ETF-Optionen – Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten
Was sind ETF-Optionen und wie kannst du sie im Portfolio einsetzen?
Buy-and-Hold eines diversifizierten Portfolios ist das Mantra von vielen ETF-Investoren. Institutionelle Anleger die in ETFs investieren sehen dies anders. Hier steht oft der Vermögenserhalt oder die aktive Steuerung der Risiken im Vordergrund.
Kein Wunder also, warum das in ETF-Optionen investierte Volumen in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist. Nach Angaben des US-Vermögensverwalters BlackRock liegt das investierte Volumen bei ETF-Optionen in den USA bereits in einer Größenordnung von rund einer Billionen US-Dollar. Auch der europäische Markt für ETF-Optionen wächst, liegt allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau.
In diesem Beitrag erklären wir die Funktionsweise von ETF-Optionen.
Das Wichtigste in Kürze: Alles, was du über ETF-Optionen wissen musst
Bedeutung: ETF-Optionen werden bei institutionellen Anlegern immer populärer. Auch Privatanlegerinnen und -anleger können ETF-Optionen über bestimmte Broker handeln.
Einsatzmöglichkeiten: Mit ETF-Optionen können Zusatzerträge generiert oder Risiken begrenzt werden.
Handelbarkeit: Optionen werden an einer Terminbörse (z. B. Eurex) gehandelt, die Optionsmerkmale sind standardisiert.
Optionspreis: Der Preis einer Option lässt sich auf Basis verschiedener Parameter berechnen. Er setzt sich aus dem inneren Wert und dem Zeitwert zusammen.
Risikoreich: Bevor du mit Optionen handelst, solltest du dich ausführlich über die Chancen und Risiken informieren.
Wie funktionieren Optionen?
Optionen sind bedingte Termingeschäfte. Der Käufer einer Kaufoption (Call) erwirbt das Recht, nicht aber die Verpflichtung, zum Zeitpunkt ihrer Fälligkeit einen bestimmten Basiswert (z.B. einen ETF) zum Basispreis zu erwerben. Durch den Kauf eines Calls lässt sich mit relativ geringem Kapitaleinsatz auf steigende Preise des Basiswertes setzen.
Eine Verkaufsoption (Put) verbrieft dagegen das Recht, nicht aber die Verpflichtung, einen bestimmten Basiswert zu einem vorab festgelegten Preis zu verkaufen. Käufer von Puts spekulieren auf fallende Kurse des Basiswertes oder möchten eine bestehende Position gegen fallende Kurse absichern.
Welche Arten von Optionen gibt es?
Mit Optionen können Käufer und Verkäufer vier unterschiedliche Positionen einnehmen. Die folgende Tabelle stellt diese Positionen dar.
Käufer der Option | Verkäufer der Option | |
---|---|---|
Call | Long Call - zahlt Optionsprämie - besitzt Kaufrecht | Short Call - erhält Optionsprämie - Stillhalter in Wertpapieren |
Put | Long Put - zahlt Optionsprämie - besitzt Verkaufsrecht | Short Put - erhält Optionsprämie - Stillhalter in Geld |
Nur für erfahrene Anlegerinnen und Anleger geeignet
Die verschiedenen Optionspositionen können auf den ersten Blick kompliziert erscheinen. Wir erläutern die vier Möglichkeiten daher noch einmal im Detail.
Was ist der Unterschied zwischen Option und Optionsschein?
Privatanlegerinnen und -anleger kennen die Begriffe Call und Put meist im Zusammenhang mit Optionsscheinen. Diese Form von verbrieften Derivaten sind in der Grundkonstruktion auch sehr ähnlich. Beide beinhalten das Recht zum Kauf- oder Verkauf eines Basiswerts. Davon abgesehen gibt es aber erhebliche Unterschiede.
So werden Optionen an einer Terminbörse (z. B. Eurex) gehandelt, die Optionsmerkmale sind standardisiert und verschiedene Market Maker sorgen für eine fortlaufende Preisstellung und die notwendige Liquidität der Optionen.
