Kein Strom in Spanien, kein Wasser in Berlin: Infrastruktur als neuer Börsentrend?
Der jüngste Black-out auf der iberischen Halbinsel hat gezeigt, wie anfällig Stromsysteme sein können – und wie relevant Infrastruktur ist.
Stromausfall in Spanien und dann noch Probleme bei der Wasserversorgung von Berlin. Wenn wie jüngst in hochentwickelten europäischen Industrieländern wie Spanien und Portugal sowie in Teilen Südfrankreichs der Großteil des Stromnetzes förmlich von einer auf die andere Sekunde ausfällt und Wirtschaft sowie öffentliches Leben dann über Stunden lahmgelegt sind, wird einem die große Bedeutung einer funktionierenden Infrastruktur, insbesondere einer kontinuierlichen Energieversorgung bewusst. Auch für Deutschland gilt das: Neulich gab es in Berlin einen Rohrbruch, der Teile der Stadt von der Wasserversorgung abschnitt. „Zwar sind solche Vorfälle in Berlin nicht ungewöhnlich, da die Infrastruktur teils veraltet ist, zudem gibt es auch keinen direkten Zusammenhang mit dem Stromausfall in Spanien/Portugal – aber beide Ereignisse unterstreichen die Anfälligkeit kritischer Infrastrukturen“, erklärt Jens Chrzanowski vom Online-Broker XTB.
Infrastruktur-Unternehmen rücken in den Fokus
Dafür, dass der Black-out in Spanien nicht der letzte dieser Art gewesen sein könnte, spricht, dass Spanien etwa 60 Prozent seines Strombedarfs durch Wind- und Solarenergie deckt – und diese reagieren empfindlich auf Schwankungen. Schwache Verbindungen zum europäischen Netz – besonders zwischen Spanien und Frankreich – erhöhen die Anfälligkeit. Und sie machen die Wichtigkeit von Unternehmen, die die Infrastruktur stärken und verbessern, deutlich.
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The trend is your friend – für die Börse kann das auch bedeuten, dass es klug sein kann, neue, sich anbahnende Trends frühzeitig zu entdecken und beim Investieren zu berücksichtigen, meinen die Experten von XTB. So soll ein großer Teil des 1.000 Milliarden Euro großen Sondervermögens in Deutschland auch in die Infrastruktur gehen – dies sollte zusätzlich Aktien aus dem Bereich Infrastruktur ordentlich Rückenwind geben.
Für Jens Klatt, Marktanalyst bei XTB, ein guter Grund das Potenzial solcher Unternehmen an der Börse unter die Lupe zu nehmen. „Die Aktien von Energieversorgern galten lange Zeit als eher langweilige Papiere – seit einigen Jahren, auch im Zuge der Entwicklung bei erneuerbaren Energien, ist in diesem Bereich aber ordentlich Musik drin“, so der Kapitalmarktexperte. „Der jüngste Black-out in Spanien hat gezeigt, wie essenziell wichtig Stromversorgung sowohl ökonomisch als auch gesellschaftlich ist, von daher dürften die Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, noch stärker in den Fokus der Anlegerinnen und Anleger rücken. Es wäre meiner Einschätzung nach nicht überraschend, käme es eher früher als später zu einem Umdenken auch im Bereich ‚Erneuerbare Energie‘ und einem Schwenk zu verstärkten Investitionen im Bereich Kernenergie.“
Ein Infrastruktur-ETF
Wer jetzt über eine kleine Position im Infrastruktursektor nachdenkt, kann sich einen Branchen-ETF ansehen. Ein solcher ist beispielsweise der Xtrackers S&P Global Infrastructure Swap UCITS ETF (WKN: DBX1AP). Hier mehr dazu:
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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