ETF-Mix: Deshalb solltest du auf ein 70/30-Weltportfolio setzen
Für den richtigen Depot-Mix gibt es zig verschiedene Ansätze. Am sinnvollsten erscheint es jedoch, einen simplen 70/30-Portfolioansatz zu verfolgen. Hier erfährst du, warum 70/30 der optimale ETF-Cocktail ist.
Mit ETFs könntest du dir problemlos die ganze Weltwirtschaft ins Depot holen. Sicherlich fällt dir hierzu gleich der MSCI World ein. Klar, der Zusatz World, also Welt, suggeriert, man hätte die ganze Welt mit seinem ETF „gekauft“. Doch dem ist nicht so. Der MSCI World deckt lediglich 23 Industrieländer ab, darunter die USA, Japan, Deutschland, die Schweiz und so weiter. Das kann es also noch nicht gewesen sein.
Deshalb gehören Schwellenländer unbedingt ins Depot
Wer wirklich die Weltwirtschaft in seinem ETF-Depot abdecken will, braucht mindestens noch eine ETF-Position für Schwellenländer (Emerging Markets). Darunter fallen zum Beispiel China, Indien und Taiwan. Alleine schon der Bevölkerungsanteil dieser Länder und Regionen übersteigt jenen der Industrieländer um Längen. Bereits China und Indien kommen auf 2,8 Milliarden Einwohner. Damit lebt mehr als jeder dritte Erdbürger in einem der beiden Staaten. Nicht nur gemessen an der schier riesigen Bevölkerung wächst die Bedeutung von Schwellenstaaten. Im Weltmaßstab tragen diese Länder bereits rund 40 Prozent zum globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
Da jedoch Realwirtschaft und Börse nicht immer Hand in Hand gehen, machen in den üblichen Welt-ETFs Schwellenländer nur rund zehn Prozent aus, zum Beispiel in dem MSCI All Countries World oder dem FTSE All World.
Dort sind die Industrieländer mit 90 Prozent vertreten, die Schwellenländer lediglich mit 10 Prozent. Der Grund: Die Indizes gewichten nach der Marktkapitalisierung und nicht nach dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das führt dazu, dass die USA solche ETFs dominieren und andere Staaten eine geringere Bedeutung haben. Einfach weil in den USA viele Firmen mit sehr hoher Marktkapitalisierung ansässig sind – und in Indien beispielsweise nicht.
Wer also Schwellenländer entsprechend ihrer wahren Bedeutung im Depot haben möchte, muss dazu eine eigene Position aufbauen. Blickt man auf das BIP, so erscheint ein Anteil von bis 40 Prozent als vernünftig. Neben der breiteren Abdeckung der Wirtschaft gibt es aber noch einen weiteren Grund, der für Schwellenstaaten spricht. Hier kommt das Phänomen des sogenannten Factor-Investings ins Spiel. Gemeint ist damit eine Strategie, mit der Anleger gezielt versuchen, das Chance-Risiko-Profil zu verbessern. Im Fall der Schwellenländer nennt sich die Risikoprämie „politisches Risiko“. Schwellenländer wie Indien oder Brasilien sind politisch weniger stabil als etablierte Industriestaaten wie Deutschland oder die USA. Ein erhöhtes Risiko wird in der Theorie mit höheren Renditen kompensiert – eine Art Schmerzensgeld also.
Wieso nun genau 70/30?
Nach der Marktkapitalisierung würden Schwellenländer einen Anteil von zehn Prozent im Depot haben. Nach dem BIP wären es 40 Prozent. Es ist also naheliegend, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Klar ist: Wer Schwellenländer mit mehr als zehn Prozent gewichtet, der führt bereits eine Übergewichtung herbei und versucht so, die eben erwähnte Risikoprämie einzustreichen. Alles zwischen zehn und 40 Prozent ist logisch nachvollziehbar. Viele Anleger verfolgen daher die 70/30-Aufteilung, also 70 Prozent Industrieländer und 30 Prozent Schwellenländer. Diese ist gefühlsmäßig schon nicht ganz verkehrt. Es gibt aber auch langfristige wissenschaftliche Studien, die diesen Ansatz bekräftigen.
In der jüngeren Vergangenheit hatten Aktien aus den Industrieländern in puncto Kursperformance die Nase vorn. Allerdings ändert sich das Bild, wenn man 20 oder 30 Jahre zurückgeht, sehr deutlich. Insbesondere in den Nullerjahren haben die Schwellenländer-Aktien wesentlich besser performt als Industrieländer-Aktien. Man könnte nun fragen, wieso also kein reines Schwellenländer-Depot? Das hätte sich von der Rendite her langfristig gelohnt. Doch bei der Geldanlage geht es immer auch um einen vernünftigen Umgang mit dem Thema Risiko. Ein sinnvolles Maß, das Chance und Risiko zusammenführt, ist die sogenannte Sharpe-Ratio. Diese misst die Überrendite einer Geldanlage pro Risikoeinheit. Das Maß setzt damit Erträge ins Verhältnis zur Schwankungsintensität einer Geldanlage. Nach Zahlen von finanzen-erklaert.de war diese Sharpe-Ratio in den vergangenen Jahrzehnten bei einem Mischverhältnis von 72 zu 28 am besten. Insofern kommt die 70/30- Regel hier recht gut ran.
