Das müsst ihr bei einem Investment in Edelmetall-ETCs unbedingt beachten
In Zeiten hoher Inflation und trüber Konjunkturperspektiven gelten Sachwerte wie Edelmetalle als interessante Geldalternative. Börsennotierte Wertpapiere (ETCs), die mit dem jeweiligen Edelmetall hinterlegt werden, sind bei Anlegern in diesem Zusammenhang besonders beliebt.
An deutschen Börsen sind derzeit rund 50 ETCs auf Gold, Silber, Platin, Palladium und Rhodium notiert, wobei die jährlichen Gebühren (TER) von null bis 1,25 Prozent p.a. reichen. Da Gebühren stets Performance kosten, wirken sich diese insbesondere bei langem Anlagehorizont negativ aus. Außerdem fallen diese mit steigendem Edelmetallpreis immer stärker ins Gewicht, was sich im Vergleich zu einem „gebührenfreien“ Produkt unter Umständen als ausgesprochen kostspieliger Nachteil erweisen kann. Allerdings sollten die Käufer „edler Wertpapiere“ stets im Hinterkopf behalten, dass beim sicheren Verwahren von Edelmetallmünzen bzw. -barren ebenfalls Kosten anfallen würden, die das im ETC-Bereich übliche Niveau deutlich übertreffen können.
Nicht nur auf die Gebühren achten
Doch nur auf den Preis zu schauen, ist natürlich auch nicht sinnvoll, schließlich spielt bei Edelmetallinvestments häufig das ausgeprägte Schutzbedürfnis des Käufers eine große Rolle. Ein physisches Hinterlegen – am besten mit integriertem Lieferanspruch – kommt diesem Wunsch besonders nah. Grundsätzlich ändern auch diese Eigenschaften jedoch nichts daran, dass man lediglich Papiergold erworben hat, welches innerhalb des Bankensystems verwahrt wird und stets einen „Vertrauensvorschuss“ beinhaltet. Anleger müssen sich nämlich auf das korrekte Hinterlegen, das sichere Verwahren und einen im Bedarfsfall funktionierenden Lieferanspruch verlassen können – auch in Krisenzeiten.
Verglichen mit Futures, Optionen, Optionsscheinen oder Zertifikaten, bieten ETCs aber in der Regel ein erheblich geringeres Kontrahentenrisiko (Ausfallrisiko) als die oben erwähnten Derivate. Grund: Hinter einem Edelmetall-ETC steht meist eine Gesellschaft, deren alleiniger Geschäftszweck darin besteht, die versprochenen Eigenschaften des jeweiligen Produkts zu garantieren, was die Bonität erheblich verbessert. Dadurch fällt der Insolvenzschutz deutlich höher als bei von Banken emittierten Optionsscheinen oder Zertifikaten aus. Deren Risiken sind für Investoren und Analysten in der Regel außerordentlich schwer einzuschätzen.
Sind steuerfreie Kursgewinne möglich?
Auch die Größe eines Edelmetall-ETCs sollte vor dem Kauf unbedingt mitberücksichtigt werden, schließlich reduziert ein überdurchschnittlich hoher Marktwert die Wahrscheinlichkeit, dass das Finanzprodukt in Zukunft wieder vom Markt genommen wird. Bei Gold gibt es derzeit einige milliardenschwere Exemplare, bei denen dieses Risiko als vernachlässigbar eingestuft werden kann.
Eine wichtige Frage sollten Anleger vor dem Kauf eines Edelmetall-ETCs ebenfalls abgeklärt haben – nämlich die steuerliche Behandlung bei realisierten Kursgewinnen. Beim Kauf von Edelmetallbarren und -münzen sind nämlich bei einer Haltedauer von mehr als einem Jahr nach derzeitiger Rechtsprechung steuerfreie Kursgewinne möglich. Bei kürzeren Haltezeiträumen müssen realisierte Gewinne hingegen zum individuellen Grenzsteuersatz versteuert werden, falls eine Freigrenze von 600 Euro überschritten wird. Wer auf diesen Vorteil großen Wert legt, sollte vor einem Investment einen potenziellen Edelmetall-ETC auf diese Eigenschaft überprüfen.
ETCs: Xetra und Euwax
Bei den unter deutschen Privatanlegern besonders beliebten Gold-ETCs Xetra-Gold (WKN: A0S9GB ) und Euwax-Gold-II (WKN: EWG2LD) kann man sich dessen relativ sicher sein, schließlich werden hier die Goldbestände physisch hinterlegt und auf Wunsch auch ausgeliefert.
Bei allen anderen empfiehlt es sich vor dem Kauf die Emissionsprospekte genau zu inspizieren bzw. beim Emittenten diesbezüglich nachzufragen. Aktuell fällt das Angebot an Edelmetall-ETCs auf Gold mit 27 Wertpapieren besonders üppig aus, gefolgt von Silber (10), Platin (6), Palladium (6) und Rhodium (1).
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Krisen und anstehende Zinssenkungen. Gold steht wieder im Fokus. Michael Geister, Vertriebsleiter der deutschsprachigen Region bei HANetf, gibt Antworten.