16. November 2021
Einsteigen in die Börse: Sind Neobroker zu riskant für Neulinge?

Einsteigen in die Börse: Sind Neobroker zu riskant für Neulinge?

Der Börseneinstieg ist aktuell so einfach wie nie. Die zahlreichen Neobroker verlangen nur ein paar Klicks und schon sind Einsteigerinnen und Einsteiger dabei. Doch dabei gibt es Gefahren, die man nicht unterschätzen sollte.

Neobroker wie Scalable Capital oder Trade Republic haben sehr niedrige Einstiegshürden und machen es auch blutigen Anfängern so sehr einfach, den Sprung an die Börse zu wagen. Laut Handelsblatt kommt bisweilen etwa die Hälfte der Nutzer solcher Apps zum ersten Mal mit Aktienhandel in Berührung.

Darum sind Broker-Apps so beliebt

Doch warum werden die Apps immer beliebter, insbesondere bei jungen Menschen? Zum einen werben Neobroker mit sehr geringen Gebühren. Das ist attraktiv für diejenigen, die möglichst günstig ihr Investment starten möchten. Dazu kommt die einfache Handhabung über App. Das Depot ist auf dem Smartphone immer dabei. Das macht es entsprechend einfach, spontan zu handeln. Denn sobald man erst mal registrierter Nutzer ist, geht alles recht schnell. Überweisungen vom Konto ins Depot sind mit wenigen Klicks erledigt, der Kauf und Verkauf von Aktien, ETFs und teilweise Kryptowährungen ebenso.

Außerdem: Die Apps sind ansprechend gestaltet. Einfache Interfaces, coole Designs, mit einem Wisch eine Aktie kaufen oder wieder loswerden, kein umständliches Klicken durch zig Seiten, bis man endlich da ist, wo man hinmöchte. Das ist bequem. Und kann gefährlich werden.

Einfache Handhabung verführt zum Zocken

Denn insbesondere Anleger ohne Börsenerfahrung laufen schnell Gefahr, sich zum Zocken verführen zu lassen. Die niedrigen Kauf- und Verkaufsgebühren senken die Hemmschwelle; der Gedanke, eine auf den ersten Blick vielversprechende Aktie darum auch schnell wieder loswerden zu können, liegt nahe. Und kurzfristige Erfolge können bei risikobereiten Neulingen auch zu einem Höhenflug führen. Sie investieren mehr und mehr, glauben, sie hätten den Markt durchschaut und fallen am Ende bisweilen tief. Und große Verluste können insbesondere unerfahrene Nutzer weit mehr als finanziell stark belasten. Einen Studenten aus den USA hat das sogar sein Leben gekostet.   

Neobroker haben große Vorteile

Dennoch kann man die Neobroker nicht für risikoreiches Investment von einigen unerfahrenen Nutzern verantwortlich machen. Denn sie bieten große Vorteile, nicht nur für sehr erfahrene Anlegerinnen und Anleger. Sie haben nutzerfreundliche Interfaces und die günstigen Gebühren sind ein Vorteil, insbesondere für Neulinge, die bislang vor dem vermeintlichen Monstrum Börse zurückgeschreckt sind. Die niedrige Hemmschwelle ist insbesondere mit dem Gedanken an private Vorsorge ein sehr großer Vorteil.

Woran es aus meiner Sicht aber stark mangelt, ist das finanzielle Vorwissen von vielen Börseneinsteigern. Zu glauben, man werde mit einer Aktie schnell reich, weil diese in den vergangenen Monaten kontinuierlich im Wert gestiegen ist, kann böse nach hinten losgehen. Erfahrene Investoren können solche Risiken weit besser abschätzen.

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Nicht ohne Plan handeln

Wer also einen Neobroker nutzen möchte, sollte sich zuvor intensiv mit der Geldanlage beschäftigt haben und wissen, welche Strategie verfolgt werden soll. Ob Altersvorsorge oder kurzfristige Anlage – ohne Sinn und Verstand mit Aktien zu handeln, ist auf jeden Fall risikoreich und nicht empfehlenswert.

Wer zunächst nur ausprobieren möchte, wie der Handel funktioniert, sollte sich ein sehr niedriges finanzielles Limit setzen. Und wer die Risiken kennt, kann durchaus auch mal ein solches eingehen. Niemals jedoch sollte man mit Geld zocken, das man wirklich benötigt. Idealerweise trennt man dieses Budget strikt von dem Geld, das man wirklich mittel- oder langfristig anlegen möchte.

Zur langfristigen Anlage sind außerdem ETFs weitaus geeigneter, als Einzelaktien. Sie streuen das Risiko breit und verhindern dadurch einen Totalverlust, sollte eine Aktie mal ungebremst in den Keller rauschen. Und auch sie sind bei den Neobrokern handelbar – es bleibt also einfach und bequem – mit weit weniger Risiko.

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