Zollstreit: Die Märkte erholen sich, aber wichtige Fragen bleiben ungeklärt
Der Puls im Zollstreit scheint sich zu reduzieren. Die Aktien steigen längst wieder. Doch große Fragen bleiben noch unbeantwortet.
Der Blick in die App des Brokers ist wieder deutlich erfreulicher. Jüngst haben die USA und China sich darauf verständigt, ihren Handelskonflikt zu entschärfen, zunächst für 90 Tage die horrenden Zölle auszusetzen und auf zehn und 30 Prozent zu reduzieren. „Das ist eine signifikante Entlastung und zeigt ein Verhaltensmuster, was aus dem April 2025 bekannt ist“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest. „Da wurden für den Rest der Welt die Zölle für 90 Tage ausgesetzt – was zu dem berühmten Zehn-Prozent-Anstiegstag im S&P führte.“
„Wie auch die laufende Marktreaktion zeigt, dürfte diese Pause und Abkühlungsphase bei den Zollstreitigkeiten dazu beitragen, die Mitte April eingeleitete Rallye zu verlängern. Diese wird hauptsächlich von dem Gefühl getragen, dass der Höhepunkt der Handelsunsicherheiten hinter uns liegt“, meint Jean-Louis Nakamura, Head of Conviction Equities bei Vontobel. Mittlerweile haben die Märkte die gesamte Korrektur, die sie in den ersten zehn Tagen im April durchgemacht haben, wieder wettgemacht.
Die Folgen im Zollstreit sind unklar
Obwohl sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt – USA und China – im Zollkonflikt aufeinander zubewegen, so sind die eingeführten Zölle immer noch deutlich höher als zuvor, bleiben noch wichtige Fragen offen, etwa, wie hoch das Ausmaß des Schadens wirklich ist. Jüngst haben sich beide Parteien in Genf angenähert. Als ersten Schritt haben die USA angekündigt, die zusätzlichen Zölle auf Waren aus China, einschließlich solcher aus Hongkong und Macau, um 24 Prozentpunkte für zunächst 90 Tage auszusetzen. Diese Maßnahme betrifft die in einem Erlass von US-Präsident Donald Trump Anfang April festgelegten zusätzlichen Abgaben. Ein Grundsatzzoll von zehn Prozent bleibt jedoch bestehen. Darüber hinaus sollen die zuletzt im vergangenen April eingeführten Zollerhöhungen vollständig zurückgenommen werden.
Schwankungen können erstmal bleiben
Die weltweiten Börsen honorierten die Beschwichtigung prompt mit Kursanstiegen. Wie geht es weiter? „In den nächsten zwei Monaten wird eine Menge harter Daten zeigen, ob der Einbruch in einigen Komponenten der jüngsten Umfragen übertrieben war. Es könnte ein Tauziehen geben zwischen den Vorankündigungen von nachhaltigeren und umfassenderen Handelsvereinbarungen, die näher an der ursprünglichen Ausgangssituation liegen, einerseits, und harten Daten, die auf eine rapide Verschlechterung der Binnennachfrage in den USA und der Exportdynamik in China hindeuten werden, andererseits. Wenn letztere zuerst veröffentlicht werden, sollten die Märkte eine weitere Runde mit großer Volatilität erleben.“
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Was tun, bei erneuten Schwankungen?
Die vergangenen Wochen haben erneut gezeigt, wie wichtig es ist, nicht gleich die die Flinte ins Korn zu werfen. Die globalen Börsen haben sich zu einem Gutteil bereits erholt. Sollte es erneut zu Turbulenzen kommen, gilt er einmal mehr ruhig zu bleiben. Wer einen ETF-Sparplan hat, kann besonders entspannt bleiben, denn durch die unterschiedlichen Kaufzeitpunkte stellt sich am Ende ein gemäßigter Durchschnittskurs ein. Lies dir in diesem Zusammenhang gleich unseren Wissensbeitrag zum Cost-Average-Effekt durch.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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