
Weltwirtschaft 2026: Warum trotz Krisen ein starkes Jahr bevorstehen könnte
Warum die Weltwirtschaft 2026 trotz geopolitischer Spannungen stabil bleibt – und was das für Anleger bedeutet. Die Aussichten für das neue Jahr.
Die Weltwirtschaft zeigt sich zum Jahreswechsel 2025/26 bemerkenswert stabil und das trotz tiefgreifender geopolitischer, technologischer und demografischer Veränderungen. „Das zu Ende gehende Jahr war ein Jahr der Paradoxe“, sagt Nicolas Forest, CIO bei Candriam. Ungeachtet der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus, der geopolitischen Spannungen und der zunehmenden wirtschaftlichen Spaltung lagen die Finanzmärkte weiter im Aufwärtstrend. „Willkommen in der Ära des Gigantismus: Der S&P 500 erreicht 7.000 Punkte, Nvidia hat die Grenze von 5.000 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung gesprengt – mehr als das französische BIP – und der Technologiesektor weist über zwölf Monate eine Performance von mehr als 30 Prozent auf“, fährt Forest fort. Wie geht es weiter?
Die Aussichten für die Weltwirtschaft 2026
Für die kommenden zwei Jahre rechnen die Volkswirte von Deka mit einem moderaten, aber stetigen Weltwirtschaftswachstum. „Während die Weltwirtschaft mit einem Wachstum von etwa drei Prozent erstaunlich stabil bleibt, sehen wir unter der Oberfläche einen tiefgreifenden Strukturwandel, der Gewinner und Verlierer hervorbringt“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank.
Beobachter sehen eine Neuausrichtung der Weltwirtschaft. Zentral hierbei sind USA und China. Beide sehen sich in einer geopolitischen Wettbewerbssituation, in der es gilt, die eigene Position zu stärken. „Was hier zugrunde liegt, ist ein Wettlauf um die technologische und wirtschaftliche Führerschaft in der Welt. Die heutige Nummer eins USA ist möglicherweise in Begriff abgelöst zu werden durch China. Das wird eine dauerhafte Rivalität bleiben, sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt beim Bankhaus Donner & Reuschel. Die Regierung Trump strebt also eine Reindustrialisierung der eigenen Volkswirtschaft verbunden mit einer Verminderung der Außenhandelsdefizite an, in der Zölle einen dauerhaften Bestandteil der US-Außenhandelspolitik darstellen dürften.
China hält wiederum hält nach Ansicht der Deka-Experten weiter an seiner industriellen Dominanzstrategie fest, in der es ebenfalls eine Weltmarktführerschaft anstrebt, und zwar in sämtlichen Industriebereichen. Die Handelspolitik der USA stellt eine klare Abkehr vom Konzept der globalisierten Weltwirtschaft dar. Wir sehen eine gewisse Deglobalisierung. Das wiederum könnte die Aussichten für Schwellenländer eintrüben. „In der gegenwärtigen Phase der Deglobalisierung werden es Schwellenlandaktien vermutlich schwer haben, Industrielandaktien hinter sich zu lassen“, meint Martin Lück, Betreiber von Macro Monkey.
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Dennoch stellt Deka-Mann Kater fest: „Die Weltwirtschaft bleibt trotz der neuen geoökonomischen Realität erstaunlich resilient.“ Er verweist auf stabile Wachstums- und wieder niedrige Inflationszahlen, welche die Deka-Volkswirte auch in den kommenden zwei Prognosejahren erwarten. Die Weltwirtschaft werde nicht abgebaut, sie werde umgebaut.
„Die Märkte haben verstanden, dass geopolitische Feindseligkeiten zwar die Schlagzeilen dominieren, aber andere Kräfte die Finanzmärkte beeinflussen“, erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management die Situation. Dem relativ gesunden weltweiten Konjunkturmotor werde weiterhin in großen Mengen geld- und fiskalpolitischer Treibstoff zugeführt.
Carsten Mumm ist hier jedoch etwas skeptischer, seine Erwartungen für die Weltwirtschaft sind „gedeckelt“. Die weltwirtschaftliche Lage sei im historischen Vergleich relativ schwach, dazu kämen die bereits erwähnten Zollkonflikte und geopolitische Spannungen.
Technik als langfristiger Treiber der Weltwirtschaft
Die kommenden zehn Jahre werden mehr Veränderungen bringen als das gesamte vergangene Jahrhundert. Der Grund: die Künstliche Intelligenz (KI). Dieser Ansicht ist Brice Prunas, Portfoliomanager des ODDO BHF Artificial Intelligence. „Durch KI sind in einzelnen Bereichen der Wirtschaft massive Produktivitätssteigerungen möglich. Sie könnte für einen erheblichen Wachstumsschub sorgen, unabhängig von wirtschaftspolitischen Reformen“, sagt Jörn Quitzau, Chefökonom bei der Schweizer Privatbank Bergos.
