4. November 2015
Fondszusammenlegung klein

Wie finden Anleger einen guten Mischfonds?

Künftige Zinsen zu schätzen, ist ein schwieriges Unterfangen. Namhafte Studien unterstreichen dies.

In den Wolfsburg Working Papers* etwa wurden 160.000 Zinsprognosen von 37 Banken und Forschungseinrichtungen in 12 Industrieländern untersucht. Das Ergebnis: 98,5 Prozent der Vorhersagen der Profis orientierten sich an tagesaktuellen Entwicklungen, hatten also keinerlei Aussagekraft für die Zukunft. Machen wir also nichts vor. Welcher Mischfondsmanager in der Zukunft besser und welcher schlechter abschneiden wird, ist kaum zu prognostizieren.

Allerdings bestehen einige Grundvoraussetzungen, damit ein Mischfondsmanager bei steigenden Zinsen

 

Alexander  H. Stütz

Portfolio Concept

Vermögensmanagement

GmbH

 

überhaupt die Chance hat, erfolgreich abzuschneiden. Die Anlagerichtlinien des Fonds müssen es zulassen, die Laufzeit der Anleihen, die Währungen sowie das Rating der Papiere flexibel zu gestalten. Nur so kann der Fondsmanager bei einem Zinsanstieg Kursverlusten begegnen. Das herauszufinden erfordert detaillierte Recherche der Fonds-Factsheets und in Datenbanken.

Da diese Vorgehensweise keine Gewähr für den tatsächlichen Erfolg des Mischfonds bietet, sollten Privatanleger grundsätzlich in mehrere Mischfonds unterschiedlicher Anbieter investieren und das Risiko einer Fehleinschätzung damit streuen. Zudem muss mangels Prognosefähigkeit unbedingt eine regelmäßige Kontrolle der Anlagen erfolgen. Bewältigt ein Mischfonds eine Phase des Zinsanstiegs deutlich schlechter als die Konkurrenz, ist er unter Umständen gegen einen erfolgreicheren Kandidaten auszutauschen.

Besondere Risiken sehen wir künftig bei Mischfonds, die innerhalb ihrer Strategie einseitig auf Anleihen mit schlechten Ratings, den sogenannten Hochzinsanleihen, setzen. Denn der aktuelle Konjunkturzyklus ist weit fortgeschritten. Anleihen dieser Kategorie werden in vielen Fällen bereits nicht mehr angemessen verzinst, bergen bei einem Einbruch der Konjunktur jedoch erhebliche Ausfallrisiken. Geraten solche Anleihen in Not, ist das Geld weg. Dagegen gleichen sich Risiken einer zu lang gewählten Laufzeit und Währungsrisiken langfristig meist wieder aus. Der Privatanleger riskiert mit einem Mischfonds, der sich in den zuletzt genannten Bereichen vertut, also lediglich eine vorübergehend schwache Entwicklung.

Zum Schluss eine gute Nachricht für Privatanleger: In der Regel steigen die Zinsen bei einer gut florierenden Wirtschaft. Die hohe Nachfrage der Verbraucher führt dann zu einem knappen Angebot und infolge dessen zu steigenden Preisen bzw. zu steigender Inflation. Dieser begegnen Zentralbanken durch das mehrfache Anheben der Leitzinsen. Parallel zu einem solchen Zinsanstieg entwickelten sich auch die Aktienmärkte bisher stets positiv. Ein Mischfonds profitiert dann automatisch von steigenden Aktienkursen, während er auf der Seite der Anleihen mit Kursrisiken zu kämpfen hat. Vieles gleicht sich in einem gut diversifizierten Fonds selbst aus, ganz ohne die Zukunft vorhersagen zu müssen.

*z. B. Markus Spiwoks Wolfsburg Working Papers No. 11-01 ©