Optionsscheine werden hingegen von einer Investmentbank ausgegeben. Diese legt auch die Konditionen der Optionsscheine fest. Handelbar sind Optionsscheine außerbörslich oder über bekannte Börsenplätze wie die Börse Stuttgart oder die Börse Frankfurt. Die Preisstellung erfolgt ausschließlich durch die Emissionsbank, was eine gewisse Abhängigkeit gegenüber dieser darstellt.
Ein weiterer Unterschied ist das Ausfallrisiko. Bei Optionen tritt die Optionsbörse (Eurex) als Kontrahent für den Kontrakt ein.
Der Optionsschein ist eine Schuldverschreibung der Emissionsbank, geht diese Pleite (vgl. Lehman Brothers), können Anleger erhebliche Verluste erleiden.
Mit einem Optionsschein kann zudem immer nur eine Long-Position eingegangen werden (Long Call, Long Put). Optionen bieten die Möglichkeit auch eine Short-Position (Short Call, Short Put) einzugehen.
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Wie setzt sich der Optionspreis zusammen?
Der Optionspreis setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, dem inneren Wert und dem Zeitwert.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis einer Option?
Der Preis einer Option lässt sich auf Basis verschiedener Parameter berechnen. Die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Preis von Optionen sind:
Preisfaktor: | Begründung: |
---|---|
Kurs des Basiswertes: | Den größten Einfluss auf den Optionspreis hat der Preis des Basiswertes. Jede Preisveränderung des Basiswertes spiegelt sich in einer Veränderung des Optionspreises wider. Das Ausmaß der Veränderung hängt vom Verhältnis zwischen dem Basispreis und dem Kurs des Basiswertes sowie der Restlaufzeit ab. |
Restlaufzeit: | Je länger die Restlaufzeit, desto größer ist die Chance für den Käufer einer Option, dass sich seine Erwartungen hinsichtlich der Kursentwicklung des Basiswertes erfüllen. Umgekehrt wird das Risiko für den Optionsverkäufer durch eine abnehmende Laufzeit immer geringer. Der Zeitwert nimmt somit ab und damit der Optionspreis. Der abnehmende Zeitwert „arbeitet“ damit für den Optionsverkäufer und gegen den Besitzer der Option. |
Volatilität: | Bei ansonsten gleichen Bedingungen wird eine Option auf einen Basiswert mit hoher impliziter Volatilität grundsätzlich teurer sein als auf einen Basiswert mit niedriger impliziter Volatilität. Ein Volatilitätsanstieg hat also immer steigende Optionspreise zur Folge. |
Ausschüttung: | Normale Ausschüttungen des Basiswerts, die während der Laufzeit der Option anfallen, entgehen dem Optionskäufer. Gleichzeitig gibt der Kurs am Ausschüttungstag aber entsprechend nach. Eine hohe Ausschüttung wird deshalb tendenziell den Preis einer Call-Option verringern. Bei einer Put-Option ist dieser Effekt umgekehrt. |
Zinssatz: | Im Normalfall ist das Halten des Basiswertes mit Kapitalkosten verbunden, die umso höher ausfallen, je höher das Zinsniveau ist. Diese Kosten werden durch den Erwerb eines Calls (Long-Call) gespart. Mit steigenden Zinsen nimmt deshalb der Wert einer Call-Option zu. Bei Puts verhält es sich in der Regel genau umgekehrt. |
So wirkt eine Veränderung der Preisfaktoren auf den Optionspreis
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Warum ETF-Optionen einsetzen?
Optionen bieten Anlegerinnen und Anlegern die Möglichkeit auf eine erwartete Bewegung nach oben oder nach unten zu spekulieren. In der einfachsten Form können Put- oder Call-Optionen verwendet werden, aber auch Kombinationen verschiedener Optionen und Basispreise sind denkbar. Die meisten Anlegenden verwenden Optionen allerdings um auf eine Bewegung des Basiswertes zu spekulieren. Es gibt aber auch Strategien, um Risiken abzusichern oder zusätzliche Erträge zu generieren.
