17. März 2024
Aktien kaufen in der Krise – was ist dran?

Aktien kaufen in der Krise – was ist dran?

Militärische Auseinandersetzungen, wie in Israel, scheinen zuzunehmen. Daher stellt sich die Frage: Aktien kaufen, wenn Konflikte den Markt beeinträchtigen?

Das Vorjahr und das Jahr zuvor waren von Konflikten und Kriegen geprägt. Im Februar 2022 marschierten russische Truppen in die Ukraine ein, am 7. Oktober 2023 brach der Gaza-Krieg aufgrund der Terrorgruppe Hamas aus, Aserbaidschan griff Armenien an. Daneben gibt es noch etliche Bürgerkriege und Unruhen. So makaber es klingen mag, aber für Aktionäre könnte das aussichtsreich sein. Denn laut einer alten Börsenweisheit schlägt dann die Stunde des günstigen Einstiegs: „Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ So lautet eine bekannte Börsenweisheit.

Warum sollte man überhaupt in der Krise Aktien kaufen?

Wir wissen zwar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, von wem der Ausspruch ursprünglich stammt. Zugesprochen wird er jedoch dem Frankfurter Bankier Carl Mayer von Rothschild (1820 bis 1886). Doch für dich als Anleger wesentlich wichtiger ist die dahinterstehende Logik – und die geht so:

Durch einen Krieg entsteht Unsicherheit. Diese Unklarheit führt dazu, dass Anleger vermeintlich sicherere Anlagen wie Gold, Anleihen oder international bedeutende Währungen (Euro, US-Dollar) bevorzugen. Daneben wirkt ein Krieg natürlich negativ auf die Wirtschaft der beteiligten Staaten. Das führt erstmal zu einem Absinken der Börsenkurse.

Doch jetzt kommt die spannende Überlegung ins Spiel: Es kann in Zukunft nur besser werden. Denn mit Kriegsende ändert sich die Situation wieder schlagartig. Es muss in den Wiederaufbau investiert werden, zugleich verbessert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt entsprechend. Daneben gibt es auch schon während des Krieges Unternehmen, die profitieren. Anleger können also gewissermaßen auf bessere Aussichten spekulieren und an der Börse wird, wie du weißt, ohnehin die Zukunft gehandelt.

Ging die Börsenweisheit zuletzt auf?

Aus aktuellem Anlass sehen wir uns den Gaza-Krieg an. Daneben dürfte Israel die gegenwärtig unmittelbare Kriegspartei mit der relevantesten Börse sein. Am stärksten waren selbstverständlich die Kursausschläge am israelischen Aktienmarkt. Der breit gefächerte Aktienindex TA 125 zeigte direkt nach dem Terrorangriff der Hamas ein deutliches Minus. Zeitweise sanken die Kurse um 13,5 Prozent des Niveaus vor Kriegsausbruch. Doch mittlerweile hat sich der israelische Aktienmarkt längst erholt. Die Kurse der Börse Tel Aviv bewegen sich längst wieder auf Vorkriegsniveau.

Somit könnte die naheliegende Antwort lauten: Die Börsenweisheit geht auf – zumindest am Beispiel Israels. „Wer mittel- bzw. langfristige Ziele an der Börse verfolgt, kann Schwächephasen an der Börse tatsächlich sehr gut für zusätzliche Investments nutzen und davon profitieren. Das belegen empirische Untersuchungen immer wieder“, sagt Thimm Blickensdorf, Geschäftsleitung von Growney.

In der Tat konnten Anleger davon profitieren, wenn sie in der schwächsten Kursphase der Börsenweisheit „Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern“ folgten. Die zwischendurch große Angst vor einer Ausweitung des Kriegs führte zu Verunsicherung und einer kurzen Schwächephase an den Börsenmärkten. Besonders stark war dieser Effekt an der Börse Tel Aviv zu beobachten. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass der Gaza-Krieg vor allem als regionaler Konflikt betrachtet wird, der mittel- und langfristig kaum Auswirkungen haben wird.

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Der große Unterschied zum Ukraine-Krieg, den Russland im Februar 2022 begonnen hat: Durch den Gaza-Krieg scheint erstmal keine Energiekrise oder höhere Inflation zu drohen. Diese Aspekte hatten vor allem in den letzten anderthalb Jahre Aktien- wie Anleihenmärkte deutlich negativ beeinflusst.

Was sagt die Entwicklung über die Börsenweisheit?

Verlasse dich nie komplett auf Börsenweisheiten. Oft versprechen sie die Vereinfachung von komplexen Vorgängen und Zusammenhängen. Doch so einfach ist die Börse nicht. Wie sich am Beispiel des Gaza-Kriegs zeigt, unterliegen die Kurse unterschiedlichen Einflüssen. Die Börsenentwicklung auf einen einzigen Aspekt zu reduzieren, ist eben zu einfach. Aktienmärkte sind durchaus komplexer.

Mit Ausnahme der Börse in Tel Aviv ist die positive Kursentwicklung im Wesentlichen eben nicht auf den Gaza-Krieg zurückzuführen, sondern auf andere Einflüsse wie die Zinsentwicklung im Euro-Raum und beim US-Dollar. Zudem mehren sich die Anzeichen, dass die wirtschaftliche Entwicklung weltweit stabil bleibt – mit wenigen Ausnahmen.

Doch wir können festhalten: Die Börsenweisheit „Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern“ erscheint plausibel. Kurzfristige Kurseinbrüche, die durch Schock-Ereignisse verursacht werden, können jedenfalls für mittel- bis langfristig orientierte Anleger eine gute Kaufmöglichkeit sein, um mit zusätzlichen Investitionen von der Erholung der Börsenkurse zu profitieren.

„Börsenregeln geben oftmals nur eine grobe Orientierung. Sie können keine Analyse der komplexen wirtschaftlichen Zusammenhänge ersetzen. Es zeigt sich, dass Privatanleger, die breit diversifiziert investieren, gut vor den Auswirkungen regionaler Konflikte geschützt sind“, so Blickensdorf.

Breit aufstellen, statt blind auf Börsenweisheiten setzen

Grundsätzlich solltest du bei der Geldanlage nicht zu sehr nach Börsenweisheiten gehen. Dennoch kannst du Krisen nutzen, um Bestände auszubauen, sofern du verfügbares Kapital hast. Kaufe aber nicht unbedingt gezielt die Aktien aus Konfliktregionen, sondern stelle dir ein globales Portfolio zusammen. Hierfür kannst du unsere ETF-Suche nutzen und dich von unseren ETF-Empfehlungslisten inspirieren lassen.

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