Für viele ist grüner Wasserstoff die Lösung, um fossile Energieträger in einer kohlenstofffreien Zukunft zu ersetzen. Was ist davon zu halten?
Der größte Hype um Wasserstoffaktien an der Börse scheint jedoch vorbei zu sein. Dennoch werden die größten Unternehmen der Branche noch immer mit Milliarden bewertet. Es lohnt sich, noch einmal genauer hinzuschauen und zu prüfen, was man mit den Aktien der Unternehmen wirklich erwirbt.
Ein Wasserstoff-ETF
Der VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF (WKN: A2QMWR) investiert in Unternehmen, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit Wasserstoffprojekten erzielen oder das Potenzial dazu haben. Dabei geht es um die Produktion, Umwandlung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff, aber auch um die Herstellung geeigneter Brennstoffzellen für den Einsatz. Neben den bereits heute profitablen Produzenten von Industriegasen wie Air Liquide, Linde oder Air Products and Chemicals finden sich zahlreiche Wasserstoff-Pure-Plays unter den Top-Positionen.
Die vier führenden Unternehmen Plug Power, Bloom Energy, Nel oder Ballard Power sind heute noch äußerst unprofitabel. Die Unternehmen haben in den letzten Jahren massiv Kapital eingesammelt, das sie nun in den Aufbau ihrer Infrastruktur investieren. Ob sich die Wasserstofftechnologie jemals durchsetzen wird, ist derzeit noch völlig offen. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, könnte die kapitalstärkere Konkurrenz den Unternehmen noch Marktanteile abnehmen.
Betrachtung am Beispiel Plug Power
Schauen wir uns dies anhand der Top-Position Plug Power mit einer Gewichtung von elf Prozent im ETF etwas genauer an. Plug Power will die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft abdecken. Heute erzielt das Unternehmen seine Umsätze vor allem mit dem Verkauf von Brennstoffzellen für Gabelstapler. Mit diesen erzielte Plug Power in den ersten neun Monaten 2022 eine Bruttomarge von 19,0 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch 24,4 Prozent. Das ist bedenklich, weil Plug Power den Verkauf indirekt stark subventioniert.
Zum einen schließt das Unternehmen unrentable Dienstleistungs- und Lieferverträge ab. Insgesamt ergibt sich für die ersten neun Monate 2022 eine negative Bruttomarge von 23,7 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch 24,5 Prozent. Mit reiner Skalierung lässt sich hier kein profitables Geschäftsmodell erreichen. Dennoch geht das Management davon aus, dass das Unternehmen bereits 2023 eine positive Bruttomarge von 10 Prozent erreichen kann. Bis 2026 will das Unternehmen die Marke von 30 Prozent erreichen und 2030 sollen es sogar 35 Prozent sein. In diesen Zahlen scheint viel Wunschdenken enthalten zu sein.
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Gleichzeitig gewährte Plug Power seinen größten Kunden Amazon und Walmart umfangreiche Aktienoptionen. Die hohe Bewertung der Plug Power-Aktie machte das Geschäft für die Einzelhandelsriesen attraktiv. Die Leidtragenden sind die Aktionäre von Plug Power. Im Vergleich zu 2010 hat das Management die Zahl der ausstehenden Aktien um mehr als das 44-fache erhöht. Damit ist jede Form der Kurssteigerung durch die Verwässerung der Anteile mehr als verpufft. Aufgrund des hohen Kapitalbedarfs des Geschäftsmodells und der geringen Profitabilität ist die nächste Finanzierungsrunde nur eine Frage der Zeit.
Anleger sollten kritisch prüfen
Der Erfolg des Wasserstoff-ETFs hängt von so vielen verschiedenen Faktoren ab, dass mir persönlich die Risiken zu hoch erscheinen. Auch die geringe Diversifikation auf nur 26 Titel passt nicht wirklich zum spekulativen Thema. Zudem ist die Gesamtkostenquote des VanEck-Produkts mit 0,55 Prozent vergleichsweise hoch.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.