Dividenden-ETFs: Sind die Anlegerlieblinge schwankungsärmer?
Dividenden-ETFs haben sind flexibel und bieten viele Vorteile. Doch wie schneiden sie eigentlich in Sachen Volatilität ab?
Unter Volatilität versteht man die Kursschwankungsintensität eines Basiswerts (Aktie, Index oder Rohstoff). Je stärker dessen Berg- und Talfahrt bzw. je häufiger dieser vom Aufwärts- in den Abwärtsmodus wechselt, desto höher fällt die Risikokennzahl Volatilität aus. Doch eine hohe Volatilität deutet nicht ausschließlich auf ein hohes Kursrisiko, sondern auch auf eine hohe Renditechance hin. Viele Anleger bevorzugen vor allem die folgende Kombination – hohe Renditechance gepaart mit einer geringen Volatilität (Verlustgefahr). Wie verhält sich das nun bei Dividenden-ETFs?
In der Finanzwelt wird häufig unterstellt, dass Dividenden-ETFs aufgrund ihrer überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen über ein hohes Maß an Solidität verfügen und deshalb weniger stark schwanken als vergleichbare ETFs ohne Dividendenstrategie. Auf diesen Vorteil sollten sich Anleger allerdings nicht ungeprüft verlassen. Auf den iShares DivDAX UCITS ETF (WKN: 263527) trifft diese These zum Beispiel nicht zu. Er zeigt sich derzeit nämlich deutlich volatiler als der iShares Core DAX UCITS ETF (WKN: 593393). Sowohl auf 1-Jahres-Sicht (2,5 Prozentpunkte) als auch auf Sicht von drei Jahren (1,9 Prozentpunkte) bzw. fünf Jahren (1,9 Prozentpunkte) schwankt der Dividenden-ETF stärker als die „ungefilterte Normalversion“. Mit Blick auf den maximalen Drawdown fällt ein Vergleich ähnlich negativ aus. Während zum Beispiel der „reine“ DAX-ETF auf Sicht von fünf Jahren einen maximalen Rückschlag von 25,1 Prozent aufweist, ist der Rückgang des Dividenden-ETFs mit einem Wert von 29,6 Prozent ungleich höher.
Überraschung durch Dividenden-ETFs
Nun könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass dies an den hohen Dividendenabschlägen liegen könnte. Dem ist aber nicht zwangsläufig so. Wer global denkt und deshalb die anerkannte Dividendenstrategie lieber auf den FTSE All World anwenden möchte, dürfte in puncto Risikovergleich durchaus überrascht sein. Grund: Ein Investment in den Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF (WKN: A1T8FV) stellt nämlich die deutlich risikoärmere Investmentalternative dar.
Während nämlich der aus mehr als 3.600 Aktien bestehende Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (WKN: A2PKXG) beim Betrachtungszeitraum von einem Jahr bzw. drei Jahre Volatilitäten in Höhe von 17,1 bzw. 13,9 Prozent anzeigt, kommt der „lediglich“ über 1.700 Titel umfassende Dividenden-ETF auf deutlich niedrigere Volas in Höhe von 14,2 bzw. 12,8 Prozent – und dies trotz des deutlich geringeren Diversifikationseffekts.
Deutschland fällt zurück
Neben diesen rein finanzmathematischen Kaufargumenten sprechen aber auch zahlreiche fundamentale Gründe dafür, internationale Dividendenwerte bei der Ausrichtung des eigenen Portfolios zu bevorzugen. Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit nämlich in einem relativ miserablen wirtschaftlichen Umfeld. Hohe Energiekosten, akuter Fachkräftemangel, überbordende Bürokratie, der demografische Wandel sowie die Erderwärmung stellen einen Cocktail von Problemen dar, die gesundes Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren weiterhin verhindern dürfte.
Laut einer Statistik von TradingEconomics rangiert Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, gemessen am erzielten BIP-Wachstum (Stand: Q1 2023) auf Platz 165 von 185. Und die Perspektiven bleiben schlecht. Der Internationale Währungsfonds hat seine im April veröffentlichte Prognose zum Wirtschaftswachstum (2023) in Höhe von minus 0,1 Prozent nach unten revidiert und erwartet nun ein Minus von 0,3 Prozent. Vor diesem Hintergrund dürfte es nicht mehr lange dauern, bis wir von Indien auf Rang 5 in der Welt verdrängt werden, schließlich weist das bevölkerungsreichste Land der Welt gegenwärtig sogar ein höheres Wirtschaftswachstum als die Chinesen auf.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Axel Riedel, Leiter der Abteilung Finanzintermediäre bei State Street Global Advisors, über einen neuen Dividenden-Rekord und worauf Anleger achten sollten.
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