Donald Trump und geopolitische Konflikte: Das sollten Anleger jetzt beachten
Donald Trump agiert als sei er bereits amtierender Präsident und in Deutschland befinden wir uns plötzlich im Wahlkampf. Darauf kommt es im Jahresfinish an.
Washington, den 20. Januar 2025: Donald Trump wird zum neuen US-Präsidenten vereidigt. Über die möglichen Auswirkungen für dein Depot auf den Trump-Sieg haben wir bereits berichtet. Es könnte jedoch zu weiteren gezielten Marktveränderungen kommen. „Während Unternehmen im Bereich fossiler Brennstoffe von neuen Deregulierungen profitieren könnten, dürften Unternehmen mit engen Handelsbeziehungen zu China weiter unter Druck geraten. Neben diesen Entwicklungen verstärken internationale Spannungen, insbesondere im globalen Süden, die Unsicherheiten am Rohstoffmarkt“, sagt Hans Selleslagh, Deutschlandsprecher des Online-Brokers Freedom24. Politische Unruhen und Konflikte, wie die Spannungen im Nahen Osten – könnten die Versorgung mit Rohstoffen wie Kupfer, Öl, Gold und Uran gefährden und zu Preisschwankungen führen. Diese Unsicherheiten beträfen sowohl die Energieversorgung als auch wichtige Rohstoffe für die Technologie- und E-Mobilitätsbranche. Dieses Umfeld bietet einmal mehr Anlass, den Appel zur breiten Portfoliostreuung erklingen zu lassen.
Trump im Umfeld geopolitischer Konflikte
Die letzten Wochen des Jahres sind gekennzeichnet durch geopolitische Ereignisse, deren Eskalation weltweit Aufmerksamkeit auf sich zieht. Trump versprach Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine zu beenden. Ob das gelingt, ist unklar. Es droht jedoch eine Verschärfung wirtschaftlicher Spannungen zwischen den Großmächten USA und China. Das wiederum könnte eine komplexe Situation für internationale Lieferketten und Rohstoffmärkte schaffen. „Vor diesem Hintergrund rückt der Wahlsieg von Donald Trump in den USA als weiterer Faktor in den Fokus – ein Ereignis, das tiefgreifende Auswirkungen auf die US-Wirtschaftspolitik und die globalen Märkte haben könnte“, meint Selleslagh. Mit seinem Wahl-Sieg könnten nach Ansicht des Experten nun zentrale Branchen wie der Energiesektor, Kryptowährungen und die Elektromobilität von Veränderungen profitieren oder unter Druck geraten. Was sind die Wesentlichen Einflussfaktoren für die nächste Zeit?
Die Trump-Sieger
In den USA besitzen rund 44 Millionen Bürger Krypto-Währungen. Gut möglich, dass dies auch ein Grund für den relativ deutlichen Trump-Sieg war. Denn er möchte den Bitcoin massiv fördern. „Kryptowährungen sind im Höhenflug und der Grund für den anhaltenden Bullenmarkt ist klar. Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen, und die Republikaner stehen kurz davor, den Kongress zu übernehmen“, sagt Jens Klatt, Analyst beim Online-Broker XTB. Nur Krypto ist allerdings zu kurzgegriffen. „Insbesondere die Bereiche fossile Brennstoffe, Verteidigung und Kryptowährungen werden in den kommenden Monaten voraussichtlich starkes Wachstum erleben, unterstützt durch politische Maßnahmen wie die Deregulierung der Energieproduktion, die Förderung von Öl- und Gasprojekten sowie das Ziel, die USA zur Krypto-Hauptstadt der Welt zu machen“, erläutert Selleslagh und fährt fort: „Dieser Wandel dürfte sich positiv auf die Aktien von Unternehmen wie Coinbase, MicroStrategy und Marathon Digital auswirken.“
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Gleichzeitig könnte Trumps Neigung zu Zöllen und strengeren Handelsregeln Lieferketten belasten und Technologieunternehmen schaden, die stark von globalen Märkten abhängig sind – insbesondere solche mit bedeutenden Handelsbeziehungen zu China. Selleslagh rät Anlegern, sich auf eine Marktrotation und erhöhte Volatilität einzustellen, vor allem in handelssensiblen und umweltregulierten Sektoren.
