17. Dezember 2023
Thomas Metzger (Bankhaus Bauer): "Die Geldpolitik dürfte der bestimmende Faktor der nächsten Monate bleiben"

Thomas Metzger (Bankhaus Bauer): "Die Geldpolitik dürfte der bestimmende Faktor der nächsten Monate bleiben"

Geldpolitik, Kriege und Konflikte – im Jahr 2024 stehen einige große Themen auf der Agenda. Ein Gespräch mit Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer.

Derzeit ist die Geldpolitik und der mögliche Zinsgipfel im Gespräch. Rechnen Sie bald mit fallenden Zinsen? Und, wenn ja, wann?

In den letzten Wochen hat die Zinssenkungsphantasie bei vielen Investoren sukzessive zugenommen. Viele gehen mittlerweile von ersten diesbezüglichen Schritten der Währungshüter im Frühjahr aus. Hintergrund hierfür sind entsprechende Äußerungen von Notenbankern und schwächer als erwartet ausgefallene Inflations- und Konjunkturdaten sowie ein gesunkener Ölpreis. Ich bin allerdings der Meinung, dass mittlerweile zu viel Optimismus im Hinblick auf Zeitpunkt und Stärke zukünftiger Zinsschritte durch Fed und EZB in den Märkten eingepreist ist. Diese werden erst sicher gehen, dass die Teuerung wirklich im Griff ist, bevor man tätig wird. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir erst im Sommer 2024 eine erste Senkung sowohl in Europa als auch den USA sehen. Den Hochpunkt der Zinsen dürften wir allerdings überschritten haben.

Welche Auswirkungen hätten Zinssenkungen für den Aktienmarkt?

Vieles wurde hierzu bereits vorweggenommen. Die Zins-Euphorie war der Hauptgrund für die Rallye der Börsen in den letzten Wochen und könnte etwas übertrieben sein. Eingepreist ist inzwischen eine Senkung in Höhe von 0,25 Prozent im März sowohl in den USA als auch in Europa. Entsprechend hoch ist nun das Enttäuschungspotenzial etwa bei restriktiven Kommentaren von Notenbankenvertretern als auch bei höher als erwartet ausfallenden Inflationsdaten oder schwächeren Arbeitsmarktberichten. Ein Rücksetzer oder eine Verschnaufpause an den Märkten wären also nach dem Aufschwung der letzten Wochen nichts Ungewöhnliches. 

Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Stuttgarter Bankhaus Bauer.
Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer.

Neben den Zinsen könnten auch geopolitische Themen wie Kriege und Konflikte die Märkte 2024 bewegen. Welcher dieser Faktoren ist entscheidender für den Aktienmarkt?

Momentan scheinen die Impulse, sowohl was den Gaza-Konflikt als auch den Ukraine-Krieg angeht, auf die Märkte eher begrenzt zu sein. Solange sich hier keine weitere Eskalation anbahnt, wie beispielsweise ein militärisches Eingreifen des Iran oder von ihm gesteuerter Gruppen gegen Israel, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Ölpreis, wird die Geldpolitik der bestimmende Faktor der nächsten Monate bleiben.

Gilt vielleicht sogar der Grundsatz „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“?

„Never catch a falling knife”, “sell in may and go away”… ich würde keiner dieser Börsenweisheiten jederzeit zustimmen. Wichtig ist vielmehr, immer die aktuelle Situation zu bewerten. Tatsächlich war es aber in der Vergangenheit oft erfolgreich, im Verlauf geopolitischer oder anderer Krisen bzw. bei stark fallenden Kursen, zu kaufen. Allerdings kann einem dieses antizyklische Verhalten durchaus Geduld abverlangen. So ist der Dax beispielsweise von seinem Hochpunkt im Jahr 2000 um circa 70 Prozent bis zum Tiefpunkt, welchen er erst drei Jahre später erreichte, gefallen. 

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Kommen wir zum Schluss noch auf das Große und Ganze zu sprechen. Wie sollten Anleger ihr Portfolio für das Börsenjahr 2024 aufstellen?

Grundpfeiler in der Allokation sind für uns Aktien und Unternehmensanleihen guter Bonität. Zwar scheinen einige Indizes nach den starken Kurszuwächsen mittlerweile doch überkauft zu sein. Mittelfristig dürften die Börsen allerdings von steigenden Unternehmensgewinnen, einer sanften konjunkturellen Landung der USA sowie einer zumindest zum Teil noch attraktiven Bewertung profitieren. Dabei sind wir zuversichtlich, insbesondere für die Branchen Technologie und Healthcare, eingestellt. Hinsichtlich der regionalen Aufteilung haben wir die größten Blöcke in den USA und Europa. Nachdem wir uns noch vor nicht allzu langer Zeit in einer Welt mit teilweise negativen Zinsen befunden haben, werfen Anleihen nach den Zinserhöhungen der Notenbanken wieder attraktive Renditen auf Endfälligkeit ab, die man sich nun sichern kann. Wir rechnen nicht mit hohen Ausfallraten bei Corporate Bonds. Viele Unternehmen haben das niedrige Zinsumfeld zudem genutzt, um sich zu günstigen Bedingungen Kapital zu besorgen und profitieren nun davon.