Aktienrückkäufe von Unternehmen - was heißt das für Anleger?
Die einen loben Aktienrückkäufe als großartige Chance für Unternehmen, andere warnen vor Nachteilen. Was verbirgt sich eigentlich hinter den Rückkäufen von Anteilen, welche Vorteile erhoffen sich Unternehmen davon und welche Investitionsmöglichkeiten gibt es für private Anleger?
Wenn ein Unternehmen eigene Aktien von seinen Aktionären zurückkaufen möchte, spricht man von einem Aktienrückkauf. Es kann die Aktien dabei entweder direkt an der Börse kaufen oder den Anteilseignern öffentlich ein Angebot bezüglich des Rückkaufs unterbreiten. Das deutsche Aktiengesetz legt fest, dass maximal zehn Prozent der Anteile zurückerworben werden dürfen.
Ein Unternehmen kann sich nicht einfach selbst zu einem Rückkauf entscheiden. Der Vorgang muss auf der Hauptversammlung beschlossen werden und kann von den Aktionären an eine bestimmte Summe oder ein Vorhaben gebunden sein. Ist der Rückkauf beschlossen, hat das Unternehmen maximal fünf Jahre Zeit, ihn zu vollziehen. Es ist allerdings nicht verpflichtet, den Rückkauf tatsächlich zu tätigen.
Wieso kaufen Unternehmen Aktien zurück?
Unternehmen profitieren durch einen Rückkauf meist von steigenden Kursen, da der Rückkauf die Anzahl der Markt befindlichen Aktien reduziert. Dadurch sinkt das Angebot, die Nachfrage steigt, weshalb sich die Gewinne der nach dem Rückkauf verbleibenden Aktien in vielen Fällen erhöhen. Ein weiterer Grund des Rückkaufs von Anteilen kann die Abwehr einer drohenden Übernahme sein. Entweder, um die Aktien als Zahlungsmittel für einen Kauf einzusetzen oder um eine drohende Übernahme abzuwenden. Denn dadurch, dass weniger Aktien am Markt sind, werden die am Markt befindlichen deutlich teurer und die Übernahme wird erschwert. Eine weitere Möglichkeit ist die Ausgabe von Mitarbeiteraktien, um die Mitarbeitenden zu motivieren und ans Unternehmen zu binden. Ein anderer Grund kann das Ziel sein, die Gesellschafterstruktur zu verändern. Denn durch einen Rückkauf reduziert das Unternehmen den Kreis seiner Anleger und damit auch die Anzahl derjenigen, die im Rahmen der Hauptversammlung Mitbestimmungsrecht haben.
„In den USA greifen börsennotierte Unternehmen regelmäßig zum Instrument des Aktienrückkaufs, deutsche Unternehmen sind hier viel zurückhaltender. Das Umfeld für Aktienrückkäufe ist aktuell aber auch hierzulande sehr gut“, heißt es in einem Artikel auf capital.de, in dem Peter Seppelfricke zum Thema Aktienrückkäufe befragt wurde. Er empfiehlt deutschen Unternehmen, die über eine sehr hohe überschüssige Liquidität verfügen und die gleichzeitig „mit einem deutlichen Abschlag zu ihren inneren Werten“ notieren, Aktienrückkäufe durchzuführen. Erst vor wenigen Monaten hat der Chemiekonzern BASF bekannt gegeben, bis Ende 2023 Aktien im Wert von bis zu drei Milliarden Euro zurückzukaufen.
Gibt es Möglichkeiten, sich an diesen Unternehmen zu beteiligen?
Tatsächlich gibt es ETFs, über die du dich an Unternehmen mit einer hohen Aktienrückkaufquote beteiligen kannst. Dazu zählen zum Beispiel der Invesco Global Buyback Achievers UCITS ETF (WKN: A114UD). Der zugrundliegende Index beinhaltet Unternehmen, die im Laufe der vergangenen zwölf Monate die Anzahl ihrer am Markt befindlichen Anteile um mindestens fünf Prozent netto reduziert haben. Mit dabei sind unter anderem das US-amerikanische Technologie-Unternehmen Oracle, die Bank of America oder die SoftBank Group aus Japan.
Der physische Fonds hat derzeit eine Größe von 55,04 Millionen Euro und enthält 193 Positionen. Seine Gesamtkostenquote liegt bei 0,39 Prozent, die Gewinne werden ausgeschüttet. Seine Performance kann sich sehen lassen: Seit der Auflage 2014 hat sich der Wert des ETFs jährlich um durchschnittlich 10,29 Prozent gesteigert.
Kritik an Aktienrückkäufen
Bei allen Vorteilen und dem Rat von Experten, auf Aktienrückkäufe zu setzen, gibt es auch viel Kritik an ihnen. Häufig wird Unternehmen, die Rückkäufe ankündigen, Einfallslosigkeit vorgeworfen. Könnte das benötigte Kapital nicht anders investiert werden? Zum Beispiel in Innovation und Wachstum? Auch ist es nicht sicher, dass der Kurs der Aktie nach dem Rückkauf tatsächlich steigt. Was passiert, wenn er gar fällt?
Manche Unternehmen setzen gar auf Fremdkapital, um Aktienrückkäufe zu finanzieren. Sie nehmen also Kredite auf. Falls ein Unternehmen plötzlich weniger Gewinn erwirtschaftet, stellen sich diese Kredite als große Belastung dar. Und zu guter Letzt: In einigen Aktiengesellschaften ist die Vergütung von Vorständen variabel und hängt vom Börsenerfolg ab. Bei steigendem Aktienkurs klingelt es auch in den Taschen der Vorstände. Könnte das ein, vielleicht sogar der Grund für einen Aktienrückkauf sein?
Autor Jennifer Fizia
Jennifer Fizia schreibt als freie Mitarbeiterin für extraETF.com. Die gelernte Journalistin war bereits nach ihrem Studium freiberuflich für verschiedene Verlage und Unternehmen tätig. 2013 gründete sie das FinTech-Start-up Lendstar mit und arbeitete danach u.a. als Text-Chefin der Marketingabteilung eines Finanzdienstleisters.
Aktien sollten die Hauptrolle spielen, meint Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer. Besonders interessant seien US-Nebenwerte.