25. Januar 2020

"Value ist gegenüber Growth eher unterbewertet"

„Value ist seit langem gegenüber Growth im Hintertreffen, genauer gesagt seit fast 13 Jahren. Seit September 2019 beobachten wir eine Gegenbewegung in Richtung Value, die sich unserer Meinung nach auch im Jahr 2020 fortsetzen dürfte. Diese Entwicklung sollte europäischen Aktien besonders zugutekommen, denn Europa ist stark in den traditionellen Value-Sektoren Financials, Telekommunikation, Bergbau und Versorger, dafür aber im wachstumsstarken Segment der Informationstechnologie eher untergewichtet. Entsprechend hat sich in der Vergangenheit eine zyklische Verschiebung von Growth zu Value in Europa immer stärker ausgewirkt als im weltweiten Vergleich“, dieser Meinung ist Andreas Wosol, Head of Value bei Amundi Asset Management..

Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe erreicht die Talsohle

Amundi AM sieht in lange Zeit unterbewerteten Value-Aktien mit Nachholpotenzial gute Investmentchancen. Einige ETFs bieten dazu gute Chancen.

„Die Phase der Underperformance von Value gegenüber Growth dauert jetzt schon rund 13 Jahre an. Dabei fallen drei kurze, gegenläufige Perioden ins Auge: 2009, 2013 und 2016“, so Wosol weiter.  In allen drei Fällen habe der Entwicklung eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Dynamik und eine Erholung der Einkaufsmanagerindizes (englisch: Purchasing Managers Index, kurz PMI) zugrunde gelegen.

„2019 fielen die PMIs in den meisten Weltregionen auf Werte unter 50. Europa und insbesondere Deutschland mit ihrer starken internationalen Verflechtung litten unter diesem Rückgang. Doch die Probleme der Produktion haben andere Wirtschaftszweige bislang kaum infizieren können. Ein interessanter Faktor ist hierbei die Tatsache, dass eine lockere Geldpolitik sich zwar typischerweise positiv auf das verarbeitende Gewerbe auswirkt, aber erst mit einer Verzögerung von 18 bis 24 Monaten. In den USA erreichten die kurzfristigen Zinsen im Herbst 2018 einen Höhepunkt, und dies könnte auf eine Verbesserung der US-PMIs im Jahr 2020 hindeuten. Neue Werte aus den Schwellenländern und auch die Aktivitätsindikatoren in China deuten in dieselbe Richtung“, ergänzt Amundi.

Extreme Überbewertung von Growth

Der sich aktuell andeutende Umschwung der PMIs falle in einer Phase extremen Ungleichgewichts zwischen Value und Growth. Betrachte man den Composite Valuation Indicator über die vergangenen 20 Jahre, so sei Value nur für zwei Prozent des Zeitraums noch billiger gewesen gegenüber Growth als heute.

Mit anderen Worten: Das aktuelle Missverhältnis der zwei Marktsegmente sei eine seltene Ausnahme. Solche Verwerfungen neigten dazu, sich umzukehren, wodurch sich überzeugende Möglichkeiten für Investoren ergeben sollten. So habe die Value-Unterbewertung im März 2000 eine Outperformance von fast 55 Prozent des globalen Wertindexes gegenüber dem globalen Wachstumsindex im Folgejahr nach sich. gezogen

„Der historische Vergleich zeigt auch, warum Europa aus unserer Sicht in der Pole Position ist, um von dieser Entwicklung zu profitieren. Chancen bieten sich hier vor allem in den zyklischeren Sektoren wie Industrieunternehmen, die 14 Prozent des MSCI Europa gegenüber nur neun Prozent des MSCI USA ausmachen. Angesichts einiger Umbrüche und vereinzelter hoher Bewertungen steht und fällt der Erfolg allerdings mit einer umsichtigen Einzelauswahl. Anleger sollten auf Qualität setzen, um die Value-Renaissance bestmöglich für sich zu nutzen.“

Mit ETFs auf europäische Value- und Qualitäts-Aktien setzen

Ein fondsvolumenstarker Value-ETF auf europäische Werte ist der iShares Edge MSCI Europe Value  Facor UCITS ETF (WKN: A12DPP). Er bildet den MSCI Europe Enhanced Value Index ab. Hierbei werden folgende Kriterien berücksichtigt: Vergleich des Aktienkurses mit den künftigen Gewinnerwartungen , der Preis eines Wertpapiers im Vergleich zum Buchwert und der Unternehmenswert im Vergleich zum operativen Cashflow des Unternehmens. Der ETF umfasst 149 Aktien, vorwiegend aus der Eurozone sowie aus Großbritannien. Bevorzugte Sektoren darin sind Finanzen, Basiskonsumgüter sowie Gesundheitswesen. Im ETF sind 1,394 Milliarden Euro investiert. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,25 Prozent. 

Für Anleger, die vor allem auf europäische Qualitäts-Titel setzen möchten, bietet Amundi selbst einen fondsvolumenstarken  ETF an, in dem aktuell 473 Millionen Euro investiert sind. Der Amundi Europe MSCI Quality Factor ETF (WKN: A2H59G). Ausgesucht werden die Werte entsprechend der Höhe der Dividendenrendite, dem Kurs-Buchwertverhältnisses sowie dem  12-Monats-Forward-Gewinn im Verhältnis zur Kursentwicklung. Der Index umfasst derzeit 240 Aktien. Der Index wird synthetisch abgebildet. 2019 erwirtschaftete der ETF eine Jahresrendite in Höhe von 34,34 Prozent. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,23 Prozent. 

Sie möchten mehr über einzelne Aktien-Strategien wissen. Dann schauen Sie doch einmal in unseren Anlageleitfaden Smart Beta an.