27. September 2022
Warum ich diesen Luxus-ETF nicht kaufe, obwohl ich die Branche liebe

Warum ich diesen Luxus-ETF nicht kaufe, obwohl ich die Branche liebe

Der Luxusgütersektor entwickelt sich selbst in Zeiten steigender Inflation und drohender Rezession sehr gut. Eigentlich ein ideales Thema für einen ETF. Oder doch nicht?

Der Markt für persönliche Luxusgüter hat die kleine Wachstumsdelle, die durch Corona verursacht wurde, längst hinter sich gelassen. Nach Angaben der Experten von Consultancy.eu setzt die Branche im Jahr 2021 283 Milliarden Euro um. Im Jahr 2019 waren es nur 281 Milliarden Euro. Für die Jahre zwischen 2021 und 2025 wird ein jährliches Marktwachstum von sechs bis acht Prozent erwartet.

Luxus geht immer

Die Schwergewichte der Branche, wie LVMH, Kering, L’Oréal oder Hermès, waren von dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld im ersten Halbjahr 2022 kaum betroffen. Sie konnten durchweg zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn verzeichnen. Die Menschen, die sich die teuren Produkte leisten können, fragen sie auch in wirtschaftlich schweren Zeiten und trotz Preiserhöhungen unvermindert nach.

Die Unternehmen profitieren auch davon, dass ihre Waren durch ein begrenztes Angebot und höhere Preise mehr Exklusivität ausstrahlen. Das macht sie für die Kunden noch begehrenswerter und heizt die Nachfrage weiter an. Daher konnten die Manager früh Preiserhöhungen für ihre bekannten Marken durchsetzen, bevor die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sie überhaupt erreichten.

Stellvertretend für die Branche äußerten sich die Führungskräfte des Marktführers LVMH sehr optimistisch für die zweite Jahreshälfte. In der Mode- und Lederwarenbranche wird erwartet, dass eine operative Marge von über 40 Prozent die neue Normalität sein wird. LVMH ist außerdem stärker diversifiziert als jedes andere Unternehmen in der Branche und verfügt über ein starkes Angebot in Produktgruppen wie Uhren, Schmuck, Weine, Spirituosen, Parfüms, Kosmetika und Einzelhandel. Daher sehe ich die Aktien von LVMH auch als starke Alternative zu einem ETF für diesen Sektor.

Weshalb ich für Luxus nicht auf einen ETF setze

Das Angebot von ETF- und Indexanbietern für den Luxusgütersektor ist extrem dünn. Mit dem Amundi S&P Global Luxury UCITS ETF EUR (WKN: A2H564) konnte ich tatsächlich nur einen entsprechenden, in Deutschland handelbaren ETF finden. Im zugrundeliegenden Index ist die Definition von Luxus allerdings viel weiter gefasst als mir lieb ist.

Mit Tesla und Mercedes-Benz befinden sich zwei Automobilhersteller unter den zehn größten Positionen. Mit einer Gewichtung von mehr als 11 Prozent ist der Anteil des zyklischen Automobilsektors für mich zu hoch. Der Markt ist umkämpfter, das Margenprofil viel schlechter und die Bilanzen stärker durch Schulden belastet als bei den Unternehmen, die persönliche Luxusgüter herstellen und vertreiben. Außerdem sehe ich die hohe Exklusivität im Automobilsektor nur bei Marken wie Ferrari, denen man nicht mehrmals am Tag begegnet.

Ein weiteres Problem, das ich bei dem Luxussektor-ETF von Amundi sehe, ist die synthetische Nachbildung des S&P Global Luxury Index. Die Vermögenswerte des ETF bestehen aus völlig anderen Aktien. Die Erträge werden über einen Swap mit einer Gegenpartei ausgetauscht, die die Aktien des S&P Global Luxury hält. Dadurch entsteht ein weiteres Kontrahentenrisiko, in diesem Fall mit BNP Paribas, das ich vermeiden möchte.

Liebe ETF- und Indexanbieter, bietet uns Kunden bitte einen ETF für die Luxusgüter-Branche an, mit welchem wir von den zahlreichen Stärken der wahren Luxus-Unternehmen profitieren können.