18. November 2014
Source ETF ernennt Sascha Specketer zum Managing Director

"Biotech ist einer jener Teilsektoren im US-Aktienmarkt, die die beste Wertentwicklung aufweisen"

Source legte vor kurzer Zeit den ersten europäischen ETF auf den NASDAQ Biotechnology Index auf. Das EXtra-Magazin sprach mit Sascha Specketer; Leiter Vertrieb Deutschland bei Source, über die Hintergründe der Neuemission.

Pharma-ETFs profitieren seit langem von den Erfolgen der Biotechnologie. Was bewog Sie, nun einen speziellen ETF auf die Biotechnologie aufzulegen?

Wir haben den Source NASDAQ Biotech UCITS ETF vor dem Hintergrund der Nachfrage von Anlegern aufgelegt. Zwar gibt es bereits mehrere ETFs, die den US-Gesundheitssektor abbilden, einschließlich unseres eigenen. Allerdings gibt es vergleichsweise viele Anleger, die einen fokussierten Zugang zu Biotech-Unternehmen suchen. Für die werden zwar einige große, aktiv gemanagte Biotech-Fonds angeboten. Der Source NASDAQ Biotech UCITS ist jedoch der erste in Europa notierte ETF, der ein passives Investment bietet.

Bisher gab es vor allem aktiv gemanagte Fonds auf die Biotechnologie. Ist die passive Anlageform für Biotech geeignet?

Es ist wichtig zu verstehen, dass der NASDAQ-Biotechnology-Index diversifizierter ist als konkurrierende Indizes und dass bereits US-ETFs mit einem verwalteten Vermögen von 6 Milliarden US-Dollar diesen Index abbilden. Der Index hat Liquiditäts- und Marktwertfilter, um ihn investierbarer zu machen, bietet aber dennoch eine breite Diversifizierung. Die Indexmitglieder reichen von einer Handvoll an Schwergewichten mit breit gestreuten Portfolios und stabilen Umsätze bis hin zu kleineren Forschungs- und Entwicklungsunternehmen, die nur einen potenziellen Blockbuster in der Pipeline haben.

Wie oft wird der Index angepasst?

Es wird vierteljährlich neu gewichtet und jährlich im Dezember überprüft.

Welche Bereiche der Biotechnologie über den Pharma- und Gesundheitsbereich hinaus sind hier besonders stark im Index vertreten? Und können Sie dabei vielleicht Beispiele nennen, was betreffende Unternehmen besonders erfolgreich macht?

Der Index besteht aus Biotechnologie und Pharmaunternehmen aus dem weiteren Gesundheitssektor. Jedoch liegt sein primärer Fokus auf der Biotechnologie, sie macht etwa 78 Prozent des Indexgewichts aus. Es gibt weiterhin eine großen Umfang an Forschung und Tests in einer Reihe von Gebieten, einschließlich Krebs und der Gentherapie. Forschungs- und Entwicklungsteams arbeiten nicht nur an Impfstoffen die eine bestimmte Krankheit bekämpfen, sondern auch auf Arzneimitteln, die unseren Körpern im eigenen Kampf gegen eine Krankheit helfen. Zudem führt eine alternde Bevölkerung zu einer Reihe weiterer Erwägungen, die den langfristigen Bedarf an Biotech-Forschung untermauern.

Wie günstig sind solche Biotech-Titel aktuell laut dem durchschnittlichen KGV und KBV des Index noch oder ist es eher sinnvoll, auf eine Kurskonsolidierung zu setzen?

