7. April 2025
Bleibt die europäische Rüstungsbranche nach Kurssprüngen ein Wachstumsmarkt?

Bleibt die europäische Rüstungsbranche nach Kurssprüngen ein Wachstumsmarkt?

Rheinmetall geht durch die Decke. Die Aktien der Rüstungsbranche sind bereits beträchtlich gestiegen. Gibt es noch Potenzial oder ist die Luft nun raus?

Das sogenannte Sondervermögen wird kommen und mehrere hundert Milliarden Euro für die Bundeswehr freisetzen. Bereits seit Jahren erlebt die Rüstungsbrachen eine beispiellose Neubewertung an den Finanzmärkten. „Getrieben von geopolitischen Spannungen und wachsenden Verteidigungsetats verzeichnet die Branche deutlich höhere Gewinne und rückt stärker in den Fokus von Anlegern. Dabei ist nicht zu übersehen, dass sich die Wahrnehmung in der Finanzwelt nachhaltig gewandelt hat“, sagt Jens Klatt, Analyst beim Online-Broker XTB. Die ganz großen Gewinner waren die Aktionäre von Rheinmetall. „Dennoch sollten Anleger sich der wachsenden Konkurrenz durch andere europäische Anbieter bewusst sein. Hohe Erwartungen könnten zudem für eine steigende Volatilität sorgen“, mahnt Klatt. Sehen wir uns zunächst die Rheinmetall-Aktien an und kommen dann zu einer ETF-Lösung. 

Rheinmetall war der Überflieger der Rüstungsbranche

„Ein wichtiger Treiber für den Kursanstieg deutscher Rüstungswerte seit Anfang des Jahres ist die aktuelle Entscheidung des Bundestags zur Lockerung der Schuldenbremse. Die Finanzpläne sehen vor, dass Ausgaben für Verteidigung nur noch bis zu einer Grenze von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (rund 44 Millionen Euro im Jahr 2023) unter die Schuldenbremse fallen“, so Klatt. Weitere Ausgaben werden dann über Kredite finanziert. Dies stelle eine historische Veränderung dar und sorge für einen erheblichen Schub bei Rüstungswerten. Doch ist der Markt inzwischen überhitzt?

Rheinmetall: Deutsches Powerhouse mit starkem Umsatzsprung

Die Kurstafel an der Börse spricht eine klare Sprache: Rheinmetall (WKN: 703000) ist der größte Gewinner. Allein in diesem Jahr hat sich die Aktie bereits mehr als verdoppelt. Auf Fünf-Jahressicht steht ein Plus von weit mehr als 2.000 Prozent. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern liefert gepanzerte Fahrzeuge, Munition und eine Vielzahl technologischer Systeme an Nato-Staaten und erhielt in den vergangenen Monaten zahlreiche langfristige Großaufträge. „2024 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund zehn Milliaden Euro, ein Anstieg um 36 Prozent. 2025 soll der Umsatz um weitere 30 Prozent steigen. Im Vergleich zu Konkurrenten wie dem US-amerikanischen Hersteller Lockheed Martin kann Rheinmetall die Produktion schneller skalieren, weshalb Umsatz und Gewinn in den letzten Jahren stärker gewachsen sind als bei vielen amerikanischen Wettbewerbern“, meint Klatt.

Tipp: Neben ETFs zur Rüstungsindustrie gibt es zahlreiche weitere spannende Anlagethemen. Schau dir also gleich unsere Themen-ETF-Seite an.

Aktuell wird die Aktie mit dem 54-fachen des Jahresgewinns (KGV: 54) gehandelt, was deutlich über den langfristigen Schnitt ist. „Das heißt aber nicht, dass dem Rheinmetall-Papier bereits die Luft ausgeht: Angesichts voller Auftragsbücher, geplanter Produktionskapazitätserweiterungen und einer Expansion in den Bereich Luftverteidigung könnte die Aktie trotz der jüngsten Rallye weiteres Potenzial haben“, erklärt Klatt und weist dennoch auf die wachsende Konkurrenz durch andere europäische Anbieter.

Breit auf europäische Rüstungsbranche setzen

Bei der Kursentwicklung der Rheinmetall-Aktie kann man schon mal schwach werden. Doch so vorsichtig: Der Titel ist bereits sehr gut gelaufen und du wärst mit deinem Investment voll von einem Konzern abhängig. Das war sicher nicht die Motivation in dem Moment, in dem du dich für die ETF-Anlage entschieden hast. In Europa werden die Militärausgaben hochgefahren. Daher kannst du deinen Blick ruhig über die deutschen Landesgrenzen schweifen lassen. Klatt traut europäischen Rüstungswerte einiges zu.

„Die massive Neubewertung von Rüstungsaktien spiegelt die veränderte geopolitische Lage wider. Obwohl viele der Werte seit 2024 stark gestiegen sind und mittlerweile entsprechend teils hohe Bewertungen aufweisen, bieten sie nach wie vor attraktive Einstiegsmöglichkeiten“, hält Klatt fest. „Die europäischen Verteidigungsausgaben sind in den vergangenen Jahren als Reaktion auf wachsende Sicherheitsherausforderungen stark gestiegen. Dennoch besteht seit dem ersten russischen Einmarsch in die Ukraine 2014 eine kumulierte Investitionslücke von 850 Milliarden Euro im Verteidigungsbereich. Gleichzeitig macht die geopolitische Lage deutlich, dass Europa seine militärische Eigenständigkeit stärken und die Abhängigkeit von den USA reduzieren muss“, sagt Tom Bailey, Head of Research bei HANetf, einem Themen-ETF-Anbieter, der einen europäischen Rüstungs-ETF plant. Eine bereits schon länger bestehende Möglichkeit, auf den europäischen Militärsektor zu setzen, bietet der WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WKN: A40Y9K).