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2026 aber auch in den folgenden Jahren bleibt die Technologie ein bedeutender Wachstumstreiber und schon heute erzielen Unternehmen mit KI teilweise hohe Cash-Flows. „Die Wucht dieser Impulse wird in den gesamtwirtschaftlichen Daten schon heute sichtbar“, stellt Kater heraus, ergänzt aber gleichzeitig: „Wir halten viele gegenwärtige Produktivitätsverheißungen durch KI in den Wirtschaftsprozessen für übertrieben.“ Mit knapp einem Prozent tragen KI-Investitionen nach Schätzung der Deka etwa die Hälfte zum Wachstum der US-Gesamtwirtschaft im Jahr 2025 bei. „In den reichen Volkswirtschaften mit sinkendem Arbeitskräftepotenzial bietet dies eine wertvolle Unterstützung bei der Erhaltung des Wohlstandes.“
Die Wachstumsbremsen und -beschleuniger
Der demografische Wandel, insbesondere in Europa wird immer spürbarer. Alternde Gesellschaften, Fachkräftemangel und steigende Sozialausgaben stellen die Volkswirtschaften einerseits vor große Herausforderungen. Auf der anderen Seite führt die demografische Entwicklung auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Vermögenswerten, was die internationalen Kapitalmärkte stabilisiert.
USA mit moderatem Wachstum
In den USA zeigt sich die Wirtschaft trotz der protektionistischen Politik der Regierung widerstandsfähig. Für 2026 prognostiziert somit die Privatbank Bergos ein US-BIP Wachstum von 1,7 nach 1,8 Prozent in diesem Jahr. Bei der Deka Bank ist man noch optimistischer. Das Wirtschaftswachstum steigt in deren Szenario 2026 noch einmal um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent, und die Inflation werde durch Zollerhöhungen nur vorübergehend beeinflusst, so dass sie 2026 bei 2,8 Prozent liegen werde. „Wir blicken optimistisch auf die Aussichten für die US-Wirtschaft im Jahr 2026, da sowohl fiskalische als auch geldpolitische Lockerungen auf die Wirtschaft einwirken werden“, sagt Julien Houdain, Head of Global Unconstrained Fixed Income bei Schroders. Mit fiskalischen Lockerungen spielt der Experte auf den Fall an, dass die Auswirkungen des One Big Beautiful Bill Act voll zum Tragen kommen.
Abnehmende Dynamik in China
In China sehen die Deka-Experten für 2026 eine weiter nachlassende Wachstumsdynamik, doch das Land bleibe aufgrund seiner Größe und Exportstrategie ein bedeutender Akteur auf den Weltmärkten. Hier rechnen die Deka-Volkswirte ohne Politikkorrekturen mit einem Wachstum von nur noch 4,3 Prozent.
Geteiltes Bild in Europa
„Die europäische Wirtschaft hat sich im Laufe des Jahres 2025 langsam verbessert. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch im nächsten Jahr fortsetzen wird, wobei die fiskalischen Impulse aus Deutschland unserer Meinung nach zwar einen zusätzlichen Beitrag leisten, aber keine entscheidende Veränderung für das Gesamtwachstum der Eurozone bewirken werden“, so Houdain.
Insgesamt zeigt sich in Europa ein durchwachsenes Bild: Während Deutschland und Frankreich mit Wachstumsschwächen kämpfen, entwickeln sich Länder wie Italien, Spanien und Griechenland zu Stabilitätsfaktoren. Insgesamt wächst die Eurozone im kommenden Jahr laut Deka-Prognose um 1,2 Prozent. Mit Blick auf Deutschland sagt der Deka-Chefvolkswirt: „Forschung und Entwicklung findet in Deutschland auf Weltniveau statt, die Umsetzung von neuen Techniken in Marktprodukte liegt jedoch fest in den Händen der USA.“ Seit ihrem Hochpunkt im Jahr 2018 ist die Industrieproduktion in Deutschland um fast 20 Prozent gesunken und die Marktanteile der Unternehmen auf den weltweiten Exportmärkten im Durchschnitt aller Branchen um 15 Prozent zurückgegangen.
Die deutsche Industrie reagiert mit Diversifizierungsstrategien und der Erschließung neuer Geschäftsfelder, doch die Rahmenbedingungen für einen echten Aufbruch fehlen. „In dieser Lage brauchen wir Rahmenbedingungen, die Wandel und Neuanfang begünstigen“, fordert Kater. Das Gegenteil sei jedoch der Fall: Überregulierung, wenig kraftvolle steuerliche Anreize, hohe Energiekosten und Infrastrukturmängel lassen keine Aufbruchstimmung aufkommen. Die bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung gingen zwar in die richtige Richtung, sind jedoch nicht durchschlagend genug, um die Stimmung im Unternehmenssektor zu drehen.