Grund: | Begründung: |
---|---|
Absicherung: | Durch den Einsatz von Put-Optionen können sich ETF-Anlegende gegen einen Kursrückgang absichern. |
Zusatzerträge: | Der Verkauf von ETF-Optionen bietet in Zeiten niedriger Marktrenditen und Zinsen Zusatzerträge. |
Spekulation: | Durch den Einsatz von ETF-Optionen kann die Markterwartung mit einem Hebel umgesetzt werden. |
Wie funktionieren Optionen auf ETFs?
ETF-Optionen werden nicht wie Aktien oder ETFs in Stück gehandelt, sondern in Form von Kontrakten. Ein Kontrakt verbrieft dabei meist 100 ETF-Anteile (manche ETF-Optionen verbriefen 1.000 ETF-Anteile).
Die genauen Kontraktspezifikationen für ETF-Optionen können der Website der Terminbörse entnommen werden. Gehandelt werden Optionen hierzulande über die Eurex, eine der größten Terminbörsen der Welt. Neben Optionen können an der Eurex auch Futures gehandelt werden.
Ein großer Vorteil von Optionen ist, dass die Spezifikationen der Kontrakte standardisiert sind. Es gibt also definierte Basispreise bzw. Basispreisstufen, Laufzeiten und Kontraktgrößen. Auch das Settlement und die Handelszeiten sind genau festgelegt und werden veröffentlicht.
Bei Fälligkeit von ETF-Optionen müssen entsprechende ETFs geliefert werden. Darüber hinaus sorgen Market Maker mit verbindlichen Geld- und Briefkursen für eine entsprechende Liquidität der Optionen.
Die European Exchange (Eurex) ist eine der weltweit größten Terminbörsen für Finanzderivate. An der Eurex werden pro Jahr 1,7 Milliarden Kontrakte von Optionen und Futures gehandelt. Diese beziehen sich auf Aktien, Indizes, ETFs, Anleihen und Zinsen. Die Eurex ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Börse AG.
Auf welche ETFs werden Optionen angeboten?
An der Eurex werden ETF-Optionen für 41 ETFs bzw. ETCs angeboten. Darunter 26 Aktien-ETFs, sechs Anleihen-ETFs und neun Rohstoff-ETFs bzw. ETCs. Neben ETFs auf bekannte Indizes, wie den MSCI World, S&P 500, MSCI Emerging Markets oder MSCI Europe, werden auch für ein paar Sektor-ETFs Optionen angeboten. (Stand: 08/2022).
Anlagestrategien mit ETF-Optionen
Wie beschrieben gibt es unzählige Möglichkeiten ETF-Optionen im Portfolio einzusetzen. Zu den bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Optionsstrategien zählen:
Schon gewusst? Darum spielt die Volatilität eine wichtige Rolle
Beim Handel von Optionen spielt die Volatilität eine wichtige Rolle. Volatilität ist ein Maß für die Schwankungsbreite und -intensität eines Basiswertes (z. B. eines ETFs). Unterschieden wird dabei zwischen historischer und impliziter Volatilität.
Die historische Volatilität gibt an, wie stark sich die Renditen des Basiswerts in einem zurückliegenden Betrachtungszeitraum bewegt haben.
Für den Preis einer Option ist allerdings die für die Zukunft erwartete Volatilität (implizite Volatilität) relevant. Diese wird aus dem Preis der derzeit gehandelten Optionen abgeleitet.
Hohe Werte signalisieren eine nervöse Stimmung an den Märkten. Je höher die Volatilität ist, desto teurer werden Call- und Put-Optionen.
Für den Verkäufer einer Option ist dies gut, denn die Prämieneinnahme wird dadurch erhöht. Der Käufer einer Option muss im Gegenzug mehr für das Recht bzw. die Versicherung bezahlen.
Risiken von ETF-Optionen
Optionsgeschäfte können für Anlegerinnen und Anleger, je nach eingegangener Position, hohe Verlustrisiken bedeuten.
