11. Oktober 2020

Schweden-Rente: So bauen Sie den schwedischen Staatsfonds mit ETFs nach

Taugt die Schweden-Rente als Vorbild für die Altersvorsorge? Auf jeden Fall! Mit dem AP7-Fonds haben die Schweden eine perfekte Lösung gefunden. Den Fonds können Sie mit ETFs nachbauen – wir zeigen Ihnen wie!

Dieser Fonds beschäftigt nicht nur seinen Wettbewerb, sondern vor allem die europäische Politik. Der sogenannte AP7-Fonds ist Teil der sogenannten Premium-Rente in Schweden und erzielt seit Jahren sehenswerte Renditen. Ende August 2020 gelang ihm der Aufstieg zum größten Fonds Europas.

Während das umlagefinanzierte Rentensystem in Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung nicht mehr zeitgemäß ist, werden die Rufe nach einer Orientierung am schwedischen Modell immer lauter. Wie genau die Schweden-Rente funktioniert und wo die Vorteile gegenüber dem deutschen System liegen, erfahren Sie hier im Artikel.

So funktioniert die Schweden-Rente

Beim AP7-Aktienfonds handelt es sich um einen staatlich verwalteten Fonds, der einem strengen Portfoliomanagement unterliegt. Er ist ein Bestandteil der schwedischen Premium-Rente, die wiederum eine wichtige Säule für das Rentensystem in Schweden darstellt. Analog zum 3-Säulen-Modell ist auch die Altersvorsorge in Schweden strukturiert. Neben einer gesetzlichen Rente und einer Betriebsrente, die vom Arbeitgeber finanziert wird, sollten Bürger privat vorsorgen.

Anstatt – wie in Deutschland – auf ein rein umlagefinanziertes Modell zu setzen, müssen schwedische Arbeitnehmer zusätzlich zum Rentenbeitrag 2,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens in Vorsorgefonds investieren (sog. Kapitaldeckungsverfahren). Mit diesem Beitrag soll Vermögen aufgebaut werden, das Arbeitnehmern dann zum Renteneintritt zur Verfügung steht. Der Vorteil: das investierte Geld wächst durch die Kursentwicklung der zugrundeliegenden Wertpapiere im Vergleich zum deutschen Umlageverfahren. Das führt langfristig zu einem deutlich höheren Rentenniveau und einer großen Entlastung der Bürger.

Anleger können zwischen dem AP7-Fonds und anderen Fondslösungen von Fidelity-, Templeton- oder Schroders-Fonds auswählen. Wer sich nicht entscheidet, landet automatisch bei einem AP7-Investmentfonds – und die meisten Schweden (ca. vier Millionen) entscheiden sich gegen eine privatwirtschaftliche Lösung.

Tipp: Hier erfahren Sie alles zu den Weltportfolios von ETF-Profi Gerd Kommer und wie Sie diese nachbauen können.

Allokation und Rendite des AP7-Aktienfonds

Der AP7-Fonds ist der größte Aktienfonds Europas. Das verwaltete Vermögen knackte Anfang Oktober 2020 die 60 Milliarden Euro Grenze. Ein Blick auf die Renditeentwicklung verrät: das Wachstum beruht nicht nur auf den stetigen Einlagen, sondern vor allem auf einer beeindruckenden Performance.

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Die Gewichtung des Kapitals erfolgt zu 95 Prozent auf Aktientitel – der Rest entfällt auf Anleihen und liquide Mittel. Interessant ist die Verteilung des Aktienanteils. Dieser zum Großteil auf Industrieländer mit Schwerpunkt USA. Schwellenländer machen ca. 20 Prozent an der Portfoliogewichtung aus. Die größten Branchen sind: Finanzdienstleistungen, Technologie und der Gesundheitssektor. Apple macht mit 1,65 Prozent Anteil am Gesamtwert

Tipp: Hier erfahren Sie, wie Sie den Norwegischen Staatsfonds mit ETFs nachbauen können.

