Zwei zuverlässige Konsumgüter-ETFs für turbulente Zeiten
Brauereien und Lebensmittelbranche? Der Zeitpunkt für ein diversifiziertes Investment in Konsumgüter-ETFs könnte derzeit günstig sein für Anleger.
Das Börsenumfeld bleibt auch im März schwierig. Die vorläufige Inflationsrate in Deutschland verharrt bei 8,7 Prozent. Dies macht weitere Zinserhöhungen der EZB wahrscheinlich. Auch in den USA sieht es nicht viel besser aus. Gleichzeitig sind viele Value-Aktien inzwischen sehr hoch bewertet, so trennen den zyklischen Dax nur noch wenige Prozent von seinem Allzeithoch.
Konsumgüter-ETFs sind jetzt spannend
Die Konsumgüterindustrie zeichnet sich durch eine hohe Verlässlichkeit aus, da viele Unternehmen auch in konjunkturellen Abschwungphasen regelmäßig stabile Gewinne erwirtschaften. Damit sind sie etwas stärker von der allgemeinen Konjunkturentwicklung abgekoppelt als andere Branchen. Gerade die großen Konzerne wie Procter & Gamble, Nestle oder Coca-Cola mit ihren starken Marken sind derzeit in der Lage, mit Preiserhöhungen auf die gestiegenen Produktionskosten zu reagieren.
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Coca-Cola weist das Umsatzwachstum aufgrund von Preiserhöhungen nicht separat aus. Aber durch Preis-, Produkt- und geografische Mixveränderungen stieg der Umsatz 2022 im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent. Bei Nestlé sind es 8,2 Prozent und Procter & Gamble konnte durch Preiserhöhungen in 2022 ein Wachstum von mindestens vier Prozent verzeichnen. Dadurch konnten Coca-Cola und Nestlé steigende operative Ergebnisse erzielen. Bei Procter & Gamble ging das Betriebsergebnis nur leicht im Vorjahresvergleich zurück.
Zwei Szenarien für die weitere Entwicklung
Bei einem Rückgang der Inflation könnten die Unternehmen zu den großen Profiteuren gehören. Während Material- und Energiekosten sinken, sind schnelle und deutliche Preissenkungen ihrer Produkte in den Supermärkten eher unwahrscheinlich. Die wachsende Weltbevölkerung, die sich die Premiumprodukte der Unternehmen leisten kann, ist ein starker Wachstumstreiber. Die größten Gefahren für die Konsumgüterhersteller dürften der Handel mit immer mehr Eigenmarken und Versäumnisse in der Nachhaltigkeitspolitik sein.
Daher lohnt sich ein diversifizierter Einstieg mit ETFs. Geeignet wäre der iShares STOXX Europe 600 Food & Beverage UCITS ETF (WKN: A0H08H), der sich auf die größten Nahrungsmittel- und Getränkehersteller in Europa konzentriert. Interessierte Anlegerinnen und Anleger sollten sich jedoch vor einem Investment intensiver mit den Unternehmen Nestlé, Diageo und Anheuser-Busch auseinandersetzen und sich eine positive Meinung zu diesen Aktien bilden. Denn alleine diese drei Top-Positionen sind mit über 50 Prozent im ETF gewichtet.
Deutlich breiter aufgestellt ist der iShares MSCI World Consumer Staples Sector UCITS ETF (WKN: A2PHCH). Hier werden alle Top-10-Positionen benötigt, um eine ähnliche Gewichtung zu erreichen. Im Zeitraum von Januar 2008 bis Januar 2023 hat der zugrunde liegende Index den MSCI World um 36 Prozent übertroffen. Seit Auflegung des ETF im Oktober 2019 hinkt die Performance jedoch hinter dem MSCI World her. Da jedoch zunächst Wachstumstitel und aktuell Value-Aktien aus zyklischen Sektoren gehypt wurden, könnte dies nur eine Momentaufnahme sein.
Verhältnis auf Risiko und Ertrag im Blick
Gerade für risikoaverse Anleger sind Investitionen in Konsumgüter-ETFs eine gute Wahl. Viele Unternehmen aus diesem Sektor zeichnen sich durch ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis aus. Die Volatilität ist bei beiden ETFs langfristig deutlich niedriger als bei den Vergleichsindizes.
Anleger sollten sich aber auch der Kehrseite der Medaille bewusst sein. Bei einem der beiden ETFs steht der Vermögenserhalt klar im Vordergrund. Die Marktteilnehmer sind sich der Stärken der Unternehmen bewusst, so dass die Aktien fair bewertet sind. Gleichzeitig ist das Wachstum zwar stetig, aber nicht dynamisch.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.