Für Mumm hat das zum Teil auch mit Psychologie zu tun, er rechnet aber für 2026 dennoch mit einem leichten Aufschwung. „Ab dem nächsten Jahr werden Staatsausgaben deutlich steigen – für Investitionen und zur Ertüchtigung der Verteidigungsfähigkeit. Das resultiert aus dem 500-Milliarden-Investitionspaket, das der Bundesregierung zur Verfügung gestellt wurde“, so Mumm, der dadurch einen Anstieg der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent im kommenden Jahr prognostiziert.
Und was bedeutet das für die Kapitalmärkte?
Als Anleger fragst du dich nun natürlich, was das alles für dein Portfolio bedeutet. Die Kapitalmärkte zeigen sich in dem Umfeld zunehmender geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten bemerkenswert robust. Die großen Indizes bewegen sich unweit ihrer Allzeithochs. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka Bank, rechnet damit, dass trotz multipler Risiken die globalen Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend fortsetzen. „Die Kapitalmärkte haben sich in den vergangenen Jahren als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen. Wir sehen weiterhin ein stabiles globales Wirtschaftswachstum, das als Rückgrat für die Unternehmensgewinne und damit für die positive Entwicklung der Märkte dient“, so Schallmayer. Klappern wir nun die großen Aktienmärkte ab.
USA-Aktien: Mag7-Wachstum kann nachlassen
Besonders die US-amerikanischen Börsen heben sich durch die starke Performance der Technologie- und Plattformunternehmen hervor. „Die Mag7, die großen Technologieunternehmen der USA, spielen weiterhin in einer eigenen Liga. Ihre Gewinne haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als versiebenfacht, und sie treiben die Entwicklung der Märkte maßgeblich voran“, so Schallmayer. Anzeichen für eine entstehende Blasenbildung sind zwar vorhanden, die außerordentlich hohe Profitabilität der Mag7 erlaubt es ihnen jedoch, ihre Investitionen von den hohen Niveaus weiter zu steigern. Schallmayer erwartet dennoch, dass sich das Gewinnwachstum der Mag7 verlangsamen wird. Eine Gefahr eines abrupten Einbrechens sieht er hingegen nicht. Darüber hinaus erfasst der Investitionsboom immer mehr Branchen.
Auch die asiatischen Aktienmärkte sind von Technik abgängig
Auch die asiatischen Märkte zeigen eine zunehmende Dynamik, insbesondere durch das Thema KI und Halbleiterindustrie. „Wir sehen, dass sich die technologische Innovation in Asien beschleunigt. Unternehmen in China, Taiwan und Südkorea profitieren von der wachsenden Nachfrage nach KI-Technologien und Halbleitern“, so Schallmayer weiter.
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Europa als Sorgenkind?
In Europa hingegen bleibt nach Dafürhalten der Deka-Volkswirte die Situation herausfordernd. Regulatorische Belastungen und unvorteilhafte Entscheidungen auf politischer und Unternehmensebene setzen vor allem Branchen wie die Chemie- und Automobilindustrie unter Druck, während die Anpassung an die neue geoökonomische Realität Zeit benötigt. Dennoch zeigt sich Schallmayer optimistisch: „Die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft europäischer Unternehmen sollte nicht unterschätzt werden. Wir erwarten, dass sich die strukturellen Veränderungen und fiskalischen Maßnahmen in den kommenden Jahren positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken werden. Unternehmen können sich schneller an Rahmenbedingungen anpassen als ganze Volkswirtschaften.“
Fazit: Setze 2026 auf breite Streuung
Trotz der Herausforderungen der neuen Geoökonomie bleibt der Ausblick für die Kapitalmärkte in den kommenden Jahren konstruktiv. „Der Aktienmarktexpress scheint nicht aufzuhalten zu sein. Doch Anlegerinnen und Anleger sollten sich gerade mit Blick auf das Technologie- und KI-Risiko besser absichern“, so Galler. „Die Rahmenbedingungen erlauben ein gut diversifiziertes Portfolio aus Aktien und Anleihen. Stabilität sollte durch eine dosierte Immobilienbeimischung ergänzt werden, und auch Gold gehört weiterhin in ein ausgewogenes Anlageportfolio“, fasst Schallmayer zusammen.
Die Deka-Volkswirte sehen in der neuen geoökonomischen Realität sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Die Unternehmen werden sich zunehmend an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Schallmayer rät Anlegern, sich bei der Geldanlage international und breit, also über unterschiedliche Vermögensgegenstände, aufzustellen. Das wiederum kannst du besonders gut mit breit streuenden ETFs umsetzen. Nutze dazu einfach die ETF-Suche. Da sich im kommenden Jahre einzelnen Märkte sehr unterschiedlich entwickeln könnten, solltest du immer den Überblick behalten. Mit dem extraETF Portfolio Tracker geht das ganz einfach – probiere es aus!