf Sicht von fünf Jahre eine Wertsteigerung um 10,6 Prozent p.a. aus. Eine nennenswerte Outperformance gegenüber dem „stinknormalen“ MSCI World gelang damit allerdingst nicht. Für Anleger mit einem Faible für Qualität haben sich die etwas höheren Gebühren somit eher nicht ausbezahlt.
Fazit: Die beiden Quality-ETFs sollten Anleger als eine Wette auf die Zukunft betrachten. Ob diese sich im Falle einer Rezession tatsächlich besser entwickeln werden, bleibt jedoch abzuwarten. Grundsätzlich scheint in Zeiten wie diesen das verstärkte Achten auf fundamentale Qualität eine durchaus sinnvolle Strategie zu sein.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
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