Travis Spence (J. P. Morgan): Mit einem Income-ETF 7 bis 9 Prozent plus X
Sieben bis neun Prozent pro Jahr plus weiteres Kurspotenzial. Das verspricht ein Income-ETF von J.P. Morgan. Wir haben uns mit Travis Spence, Leiter des ETF-Vertriebs EMEA bei J.P. Morgan Asset Management, zum Gespräch getroffen.
Welche Anlegertypen sprechen Sie mit Ihrem JPM Global Equity Premium Income ETF an?
Zunächst einmal zum Hintergrund: Diese Strategie gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren. Vor gut vier Jahren haben wir dann den ersten entsprechenden ETF in den USA aufgelegt, und zwar mit großem Erfolg. Die Gattungen der optionsbasierten Einkommensstrategien ist in den USA eine sehr große Nummer im Bereich der Aktienanlage. Diese Kategorie verzeichnete in den vergangenen drei Jahren sehr hohe Nettozuflüsse. Entsprechend breit ist auch die Anlegerschicht.
Die hierzulande seit Ende letzten Jahres verfügbare Variante unseres ETFs, der JPM Global Equity Premium Income UCITS ETF (WKN: A3EHRE) ist interessant für alle Anleger, die nach einem verlässlichen „Einkommen“ Ausschau halten und auf aktives Management vertrauen. Der Zielkorridor liegt bei sieben bis neun Prozent. Davon entfallen zwei bis drei Prozentpunkte auf Dividenden, den Rest steuern Aktien-Indexoptionen (so genannte „Calls“) bei. Dazu kommt das zusätzliche Kurspotential, das der Aktienmarkt bieten kann. Das ist ein weiterer Grund für Anleger, auf diese Strategie zu setzen. Und drittens handelt es sich um ein Low-Volatility-Konzept. Das heißt, dass die Schwankungsbreite in aller Regel geringer als beim Gesamtmarkt ist. Der entsprechende Faktor (Beta) von 0,70 erreicht dank des zusätzlichen Einsatzes von Optionen einen Wert von 0,55.
Wieso sollten Anleger nicht gleich einen konventionellen, passiven Low-Volatility-ETF kaufen?
Ein solches Produkt hätte nur das Ziel, eine geringere Schwankung als der Mutterindex zu erreichen. Das ist bei unserem ETF ja nur eine der drei Komponenten. In unserem aktiven ETF gehen wir einen Schritt weiter und nutzen Options-Calls. Das senkt, wie gesagt, das Beta von 0,70 auf 0,55. Daraus ergibt sich also nahezu eine Halbierung der Index-Schwankung. Daneben ermöglicht der ETF ein verlässliches Einkommen. Und genau das suchen zahlreiche Anleger. Diese Kombination ist einzigartig.
Doch führt nicht auf der anderen Seite der Einsatz von Optionen dazu, dass in Zeiten steigender Aktienmärkte die Gewinne gebremst werden?
Ja, das kann im Fall stark steigender Aktienmärkte tatsächlich passieren. Denn es handelt sich um eine Low-Volatility-Strategie mit geringerem Beta. Auf lange Sicht hat sich diese Strategie aber sogar besser als der Gesamtmarkt entwickelt. Das Gesamtpaket kommt bei Anlegern an. Das zeigen die Zuflüsse der vergangenen Jahre sehr deutlich. Denn diese waren selbst in Perioden guter Aktienphasen konstant hoch. Die angestrebten sieben bis neun Prozent konnten wir rückblickend relativ stabil einhalten, manchmal lag die Rendite sogar noch höher.
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Gehen wir auf den Aspekt ein, dass Ihr Income-ETF aktiv ist. Wie arbeitet Ihr Team in Sachen Fundamentalanalyse?
Wir haben als Team eine langjährige Erfahrung in der Analyse von Unternehmen und Märkten. Die Analysten haben Zugang zum Management der Unternehmen sowie allen wichtigen Daten – sie sind langjährig erfahrene Experten in ihren Branchen. Sie können so den Wert bestimmter Unternehmen unter Bezugnahme auf wesentliche Kenngrößen und im Vergleich zu ihren Wettbewerbern abschätzen, weshalb wir aktiv über- und untergewichten können. Anleger können darauf vertrauen, dass wir immer wissen, was im Portfolio geschieht und neben den Erträgen auch das Risiko managen. Auch Risiken in Bezug auf Nachhaltigkeit können berücksichtigt werden. Die Prozesse sind sehr eingespielt.