ETFs für die Umsetzung
Du willst dein Depot auf den 70/30-Ansatz umstellen? Kein Problem, hier kommen auch schon die ETF-Vorschläge dazu.
Tipp: ETF-Empfehlungslisten – hier findest du die besten ETFs zu allen wichtigen Anlageklassen. |
70/30 mit klassischen ETFs
Nehmen wir zunächst an, du willst ein klassisches ETF-Depot führen – also ohne besondere Aspekte wie Nachhaltigkeit (ESG). Beginnen wir hier mit dem Hauptbestandteil im Depot, also mit den Industrieländer-Aktien. Wie eingangs erwähnt, ist die Bezeichnung MSCI World etwas irritierend, da es sich hier lediglich um 23 Industrieländer handelt. Doch der Name ist trotzdem nicht ganz verkehrt, weil diese Staaten bereits etwa drei Viertel der weltweiten Marktkapitalisierung ausmachen. Ein kurzer Hinweis vorab: Alternativ sind auch ETFs auf den FTSE Developed World gleichwertig. Das Gleiche gilt später analog für Schwellenländer. Hier sind es dann ETFs mit der Bezeichnung FTSE Emerging Markets.
Ein echter Klassiker unter den Industrieländer-ETFs ist der iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH). Damit investieren Anleger in fast 1.600 Unternehmen. Alleine 68 Prozent entfallen auf die USA. Die zehn größten Unternehmen machen 19 Prozent aus und sind allesamt in den Vereinigten Staaten zuhause. Mit großem Abstand folgen Japan und Großbritannien. Die Gesamtkostenquote (TER) beträgt 0,20 Prozent, sie wird aber durch die hervorragende Abbildungsqualität bei einer Tracking-Differenz von 0,06 Prozent nahezu kompensiert. Es geht weiter mit der Schwellenländer-Seite. Auch hier kommt das Vorzeigeprodukt aus dem Haus Blackrock. So investiert der iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc) (WKN: A111X9) in rund 3.000 Unternehmen aus 27 Schwellenländern. Das Kürzel „IMI“ steht für Investable Market-Indizes, so dass hier auch kleinere Unternehmen dabei sind. Der ETF kostet 0,18 Prozent pro Jahr.
70/30 mit nachhaltigen ETFs
Der 70/30-Ansatz lässt sich auch nachhaltig umsetzen. Wer nur die größten Sünder heraussortiert haben möchte und aber im Wesentlichen eng am Original dran sein möchte, wählt hierzu einfach ESG-ETFs. Die Abkürzung steht für Environmental, Social und Governance, also für das Anlegen im Einklang mit Umwelt, Sozialem und einer maßvollen Unternehmensführung. Wem das zu kurz greift, der kann auf sogenannte SRI-ETFs setzen. Ausgeschrieben steht SRI für Socially Responsible Investment, also für das sozial verantwortungsvolle Anlegen. Der Ansatz ist wesentlich strenger als beim ESG-Vorgehen. Auch hierzu gibt es sehr interessante ETFs.
Legen wir nun also los mit der 70-prozentigen Industrieländer-Komponente. Im SRI-Bereich ist ein ETF der UBS empfehlenswert. Der UBS MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (Acc) (WKN: A1W3CQ) setzt auf knapp 400 Unternehmen aus 23 Industriestaaten, die besonders nachhaltig wirtschaften. Der Anteil jeder Aktie in dem ETF darf maximal fünf Prozent betragen. Das ist insofern wichtig, als dass sich so Klumpenrisiken vermeiden lassen. Denn je höher einzelne Aktien gewichtet sind, desto eher drohen Klumpenrisiken. Der ETF kommt auf laufende Kosten in Höhe von 0,22 Prozent.
Die Schwellenländer-Seite lässt sich ebenfalls streng nachhaltig besetzen. Das kann etwa über den BNP Paribas Easy MSCI Emerging SRI S-Series PAB 5% Capped UCITS ETF (Acc) (WKN: A2APND) geschehen. Auch hier darf kein Unternehmen mehr als fünf Prozent ausmachen. Der synthetisch abbildende ETF erreicht eine Gesamtkostenquote von 0,30 Prozent.
Nach einigen Monaten wirst du wahrscheinlich feststellen, dass durch die Entwicklungen an der Börse die Gewichtung von 70 zu 30 nicht mehr zutrifft. Suche dir am besten einen fixen Tag im Jahr aus, an dem du dein Depot wieder auf die ursprünglichen Gewichtungen zurückstellen. Das wird in der Fachsprache als Rebalancing bezeichnet.
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Fazit
Die 70/30-Regel – also zu 70 Prozent in Industrieländer und zu 30 Prozent in Schwellenstaaten investieren – macht definitiv Sinn. Denn in dieser Größenordnung ergibt sich ein ideales Chance-Risiko-Verhältnis bei gleichzeitig weltweiter Streuung. Zur Umsetzung genügen zwei ETFs – und fertig. Denke aber an das Rebalancing.