Sorgen um Lieferketten in China
In den westlichen Medien stehen meist die USA im Mittelpunkt. Dennoch solltest du als Anleger auch China nicht aus den Augen verlieren. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kämpft mit einem verlangsamten Wirtschaftswachstum, hoher Jugendarbeitslosigkeit und geopolitischen Spannungen. Diese Herausforderungen bergen erhebliche Risiken für die wirtschaftliche Stabilität und internationale Investoren. Trotz Bemühungen der chinesischen Regierung, die Wirtschaft durch fiskal- und geldpolitische Maßnahmen zu stabilisieren, bestünden erhebliche Risiken für Unternehmen mit starker Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Dies betrifft vor allem die Luxusgüter-, Technologie- und Industriesektoren. „Anleger sollten zudem die Auswirkungen der chinesischen Konjunkturschwäche auf globale Rohstoffmärkte aufmerksam verfolgen. Insbesondere die Nachfrage nach Öl, Kupfer und Eisenerz könnte durch die wirtschaftliche Abkühlung in China beeinflusst werden“, warnt Selleslagh.
Daneben halten weiter die Spannungen zwischen China und Taiwan an: Während China seine militärische Präsenz rund um Taiwan verstärkt, bieten die USA und ihre Verbündeten Taiwan diplomatische und militärische Unterstützung an. Selleslagh warnt: „Eine Invasion Chinas könnte die globale Wirtschaft etwa zehn Billionen US-Dollar kosten und die ohnehin fragilen Technologie-Lieferketten, besonders im Bereich der Halbleiter, massiv beeinträchtigen. Investoren sollten daher die Entwicklungen in der Region genau verfolgen und ihre Portfolios diversifizieren, um sich gegen mögliche Marktverwerfungen abzusichern.“
Geopolitische Krisen beeinflussen Gold, Öl und Co
Neben den Entwicklungen in den USA und China sei es für Investoren entscheidend, die geopolitischen Spannungen im globalen Süden im Blick zu behalten, da diese zunehmende Risiken für globale Lieferketten bergen würden. Der Militärputsch 2023 in Niger etwa, bedrohe die Uranversorgung, was insbesondere für europäische Atomstaaten relevant sei. Steigende Uranpreise reflektieren das Besorgnis über mögliche Marktstörungen, und eine Ausweitung der Unruhen auf Nachbarländer wie Mali oder Nigeria könnte erhebliche Folgen für den Rohstoffmarkt, unter anderem in Bezug auf Öl, Gas und Mineralien haben. Auch politische Unruhen in Peru und Ecuador, wichtige Regionen für Kupfer- und Ölexporte, haben den Kupfermarkt bereits belastet. Als weltweit zweitgrößter Kupferproduzent spielt Peru eine zentrale Rolle in der Technologie- und E-Mobilitätsbranche.
Ein weiteres Beispiel sei der Sudan, wo politische Instabilität die Goldproduktion beeinträchtigt und Lieferengpässe die Goldpreise weiter steigen lassen. Zudem könnte die Nähe des Sudans zum Roten Meer den Öltransport und die maritime Sicherheit gefährden. Der Rohölmarkt wird ebenfalls durch den Konflikt im Nahen Osten bedroht: Nach einem Raketenangriff des Iran auf Israel stiegen die Ölpreise deutlich, was Sorgen über potenzielle Lieferausfälle aus der Region schürte. Selleslagh warnt: „Anleger sollten die kurzfristige Volatilität an den Rohstoffmärkten, besonders bei Öl und Gas, im Auge behalten. In der Vergangenheit führten Spannungen im Nahen Osten oft zu Ölpreisspitzen, die weltweit Inflationsdruck auslösten.“
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In Deutschland rückt die Rüstung in den Vordergrund
Früher als gedacht soll die Bundestagswahl am 23. Februar stattfinden. Man muss wohl kein Prophet sein, um eine neue Regierungskonstellation vorherzusehen. „Im kommenden Jahr wird Olaf Scholz nicht mehr im Amt sein. Zu zurückhaltend war seine Politik, weder bei der Schuldengrenze noch im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hat er Akzente setzen können“, sagt Kaspar Hense, Senior Portfoliomanager bei RBC BlueBay Asset Management. Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der CDU/CSU, hoffe wahrscheinlich auf eine Jamaika-Koalition mit den Grünen und der FPD anstatt auf eine Deutschland-Koalition zusammen mit der SPD und der FDP. „Aber auch hier müssten wieder die großen programmatischen Unterschiede zwischen den Grünen und den Liberalen überbrückt werden“, so Hense.