Zum Schutz der Anlegenden ist für den Handel von Optionen deshalb eine Finanztermingeschäftsfähigkeit (Zulassung zum Handel mit Finanztermingeschäften) notwendig.
Sollen auch Stillhalterpositionen eingegangen werden, müssen die Anlegenden zudem umfangreiche Sicherheitsleistungen (Margin) stellen.
Bevor Anlegerinnen und Anleger in den Handel von Optionen einsteigen, sollten sie sich daher ausführlich über die Chancen und Risiken dieser Wertpapiere informieren. Es bietet sich zudem an, zunächst mit geringen Beträgen erste Erfahrungen zu sammeln.
Bei Short-Positionen ist besondere Vorsicht geboten: Denn hier besteht bei ungedeckten Geschäften ein unbegrenztes Verlustrisiko.
Welche Direktbanken bieten ETF-Optionen an?
Optionen können nur über bestimmte Banken gehandelt werden. Die Bank braucht dazu eine Anbindung an die Terminbörse Eurex. Von den bekannten Direktbanken bieten die Comdirect *, die Consorsbank *, die Onvista Bank * und der Lynx-Broker den Handel an der Eurex an. Neben ETF-Optionen können dort auch Optionen auf Indizes, Aktien und Futures gehandelt werden.
Die Gebühren für den Handel von ETF-Optionen unterscheiden sich allerdings deutlich (siehe Tabelle). Zudem sollten Anlegerinnen und Anleger auch die Gebühren bei der Ausübung einer Option im Blick behalten. Meist wird dabei eine Gebühr analog eines Wertpapierkaufs in Rechnung gestellt. Es kann also deutlich günstiger sein, die Optionen vor Fälligkeit einfach zu verkaufen.
Welche Kosten entstehen beim Handel von ETF-Optionen?
Kostenbeispiel Optionshandel: Ein Anlegender kauft 10 Kontrakte der iShares Core MSCI World UCITS Options (IWDA) mit einem Basispreis von 55 Euro und einer Laufzeit bis Dezember 2019. Der Optionspreis liegt bei 4,19 Euro. Der Kurs des ETFs liegt bei 53,21 Euro. 1 Kontrakt = 100 ETF-Anteile.
Bank | Kosten Optionshandel | Kosten Optionsausübung | Kostenbeispiel* |
---|---|---|---|
Comdirect | 4,50 Euro (mind. 19,00 Euro) | 4,90 Euro + 0,25 % des Ordervolumens (mind. 9,90 Euro, max. 59,90 Euro) | 45,00 Euro |
Consorsbank | 12,25 Euro + 0,50 % auf die Optionsprämie in Euro (mind. 7,25 Euro) | 17,50 Euro (pro Serie) | 33,20 Euro |
Lynx-Broker | 2,00 Euro pro Kontrakt | Gratis | 20,00 Euro |
Degiro | 0,90 Euro pro Kontrakt | 1,00 Euro pro Kontrakt | 9,00 Euro |
Onvista Bank | 1,50 Euro pro Kontrakt (mind. 12,50 Euro) | 3,00 Euro pro Kontrakt (mind. 12,50 Euro) | 15,00 Euro |
Fazit: ETF-Optionen eignen sich für erfahrene ETF-Anlegende
Gut informierte Anlegerinnen und Anleger können mit ETF‑Optionen die persönliche Anlagestrategie deutlich umfangreicher und flexibler gestalten. Mit cleveren Optionsstrategien, wie Covered Call, Protective Put oder Butterfly, können Risiken gesteuert oder zusätzliche Erträge erzielt werden.
Neben den vielen Vorteilen, dürfen die bestehenden Risiken aber nicht außer Acht gelassen werden. Bevor Anlegende in ETF‑Optionen handeln, sollten sie sich ausführlich mit der Materie von Derivaten und Optionen beschäftigen. Zudem ist es ratsam, erst mit kleinen Beträgen zu starten.
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