30. August 2025
Thomas Metzger (Bankhaus Bauer): "Uns gefallen US-Nebenwerte"

"Aktien sind unter Berücksichtigung der Risiken der US-Handelspolitik nicht billig"

Die Weltpolitik erscheint weiter instabil. Was macht das mit Aktien? Antworten darauf von Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer.

Wie bewerten Sie derzeit das globale wirtschaftliche Umfeld und dessen Einfluss auf die Aktienmärkte?

Nachdem geopolitische Risiken, insbesondere die Konflikte im Nahen Osten, etwas aus dem Blickfeld der Marktteilnehmer verschwunden sind, dominieren vor allem Donald Trumps Zolldrohungen die Börsen. Die teilweise chaotische Vorgehensweise des US-Präsidenten, nicht nur beim Thema Handel, schwächt dabei das Wachstum auch außerhalb Amerikas. So halten beispielsweise viele Firmen im aktuell unsicheren Umfeld Investitionen zurück, da eine sichere Planung kaum möglich ist. Komplett aus dem Takt ist die Wirtschaft aber noch nicht. Die Ausblicke der Unternehmen sind zwar teilweise vorsichtig, aber der makroökonomische Datenkranz sieht eigentlich recht robust aus. Sofern am Ende eine komplette Eskalation verhindert werden kann, also entsprechende Handels-Vereinbarungen geschlossen und auch gehalten werden, rechne ich daher sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks auch nicht mit einer Rezession.

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Vielmehr dürfte ein Wachstum des BIP im laufenden Jahr von deutlich über einem Prozent in den USA und knapp unter einem Prozent in Europa erreicht werden. Ähnliches erwarte ich für 2026. Insgesamt hält sich die wirtschaftliche Dynamik also in Grenzen, dürfte für die Unternehmen weltweit aber ausreichen, um durchschnittlich Gewinnsteigerungen von etwa zehn Prozent zu liefern. Wir bleiben daher strategisch, also mittel- bis langfristig, für den Aktienmarkt optimistisch. Aktien sind allerdings nach den Kursanstiegen in 2025 und unter Berücksichtigung der Risiken, die sich unter anderem aus der US-Handelspolitik ergeben, nicht mehr billig bewertet. Die Toleranz der Anleger gegenüber Enttäuschungen bspw. was die Quartalsergebnisse der Unternehmen angeht, dürfte daher zunehmend geringer werden. Kurssteigerungen der Anlagekategorie Aktien liegen daher wohl zukünftig eher auf Niveaus des langfristigen Durchschnitts von etwa sieben Prozent pro Jahr, als darüber.

 Zwar gab es einen Handelsdeal zwischen der EU und den USA. Mit vielen Ländern verhandelt Amerika allerdings bisher weiter ergebnislos. Was lässt Sie auf die erwähnten Deals hoffen?

Zumindest bisher hat Donald Trump gezeigt, dass es seinerseits oft bei aggressiver Rhetorik ohne dramatische Konsequenzen bleibt. Die in der Vergangenheit den Handelspartnern angedrohten maximalen Zölle, bspw. 30 Prozent für Europa, hätten bei deren Umsetzung zudem massive negative Auswirkungen auch auf das Wachstum und die Inflation in den USA, geht es hier doch um ein Handelsvolumen von mehreren hundert Mrd. Dollar. Der Präsident wird sich nicht vorwerfen lassen wollen, das Land in eine Rezession bei gleichzeitig steigenden Preisen getrieben zu haben.

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Allerdings benötigt er Zolleinnahmen um zumindest einen Teil seiner geplanten bzw. bereits beschlossenen Ausgabenprogramme und Steuersenkungen zu finanzieren. Insofern werden wir uns an höhere Zölle als vor seinem Amtsantritt gewöhnen müssen, jedoch nicht in der von ihm angedrohten Dimension. Die jüngst geschlossenen Handelsvereinbarungen mit Japan und Europa, wo man sich auf einen grundsätzliche Importzoll von 15 Prozent geeinigt hat, sind hierfür gute Beispiele. Bisher lag dieser Wert für beide Regionen im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Neben Zöllen stand an der Börse 2025 ein weiteres Thema im Fokus: das Comeback europäischer Aktien. Was waren hierfür die wichtigsten Gründe?

 Auch diesbezüglich war Donald Trump mit seinem Hin und Her hinsichtlich seiner Handelspolitik zumindest mitverantwortlich. In Kombination mit der Befürchtung, die USA müssen ihre Schulden massiv erhöhen, um Steuersenkungen und weitere Projekte des Präsidenten zu stemmen, hat Amerikas Standing als Kapitalmarkt durch das Thema Zölle doch gelitten. Viele Anleger waren sich nicht mehr sicher, welche Stabilität der Standort in Zukunft bietet. Unter anderem hat man Kapital nach Europa umgeleitet, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Dollar, US-Anleihen und eben auch Aktien.

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Weitere Treiber für diese Entwicklung waren die deutlich günstigere Bewertung des europäischen Aktienmarktes im Vergleich zu US-Titeln sowie ein gewisser Nachholeffekt, da sich die amerikanische Börse in den letzten Jahren besser als die europäische entwickelte. Eine Rolle haben sicherlich auch die geplanten oder bereits beschlossenen Ausgabenprogramme gerade in Deutschland gespielt, die helfen können, eine gewisse konjunkturelle Dynamik zu entfalten und dadurch Investoren anziehen.

Rechnen Sie damit, dass europäische Aktien weiter stark performen?

Ich glaube, die genannten Faktoren sind nachvollziehbar und vom Markt korrekt umgesetzt, dürften aber mittlerweile zum großen Teil eingepreist sein. Insofern gehe ich nicht davon aus, dass sich die Entwicklung, die wir seit Jahresanfang beobachten konnten in dieser Form fortsetzt. Zuletzt hatten sich ja gerade US-Aktien auch gut entwickelt.

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