So wirkt sich die Zollpause auf die einzelnen Schwellenländer aus

So wirkt sich die Zollpause auf die einzelnen Schwellenländer aus

US-Präsident Donald Trump verkündete im April eine Zollpause. Doch wie wirkt sich diese auf die einzelnen Schwellenländer aus?

Donald Trump hat neulich eine 90-tägige Pause für Zölle ausgerufen, die höher als zehn Prozent sind. Beinahe zeitgleich hat der US-Präsident die Zölle für China auf 125 Prozent weiter erhöht. Die Reaktion aus Peking folge umgehend. Die Chinesen kündigten wiederum an, auf alle US-Importe Zölle in Höhe von 84 Prozent zu erheben. Inzwischen verlangen die USA nun Zusatzzölle von bis zu 145 Prozent auf Einfuhren aus China. 

„Trotz der Zoll-Pause von 90 Tagen müssen wir damit rechnen, dass die von den USA schließlich verhängten, effektiven Zölle auf dem bereits angekündigten Niveau liegen werden, was vor allem auf die Provokationen Chinas zurückzuführen ist“, sagt Alessia Berardi, Leiter der Makrostrategie für Schwellenländer beim Amundi Investment Institut. Infolgedessen würden die globalen Wirtschaftsaussichten weiterhin nach unten tendieren, wobei sich der globale Inflationsdruck durch die jüngste Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China weiter verschärfen dürfte.

So sind die einzelnen Schwellenländer betroffen

Die ursprünglich angekündigten Zölle dürften nach Meinung des Amundi-Experten Asien am härtesten treffen, was angesichts der hohen Integration der Region in die Produktion und den Export von Waren in die USA, die zu einem erheblichen Außenhandelsüberschuss geführt habe, eine logische Konsequenz sei. Für Mittel- und Osteuropa seien die Auswirkungen eher indirekt und würden mit der weiteren Entwicklung der Zölle für Europa und Deutschland sowie mit einer etwaigen makroökonomischen Verschlechterung zusammenhängen. Da Ungarn und die Tschechische Republik stark in die von Deutschland geführte EU-Automobilzulieferkette integriert seien, erwartet das Amundi Investment Institut hier die stärksten Auswirkungen. Entsprechend würden Ländern wie Rumänien und Polen schwächer betroffen sein, da es hier weniger direkte Handelsverflechtungen gibt.

„Überraschenderweise wurde der Zollsatz gegen Südafrika zunächst auf 30 Prozent festgesetzt, obwohl das Land bereits ein Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten im Rahmen des African Growth and Opportunity Act (AGOA) abgeschlossen hat“, meint Berardi. Dieser Schritt lasse starke Zweifel an der Zukunft von AGOA aufkommen und führe zu weiteren Unsicherheiten in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und Afrika im Allgemeinen.

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„In Lateinamerika wären die Auswirkungen der angekündigten Zölle am geringsten, und wichtigen Handelspartnern wie Mexiko wurde eine vorübergehende Aussetzung gewährt. Darüber hinaus wurde Kupfer, das ein wichtiges Exportgut für Länder wie Chile und Peru ist, vorerst von den Zöllen ausgenommen“, erklärt Berardi.

Die Inflationsaussichten in den Emerging Markets seien nun jedenfalls noch unsicherer und hängen laut dem Amundi-Analyse-Team in hohem Maße von mehreren miteinander verknüpften Faktoren ab:

  • Eine gesunde Währungsabwertung würde dazu beitragen, den externen Schock abzufedern und eine gewisse Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren. Dies würde zu einer höheren importierten Inflation führen.
  • Gegenreaktionen und zeitweilige Unterbrechungen der Lieferketten könnten zu vorübergehenden Inflationsschüben führen.
  • Andererseits: Die Ölpreise geben weltweit nach und bilden ein Gegengewicht zum zollbedingten Inflationsdruck. Zudem benötigt China für den Verkauf billiger Produkte andere Absatzmärkte als die USA, was den Trend zur Disinflation verstärkt.

Wie wirkt sich das auf die Märkte aus?

„Durch die Neubewertung der Aktienmärkte in Schwellenländern hat sich das Aufwärtspotenzial für Investoren zwar wieder verbessert. Allerdings ist es möglich, dass unsere Prognosen für den Gewinn je Aktie auf Sicht von zwölf Monaten, die bereits vor dem Zoll-Schock unter dem Konsens lagen, aufgrund der verhaltenen Exportaussichten weiter gesenkt werden“, so Berardi.

Auch Indien könnte einen Blick wert sein. „Indien beispielsweise generiert über 60 Prozent seines BIP aus Konsum und ist vergleichsweise wenig von den Zollkriegen der Trump-Regierung betroffen“, sagt Marcus Weyerer, CFA, Direktor ETF-Anlagestrategie für die EMEA-Region bei Franklin Templeton. Auch Amundi-Mann Berardi sieht in Indien, aber zudem in den Philippinen Potenzial. Denn beide Staaten könnten dank der geringen Auswirkungen der Zölle und einer günstigen Entwicklung der Binnennachfrage als relative Gewinner hervorgehen. Auf regionaler Ebene bleiben jedoch nach Dafürhalten der Amundi-Experten die Aussichten für Lateinamerika und die CEEMEA-Länder neutral/konstruktiv und Mexiko bleibt aufgrund seiner Zollpause bevorzugt.

Wie soll ich mich bei Schwellenländern aufstellen?

Um Schwellenländer wie China oder Indien führt kein Weg. „Die beiden genannten sind dominante Schwellenländer und sollten in einem global diversifizierten Portfolio berücksichtigt werden. Zusammen tragen die beiden etwa ein Viertel zur globalen Wirtschaftsleistung bei und beim Wachstum bringen sie noch deutlich mehr auf die Waage“, sagt Weyerer, der neben Renditechancen auch Diversifikationsvorteile in Zusammenhang mit einem Schwellenländer-Engagement hervorhebt. Eine etablierte Aufteilung für Industrie- und Schwellenländer ist etwa 70:30. Schau dir dazu gleich unser 70/30 ETF-Portfolio sowie unsere ETF-Empfehlungen für Schwellenländer an.