Umstieg auf Kapitaldeckungsverfahren macht Sinn

Dass das deutsche Rentensystem eine Reform benötigt steht fest. Das Umlageverfahren stößt an Grenzen, die von der Politik immer weiter ausgeweitet werden. Der Umstieg auf eine kapitaldeckende Lösung macht Sinn und wird von vielen progressiven deutschen Politikern vermehrt gefordert. Spannend ist, dass die Diskussion über den Umstieg auf ein Kapitaldeckungsverfahren immer dann erst in Gang kommt, wenn jene Märkte über Jahre hinweg fantastisch gelaufen sind.

Eine größere Kapitalmarktorientierung täte den meisten Bundesbürgern gut. Dafür sprechen der Mangel an zinsstarken Anlagen und nicht zuletzt die bereits erwähnten demografische Herausforderung des umlagefinanzierten Systems.

Wie Sie die Schweden-Rente mit ETFs nachbauen

Allerdings wird bis zur finalen Umsetzung durch die Politik schätzungsweise noch viel Zeit ins Land ziehen. Doch neben dem Norwegischen Staatsfonds oder dem Luxemburger Zukunftsfonds lässt sich auch der AP7-Fonds schon heute in Eigenregie abbilden. Dazu verwenden wir ganz nach dem Vorbild eines schwedischen Einrichtungskonzerns preiswerte Komponenten und stellen die Strategie mit diversen ETFs selbst zusammen.

Der Kern des Portfolios des AP7-Fonds besteht zu 100 Prozent aus Aktien und selbst Aspekte wie das faktorbasierte Investieren oder die nachhaltige sowie soziale Verantwortung kommen nicht zu kurz. Um eine simple Nachbildung der Strategie zu ermöglichen, haben wir uns auf folgende Gewichtung festgelegt: 50 Prozent Industrieländer (ESG), 20 Prozent Schwellenländer (ESG), jeweils zu 12,50 Prozent den Faktor „Quality“ sowie den Faktor „Value“ und abschließend kommt noch 5 Prozent Private Equity hinzu.

Abseits der renditebringenden Aktienquote wird aber auch in Anleihen investiert. Jedoch verhält sich die Beimischung wie der St-Knuts-Tag (auch „Knut“ genannt) in der Weihnachtszeit und tritt erst am Ende des Arbeitslebens in Erscheinung. Bis zum 55. Lebensjahr wird deshalb zu hundert Prozent in Aktien investiert und dieser Anteil sinkt dann im Verlauf des Rentenalters immer weiter ab.

Zum Beispiel beträgt die Quote an weltweiten Staats- sowie Unternehmensanleihen mit 63 Jahren erst 27 Prozent, mit 65 Jahren rund 34 Prozent und mit 67 Jahren schon 40 Prozent. Auf den Einsatz von Derivaten oder Kredithebeln wird in unserem Fall verzichtet.

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Tipp: Hier finden Sie eine vielfältige Auswahl von Musterportfolios zum Nachbauen.

Fazit: Anleger sollten Strategien über ETFs kopieren

Das Thema bleibt vorher bei Diskussionen, denn die politischen Sorgen sind groß. Die hohen Renditen, auf die Befürworter immer hinweisen, beziehen sich auf die vergangenen 10 Jahre. In den ersten Jahren seit der Einführung hat der AP7-Fonds jedoch starke Verluste hinnehmen müssen (2002 sogar minus 27 Prozent). In Deutschland wäre die Unruhe sicherlich groß, wenn plötzlich das Geld von staatlich Rentenversicherten so stark an Wert verlieren würde.

Der Kern der Erfolgsstrategie von Staatsfonds sollte Anlegern eine Orientierung bei der privaten Altersvorsorge sein. Über ETFs kann jeder kostengünstig an den Kapitalmärkten Geld investieren – auch mit überschaubarer Anlagesummen und Sparplänen. Wir müssen nicht darauf warten, dass der Staat unserer Altersvorsorge optimiert – das kann jeder selbst in die Hand nehmen.

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