Die Wasserstofftechnik ist weiterhin auf dem Vormarsch
Nach einer anfänglichen Begeisterungsphase für die Wasserstofftechnik und die damit verbundenen Aktien hat sich mittlerweile eine gewisse Ernüchterung breit gemacht. Doch der Sektor bleibt spannend.
Die Fortschritte in der Wasserstofftechnik haben nicht das rasante Tempo erreicht, das Politik und Wirtschaft ursprünglich erhofft hatten. Unternehmen im Wasserstoffsektor haben teilweise erhebliche Kursverluste hinnehmen müssen. Doch welche Faktoren haben zu dieser Entwicklung beigetragen?
Gründe für das Ausbremsen der Wasserstofftechnik
Die Gründe für den verlangsamten Ausbau und den Rückgang der Aktienkurse sind vielschichtig. Einerseits litten die Aktien darunter, dass trotz erheblicher Umsatzsteigerungen der Unternehmen die Verluste oft parallel anstiegen. Andererseits zogen sich Investoren generell von Unternehmen zurück, die in einem Umfeld steigender Zinsen negative Erträge verzeichneten.
Trotz der globalen Förderung des Wasserstoffsektors durch zahlreiche Staaten aufgrund seiner Bedeutung für die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen, erwiesen sich viele der anfänglichen Pläne als unrealistisch. Die Komplexität insbesondere großer Elektrolyseanlagen und die damit verbundenen Kostensteigerungen wurden unterschätzt. Nicht nur die Prognosen zur Wasserstoffproduktion, sondern auch zur Erzeugung von grünem Strom, der für die Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse benötigt wird, waren unrealistisch. Der Aufbau einer geeigneten Infrastruktur für die Produktion, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff schreitet nur zögerlich voran. Der geschätzte Bedarf an Wasserstoff in Deutschland bis 2030 liegtzwischen 90 und 110 Terawattstunden und es bleibt eine offene Frage, aus wie und aus welchen Ländern dieser Bedarf gedeckt werden kann. Bereits heute benötigt die deutsche Industrie jährlich etwa 70 Terawattstunden Wasserstoff.
Wasserstofftechnik bietet riesige Chancen
Trotz dieser Herausforderungen bieten Wasserstofftechnologien aus Investorensicht erhebliche Chancen. Der politische Wille zur Umsatzsteigerung im Wasserstoffsektor ist nach wie vor stark ausgeprägt. Es ist wichtig zu erkennen, dass durch Skaleneffekte und verbesserte Produktionsmethoden, einschließlich höherer Automatisierung, die Rentabilität der Unternehmen steigen wird. Diese Effizienzsteigerungen werden sich in vielen Bereichen der Wertschöpfungskettebemerkbar machen.
Ein interessantes Beispiel ist die Wasserstoffkompression, bei der traditionell mechanische Verfahren zum Einsatz kommen. In Forschung und Industrie wird jedoch an elektrochemischen Verfahren gearbeitet, um Verschleißerscheinungen durch mechanische Prozesse zu vermeiden. Auch bei der Elektrolyse wird nach Wegen gesucht, um die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff ohne ausschließliche Nutzung von Strom durch den Einsatz eines Katalysators zu realisieren.
Mit effizienteren Methoden wird nicht nur eine Kostenreduktion erzielt, sondern auch das Anwendungsspektrum erweitert. Wasserstoff wird weiterhin als Energiespeicher für erneuerbare Energien und als Kraftstoff in Transportanwendungen, einschließlich Gabelstaplern und zunehmend auch in der Bahnindustrie, an Bedeutung gewinnen. Dabei darf jedoch auch die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen verloren werden.
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Über den Autor Jürgen Brückner
Jürgen Brückner, Portfoliomanager der FV Frankfurter Vermögen AG in Bad Homburg/ Königstein
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