Dividenden-Aktien: Sehen wir das Ende der alternativen Zinsen?
Dividenden-Ausschüttungen wurden in den vergangenen Jahren als der neue Zins gehandelt. Mit den Zinsanstiegen ist diese Rolle definitiv vorbei.
Dennoch können Werte mit hoher Ausschüttung im aktuellen Kapitalmarktumfeld sinnvoll sein. Unternehmen, die mit großzügigen Ausschüttungen die Aktionäre beglücken, sind vielfältig beliebt. So bieten Dividendentitel nicht nur regelmäßige Einnahmen. Unternehmen, die über Jahre oder gar Jahrzehnte ihre Dividenden regelmäßig bezahlt haben, bieten bei den volatilen Marktgegebenheiten eine gewisse Verlässlichkeit.
Dividenden waren nie „der neue Zins“
So galten Dividenden in der Niedrigzinsphase bei vielen Anlegern als der neue Zins. Das waren sie allerdings zu keinem Zeitpunkt. Denn es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen freiwillig bezahlten Dividenden und verpflichtenden Zinszahlungen für Anleihen. Bestes Beispiel ist Disney (WKN: 855686). Das Unternehmen zahlte seit über 64 Jahren zuverlässig eine Dividende. Bis 2020. Aufgrund der veränderten Sehgewohnheiten weg vom Kabelfernsehen und hin zum Online-Video-Verleih (Streaming) setzte das Unternehmen zum ersten Mal die Dividendenzahlung aus.
Lohnend war die Disney-Dividende ohnehin nur bei einem Nullzins. Die durchschnittliche Dividendenrendite des Mickey-Mouse-Konzerns lag in den vergangenen Jahrzehnten bei gerade einmal etwa einem Prozent. Mit den hohen Zinsen werden zudem Anleihen seit Langem wieder ein ernst zu nehmender Konkurrent für Aktien. Derzeit werden für kurzlaufende US-Staatsanleihen fast 5,5 Prozent Zinsen pro Jahr bezahlt. Aktienunternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 18 müssten ihre Gewinne schon deutlich steigern, damit die Aktien im Vergleich zu Staatsanleihen mit vergleichsweise sicheren Erträgen bestehen können.
Aber nicht nur von der Bewertungsseite wird die Luft für Aktien dünner. Die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum für das anstehende Jahr 2024 werden weltweit zurückgenommen. Sollte die Wirtschaft in wichtigen Weltregionen im kommenden Jahr stagnieren, könnten die Bewertung für einige Aktientitel überdacht werden. In diesem Szenario sind gute und solide bewertete Dividendentitel dennoch eine interessante Nische. Allerdings sollte es sich dabei um Unternehmen handeln, die unabhängig von der Konjunktur solide Umsätze und Erträge erzielen. Das sind etwa Titel von Unternehmen aus der Telekommunikation. Mit Dividendenrenditen von über vier Prozent sollte ein Inflationsschutz möglich sein.
Über den Autor Michael Thaler
Michael Thaler ist Vorstand der TOP Vermögen AG in München
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Axel Riedel, Leiter der Abteilung Finanzintermediäre bei State Street Global Advisors, über einen neuen Dividenden-Rekord und worauf Anleger achten sollten.