In der Vergangenheit hatten Biotech-Unternehmen höhere KGVs als der breite Markt. In den späten 1990er beziehungsweise frühen 2000er Jahren war ein Wert von 60, in der Spitze sogar fast 100 keine Seltenheit. Mittlerweile sind die KGVs für größere Biotech-Unternehmen gefallen, da sie nun breiter diversifiziert sind und beginnen, stabilere Erträge zu generieren. Im Vergleich zum breiteren S&P sind sie zwar immer noch hoch, Anleger neigen jedoch dazu Biotech-Unternehmen wegen ihres Wachstumspotenzials in der Zukunft anstatt ihrer laufenden Erträge zu kaufen. Es sei erwähnt, dass aufgrund der besonderen Eigenschaften der Biotechnologie viele Unternehmen (insbesondere die Small/Mid Caps) keinen Gewinn erwirtschaften, eine Berechnung des KGV somit gar nicht möglich ist. Dies bedeutet, dass der Blick auf ein aggregiertes KGV für den gesamten NASDAQ-Biotechnology-Index ein verzerrtes Bild ergeben kann. Dennoch ist Biotech als Sektor in der Regel teurer als im Vergleich dazu der S&P-500-Index. Investoren sehen Biotech als Sektor mit einem höherem Risiko und höherem potenziellen Ertrag. Sie erwarten, dass höhere Einstiegspreise durch ein größeres Wachstum gerechtfertigt sind.

Welchen Anteil haben Dividenden bei solchen Biotech-Unternehmen an der Gesamtperformance?

Aufgrund ihrer hohen Wachstumsrate wird von den meisten Biotech-Unternehmen in der Regel erwartet, dass sie Erträge für zukünftiges Wachstum in das Unternehmen reinvestieren anstatt sie an Aktionäre auszuzahlen. Einige der Pharmaaktien – und sogar einige der größeren Biotech-Firmen – schütten Dividenden aus. Insgesamt hat der Index jedoch eine laufende Rendite von knapp 0,2 Prozent.

Wie erfolgt die Indexabbildung genau?

Der Index umfasst an der NASDAQ notierte Aktien, die nach ICB-Klassifikation entweder als Biotech- oder Pharmaunternehmen eingestuft werden. Aktien mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 200 Millionen US-Dollar beziehungsweise einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von weniger als 100 000 Aktien werden herausgefiltert. Die Indexzusammensetzung wird dann nach Marktkapitalisierung gewichtet, jedoch so modifiziert, dass die fünf größten Bestandteile bei acht Prozent gekappt werden. Die übrigen Bestandteile werden auf vier Prozent begrenzt. Wie bereits erwähnt, wird der Index quartalsweise neu gewichtet und jährlich überprüft. Der ETF repliziert den Index synthetisch. Er ist in ein Portfolio aus börsennotierten Wertpapieren investiert, das nicht notwendigerweise exakt der Indexzusammensetzung entsprechen muss. In der Regel wird jedoch der Großteil der Wertentwicklung durch dieses Portfolio erzielt. Der ETF nutzt außerdem Swap-Verträge mit dem Ziel, die Gesamtrendite des Index präziser zu replizieren. Aus diesem Grund ist der erwartete Tracking-Error für den ETF relativ klein.

Sicherlich gibt es für den Index auch eine historische Rückrechnung? Wie performte der Index in Aufwärts- als Abwärtsphasen im Vergleich zum Gesamtmarkt?

Biotech ist einer jener Teilsektoren im US-Aktienmarkt, die die beste Wertentwicklung aufweisen. In den vergangenen zehn Jahren hat der NASDAQ-Biotechnology-Index TR eine durchschnittliche Rendite von 16 Prozent pro Jahr erzielt, deutlich besser als der S&P 500 TR (10 Prozent), aber mit einer höheren Volatilität (29 Prozent gegenüber 19 Prozent). Es gibt keine klar erkennbaren Muster dafür, wie er sich in Zeiten steigender und fallender Aktienmärkte entwickelt. Zum Beispiel entwickelte er sich in Zeiten steigender Märkte von 2003 bis 2007 unterdurchschnittlich. Seit 2011 hat Biotechnologie jedoch eine starke Outperformance erzielt. In der gleichzeitig höheren Volatilität manifestiert sich das höhere Risiko, das in der Vergangenheit jedoch langfristig durch eine bessere Wertentwicklung belohnt wurde.