9. Februar 2024
China im Jahr das Drachen: Kommt das Interesse der Anleger zurück?

China im Jahr das Drachen: Kommt das Interesse der Anleger zurück?

Strukturelle Probleme der Wirtschaft bringen das Wachstum in China ins Stocken. Wir bald das Land das Interesse der Anleger neu entfachen können?

China und ein großer Teil Asiens treten in das Jahr des hölzernen Drachen ein. Als stolzer Vater einer Wasserdrachen-Tochter, die größtenteils in Hongkong aufgewachsen ist, kann ich die gängige Meinung nur bestätigen, dass Drachen starke und unabhängige Persönlichkeiten sind, die sich aber nach Liebe und Unterstützung sehnen. Eigenschaften, die sehr gut auch auf die chinesische Wirtschaft und die Märkte im gegenwärtigen Kontext zutreffen könnten.

Das Wachstum in China war 2023 nicht aufregend

Mit einer Schätzung von +5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr per Ende 2023 entsprach das BIP-Wachstum Chinas dem vor einem Jahr festgelegten offiziellen Ziel eines Wachstums von „rund 5 Prozent”. Dennoch kann ein solches Ergebnis kaum als aufregend bezeichnet werden. Es wurde fast ausschließlich dank des starken Anstiegs des Verbrauchs inländischer Dienstleistungen im ersten und frühen zweiten Quartal erreicht, ausgehend von der extrem niedrigen Basis des Jahres 2022, als große chinesische Städte unter sehr restriktiven Abriegelungsmaßnahmen standen. Seit dem Frühjahr 2023 ist das chinesische Wachstum ins Stocken geraten, was auf die strukturellen Probleme der Wirtschaft zurückzuführen ist. Aus offensichtlichen Gründen funktionieren die bisherigen Möglichkeiten, überschüssige Ersparnisse zu recyceln (Exporte, Infrastrukturen und Immobilien), nicht mehr so wie in der Vergangenheit.

Tipp: Lies dir gleich unser Interview mit Elliot Hentov (State Street Global Advisors) zum Thema „Das Wachstumsmodell in China hat Probleme“ durch.

Viele Ökonomen haben ein massives Konjunkturprogramm „à la 2008” gefordert, um den Konsum anzukurbeln und ihn zumindest auf den bis Ende 2019 erlebten Pfad zurückzubringen. Die Behörden zögern jedoch − im Namen ihres Kampfes gegen Moral Hazard und „ungeordnete Kapitalallokation”. Das Paradoxe daran ist, dass die chinesischen Behörden, indem sie versuchen, die Ungleichgewichte der Vergangenheit zu lösen, neue Ungleichgewichte schaffen, wenn sie Ressourcen, monetäre und steuerliche Anreize in denselben Produktionssektoren (Elektrofahrzeuge, Halbleiter, Solarpaneele) anhäufen, mit dem hohen Risiko von Überkapazitäten, gedrückten Margen und einer weiteren deflationären Dynamik.

China: Aussichten auf nachhaltige Erholung noch begrenzt

Während die Risiken einer Finanzkrise − in einer immer noch geschlossenen Volkswirtschaft − überschätzt werden, sind die Aussichten auf eine umfassende und nachhaltige Erholung zum jetzigen Zeitpunkt sehr begrenzt. Und die Aktienmärkte spiegeln trotz unglaublich attraktiver Bewertungen diesen Mangel an Zugkraft wider: In den letzten drei Jahren wurden rund sieben Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung vernichtet. Jüngste Gerüchte über Stabilisierungspläne − die sich meist auf die alten Rezepte der Mobilisierung großer öffentlicher institutioneller Anleger zum Kauf chinesischer Großunternehmen beschränken − haben zu spektakulären kurzfristigen Erholungen geführt, die meist durch „heißes Geld” gespeist wurden. Solange es jedoch keine glaubwürdigen Lösungen gibt, um die chinesische Wirtschaft aus der Deflationsfalle zu befreien, werden langfristig orientierte in- und ausländische Investoren nicht so leicht zurückkehren.

Tipp: Hier findest du sämtliche ETFs auf den chinesischen Aktienmarkt. Übertreibe es allerdings nicht und setze auf weltweite Streuung.

Chinesische Wirtschaft bietet innovative Unternehmen

Diese Situation ist umso frustrierender, als die chinesische Wirtschaft eine Reihe unglaublich innovativer Unternehmen bietet, die sich in Bezug auf die Kapitalproduktivität am Rande ihrer jeweiligen Effizienzgrenze befinden. In einem Umfeld, das so sehr von politischen Präferenzen beherrscht wird, ist die Auswahl der besten chinesischen Aktien extrem komplex geworden. Während die Bevorzugung staatseigener Unternehmen (SOEs) mit hohen Betriebsmargen in den traditionellen Industrie- oder Energiesektoren kurzfristig eine sichere Wette sein könnte (viele Energieerzeuger haben seit Jahresbeginn zwischen 15 Prozent und 20 Prozent zugelegt), werden die langfristigen Gewinner in Querschnittsthemen zu finden sein, die vor übermäßigem – in- und ausländischem – politischem Einfluss geschützt sind, ein hohes und stabiles Rentabilitätsniveau und einen robusten Nachfragerückenwind aufweisen, der ihnen eine (viel) schnellere Wertsteigerung als dem Rest der Wirtschaft ermöglicht.

Über den Autor Jean-Louis Nakamura

Jean-Louis Nakamura, Leiter der Vontobel Conviction Equities Boutique