Angesichts des Kriegs in der Ukraine dürften in der neuen Regierung weiterhin die Forderungen nach höheren Militärausgaben vorgetragen werden. Das CDU-Wahlprogramm ist laut Hense eindeutig und zielt auf Produktivitätsgewinne durch geringere Sozialausgaben ab. Aber das werde kaum reichen. „Eine mögliche Lösung wäre der europäische Weg. Es wäre eine Ausweitung der Militärausgaben nicht nur im Einklang mit den europäischen Partnern, sondern auch finanziert bei der Europäischen Union (EU)“, meint Hense.
In jedem Fall steht im Sommer die Planung des siebenjährigen Haushalts der EU an. Deutschland ist weiterhin der einzige substanzielle Netto-Einzahler. Was wäre, wenn man die Einzahlungen reduzieren würde, aber gemeinschaftliche Militärausgaben EU-weit finanziert? „Es wäre der Beginn einer europäischen Fiskalunion, nicht mehr umkehrbar und mit langfristig hohem Produktivitätspotential“, erklärt Hense.
Die geforderten zwei Prozent der Nato würden sich auf 300 Milliarden Euro belaufen, ohne die nationalen Ausgaben zu berücksichtigen. Für Deutschland würde es nach Ansicht des Experten den Weg frei machen für ein Wachstumspaket im Volumen von 100 Milliarden Euro für den weiteren Ausbau der Energieinfrastruktur und für benötigte Ausgaben für die digitale Transformation, auch um die Abhängigkeit von den USA zu minimieren.
Militär steht nicht nur in Deutschland auf der Agenda
2021 haben nach Zahlen von Vaneck die weltweiten Militärausgaben erstmals die Marke von zwei Billionen US-Dollar überschritten – und wachsen weiter an. „Dieser Anstieg signalisiert eine entscheidende Verschiebung der staatlichen Prioritäten, bei der die Verteidigungsausgaben in den Vordergrund gerückt sind“, sagt Roel Houwer, Senior Product Manager bei Vaneck Europa. „In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Staaten dafür kritisiert, zu wenig in die Verteidigung zu investieren, aber die aktuellen Umstände deuten darauf hin, dass erhöhte Militärausgaben auch in Zukunft Bestand haben werden.“
Das Wachstum des Verteidigungssektors werde nicht nur durch höhere Budgets, sondern auch durch die steigende Nachfrage nach fortschrittlichen und modernisierten Militärtechnologien angeheizt, etwa künstliche Intelligenz (KI), Cybersicherheitslösungen und weltraumgestützte Verteidigungssysteme.
„Regierungen arbeiten nun aktiv mit privaten Unternehmen zusammen, um militärische Technologien von der Forschung und Entwicklung bis hin zum operationellen Einsatz zu transferieren“, so Houwer. „Dieser Technologietransfer ermöglicht eine schnellere Integration neuer Innovationen in den Verteidigungsrahmen, so dass die Streitkräfte effizienter auf die Herausforderungen der heutigen Zeit reagieren können.“
Breite Streuung ist gefragt – wie immer
All die beschriebenen Ereignisse könnten an der Börse schnell auch wieder in den Hintergrund treten. Denn historisch gesehen haben sich Märkte nach politischen Krisen oft gut erholt. Die 20 größten geopolitischen Ereignisse seit dem Zweiten Weltkrieg haben gezeigt, dass Aktien ihre Verluste durchschnittlich innerhalb von 47 Handelstagen nach einem maximalen Rückgang von fünf Prozent wieder vollständig aufgeholt haben, wie aus Zahlen von Freedom24 hervorgeht.
Im Allgemeinen haben sich die Aktienmärkte in den USA und Europa angesichts von Kriegen als widerstandsfähig erwiesen und reagieren nicht mehr besonders auf Nachrichten über Konflikte. Stattdessen hat sich der Schwerpunkt auf die Inflation und die Maßnahmen der globalen Zentralbanken sowie die Einführung von KI-Technologien verlagert. Trotzdem ist angesichts der Vielzahl an wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten Wachsamkeit geboten. „Die politische Lage, Chinas wirtschaftliche Entwicklung und diverse Risiken in den Lieferketten bleiben bis Jahresende entscheidende Faktoren. Portfoliodiversifikation und sektorale Absicherung sollten Anlegern dabei helfen, erfolgreich durch die Marktlandschaft in den letzten Monaten des Jahres 2024 zu navigieren“, resümiert Selleslagh.