Wenn wir über einen Income-ETF diskutieren, denken viele Anleger an Dividenden-ETFs. Was spricht dagegen?
Man ist damit etwas eingeschränkt – und zwar auf die wenigen Unternehmen mit wirklich hohen Dividenden. Das ergibt ein sehr konzentriertes Portfolio. JEPG bietet dagegen eine breite Streuung. Wir wollen nicht nur wegen einer möglicherweise höheren Dividendenzahlung einzelne Branchen oder sogar Unternehmen übergewichten. Wir halten uns stattdessen an Unternehmen, die geringere Schwankungen erwarten lassen.
Worauf sollten Dividenden-Freunde generell achten?
Dividenden-Anleger wollen Planungssicherheit über ihre künftigen Ausschüttungen. Wichtig ist ein dafür stabiles Portfolio mit geringerer Schwankung und Widerstandsfähigkeit im Krisenfall. Darauf sollten Anleger, die in Eigenregie vorgehen, also achten. Da dies bei unserem Portfolio gut funktioniert, sehen wir in den USA bereits seit mehr als vier Jahren großes Interesse an der Premium Income Strategie.
Der Premium Income-ETF ist für Sie nun mittlerweile auch in Europa ein großes Thema. Welche weiteren Neuerungen dürfen wir von Ihnen erwarten?
Wir glauben, dass besonders aktive ETFs stark im Kommen sind. In Europa wuchs ihr Anteil zuletzt doppelt so stark wie der von passiven ETFs. Wir haben zu Beginn des Jahres drei neue aktive US-Aktien-ETFs an den Markt gebracht und werden weitere aktive ETFs zu Kernmärkten anbieten, die aufgrund sorgfältiger Analyse einen soliden Mehrwert für Anleger generieren können. Ein anderes Feld wird Fixed-Income sein. Diese Anlageklasse erfordertes aktives Management, da sich damit bessere Ergebnisse erzielen lassen. Dazu haben wir 2023 einen globalen Anleihen-ETF aufgelegt. Insgesamt liegt unser Fokus in den kommenden Monaten weiterhin vor allem auf aktiven ETFs.
Tipp: Der Income-ETF scheint im Trend zu liegen. Vor Kurzem betrat Blackrock den Markt aktiver ETFs und zwar in Form zweier Income-ETFs. |
Passive ETFs sind kein Thema für Sie?
Doch, diese haben wir auch im Angebot. Passive ETFs machen bei uns in etwa 30 Prozent aus, doch unser Fokus richtet sich auf aktive ETFs und diesen Sektor möchten wir anführen. Die Kombination aus aktivem Fondsmanagement und den Vorzügen von ETFs ist hervorragend. Diese Vorteile sprechen für sich. So betrug 2023 der weltweite Anteil von aktiven ETFs innerhalb der gesamten ETF-Gattung fünf Prozent, sie vereinnahmten jedoch 20 Prozent der Nettozuflüsse. Ein großer Teil kommt zwar noch aus den USA, aber in Europa zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab.
Man liest immer wieder Studien, wonach passive Strategien meist besser abschneiden als die Benchmark. Laut Ihren Broschüren liegen jedoch meist aktive Produkte vorne. Wie kann das sein?
Aktives Management muss sich immer wieder selbst beweisen. Das gelang uns bisher gut – die Performance-Entwicklung unserer aktiven ETFs, die wir in unseren Broschüren zeigen, ist ja ein schöner Beleg hierfür. Unser Ansinnen ist es, die Expertise aus unserer aktiven Investment-Geschichte zu nutzen und diese in den ETF-Mantel zu packen. Wir sind bestrebt, stets stabile Überrenditen zu erzielen. Unser fundamentales Research soll am Ende des Tages Produkte ermöglichen, die eine echte Alternative zu passiven ETFs darstellen.