16. April 2014
Martin Pöhlsen, Head of Research bei Crossflow

Die Total Expense Ratio (TER) führt nicht zur Auswahl des Besten ETFs

Viele Anleger verlassen sich bei der Auswahl eines ETFs auf die Total Expense Ratio (TER). Dies kann aber zu einer falschen Produktauswahl führen. Wir erläutern dies mit Martin Pöhlsen, Head of Research beim ETF-Broker Crossflow.

Herr Pöhlsen, viele Anleger schauen bei der ETF-Auswahl nur auf die Total Expense Ratio (TER), ist dieses Vorgehen richtig?

Zunächst ist dieses Vorgehen verständlich, da die TER eine einfach zu verstehende und leicht verfügbare Kennzahl ist. Allerdings führt die ausschließliche Betrachtung der TER sehr häufig nicht automatisch zur Auswahl des besten Produktes. Dies hat zwei Gründe: Erstens ist die TER kein guter Indikator für die Performance eines ETFs im Vergleich zu seiner Benchmark. Zweitens sollten die oftmals von ETF zu ETF stark unterschiedlichen Handelskosten ebenfalls berücksichtigt werden.

Sie haben zur Rolle der TER kürzlich eine Studie veröffentlicht. Was sind die Kernaussagen?

Bei einem passiven Indexprodukt würde man zunächst erwarten, dass das Produkt die Performance des Index abzüglich der Kosten also der TER erzielt. In unserer Studie der 200 größten Aktien und der 100 größten Renten-ETFs haben wir aber festgestellt, dass gerade bei Aktien-ETFs diese Erwartung nicht erfüllt wird. So lagen nur knapp 18% der ETFs mit ihrer Performance nahe der Indexperformance nach Abzug der TER. Die restlichen Produkte wichen teilweise sogar recht stark ab. Erfreulicherweise ist diese Abweichung jedoch positiv, das heißt der ETF war in seiner Performance sogar besser als erwartet. Als Fazit zeigt sich, dass die TER kaum Vorhersagekraft für die tatsächliche Performance eines ETFs hat und daher nicht als Auswahlkriterium genutzt werden sollte.

Können Sie uns die ETF-Fachbegriffe Tracking Differenz und Tracking Error kurz erläutern?

Als Tracking Difference wird der Performanceunterschied zwischen ETF und Index bezeichnet. Die Streuung, also die Volatilität, der Tracking Difference ist dann der Tracking Error.

Gibt es eigentlich Unterschiede bei der Genauigkeit der Indexabbildung bei Aktien- oder Renten-ETFs?

In unserer Studie konnten wir deutliche Unterschiede feststellen. Bei Renten-ETFs treffen fast 60% aller Produkte die Indexperformance abzüglich der Kosten recht genau. Bei Aktien-ETFs sind es, wie bereits erwähnt, nur knapp 18%. Diese Vorteile dürften aus der geringeren Volatilität von Renten, aber auch aus den limitierteren Möglichkeiten der Performanceoptimierung im Bereich der Wertpapierleihe und des Ausschüttungsmanagements ergeben.

Welche Art der Indexabbildung bildet Ihrer Erfahrung nach einen Index besser ab?

In der Studie lässt sich beobachten, dass bei Swap-basierten ETFs die TER besser als Kennzahl geeignet ist als bei physisch replizierenden ETFs. Dies sagt allerdings nichts darüber aus, welche Replikationsmethode am Ende die bessere Performance liefert, da sich die Performance von Index zu Index und zusätzlich über verschiedene Untersuchungszeiträume unterscheidet.

Welche Punkte sollten Privatanleger beachten, wenn Sie in einen ETF investieren möchten?

Bei aller Diskussion, welches Produkt, welche Replikationsmehtode oder welcher Anbieter am besten für eine Investition geeignet ist, sollte nie vergessen werden, dass der mit Abstand größte Teil der ETF-Performance durch die zugehörige Indexperformance bestimmt wird. Der Fokus sollte daher auf der Auswahl des geeigneten Aktien- bzw. Rentenmarktes liegen.

 

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Weitere interessante Investmentmöglichkeiten finden Sie in unserem ETF-Anlageleitfaden. Dieser erleichtert Ihnen den Einstieg in die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs). Wir stellen Ihnen darin die Anlegemöglichkeiten einzelner Länder, Regionen, Sektoren oder Investmentthemen vor.

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