5. Oktober 2022
Warum Frauen es eigentlich besser können - so geht weibliche Geldanlage

Warum Frauen es eigentlich besser können - so geht weibliche Geldanlage

Immer wieder ist es Thema in den Medien: Frauen sind stärker gefährdet, im Alter arm zu werden und befassen sich nicht genug mit der Geldanlage. Dabei haben sie eigentlich beste Voraussetzungen.

Bis 1962 war das sogenannte „Geheimsparen der Hausfrauen“ gesetzlich verboten. Bis zu diesem Jahr durften Frauen in Deutschland kein eigenes Bankkonto eröffnen. Erst 1969 wurden Frauen in Deutschland für voll geschäftsfähig erklärt. Erst seit 1977 dürfen Frauen selbständig einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Bis weit in die 70er Jahre hinein war die Rollenverteilung in der Gesellschaft klar vorgegeben. Der Ehemann war der Hauptverdiener, die Ehefrau hatte sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern.

Mittlerweile herrscht glücklicherweise Gleichberechtigung in Deutschland. Frauen und Männer haben die gleichen Möglichkeiten, ihre private Vorsorge und ihre Geldanlage selbstständig zu gestalten. Die Realität sieht jedoch leider immer noch anders aus. Viele Frauen scheinen das Thema des privaten Vermögensaufbaus lange zu vernachlässigen. Statistisch gesehen fangen Frauen zehn Jahre später als Männer damit an, sich ein eigenes Vermögen aufzubauen. Im Durchschnitt sind sie Ende 20, während Männer bereits mit Anfang 20 fürs Alter vorsorgen. Das sind wertvolle Jahre, die für den privaten Vermögensaufbau fehlen.

Dabei haben Frauen im Schnitt im Rentenalter 50 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung als Männer. Die Erwerbsbiografien von Frauen sind, bedingt durch Auszeiten für die Kindererziehung, häufig durch Unterbrechungen gekennzeichnet. Auch beim durchschnittlichen Einkommen sind Frauen häufig noch schlechter gestellt. Laut der neuesten Studie des Familienministeriums haben nur zehn Prozent aller 30- bis 50-jährigen Frauen netto mehr als 2.000 Euro zur Verfügung, bei den Männern hingegen sind es 42 Prozent.

Die Ehe ist für Frauen ein Armutsrisiko

Vor allem die Ehe ist für viele Frauen nach wie vor ein großes Armutsrisiko. Vor allem dann, wenn die Partnerschaft nicht wie ursprünglich geplant ein Leben lang hält. Denn die unromantische Realität sieht leider derzeit anders aus.  Die Scheidungsrate liegt aktuell bei 40 Prozent, in Großstädten wird sogar jede zweite Ehe geschieden. Wenn die Ehe scheitert, haben viele Frauen ein Problem. Nach Scheidungen haben sie rund 40 Prozent weniger Geld zur Verfügung, während Männer mit nur sieben Prozent weniger auskommen müssen.

Wer weniger Geld hat, der wird sich auch weniger um seine Altersvorsorge kümmern können. Frauen sind nach Trennungen deshalb oft finanziell doppelt benachteiligt. Mit ihrem Partner verlieren sie häufig nicht nur einen Großteil ihrer eigenen Alterssicherung, sondern es fehlt dann oft auch die finanzielle Möglichkeit, sich eine eigene Rente aufzubauen.

Geldanlage ist genderneutral

Grundsätzlich funktioniert Vermögensaufbau für Frauen genauso wie für Männer. Je früher man damit beginnt, desto besser. Dabei sind Aktien langfristig die rentabelste Geldanlage. Eine Investition ist mittels eines Sparplans oft schon ab 25 Euro im Monat möglich. Dabei sollte man berücksichtigen, dass eine Investition in Aktien immer ein Marathon und kein Sprint ist. Man sollte als Anlegerin einen langen Atem haben, um auch die schwierigen Jahre an der Börse zu ertragen. Dabei hat das vermeintlich schwache Geschlecht gerade bei der Aktienanlage alle Trümpfe in der Hand.

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Die Studienlage ist eindeutig

Diverse Studien belegen, dass Frauen die besseren und erfolgreicheren Anleger sind. Sie sind wesentlich geduldiger als ihre männlichen Kollegen und meiden unkalkulierbare Risiken. Eigenschaften wie Beharrlichkeit und Nervenstärke sind in der Finanzwelt eher bei Frauen zu finden. Fast alle Forschungen zu diesem Thema zeigen, dass Frauen Risiken umsichtig verwalten, langfristig denken, relativ unvoreingenommene Entscheidungen treffen und letztendlich häufig eine höhere Kapitalrendite erzielen.

Eine Untersuchung der US-Fondsgesellschaft Fidelity kam 2021 zu folgendem Ergebnis: Weibliche Kunden erwirtschaften im Schnitt 0,4 Prozent beziehungsweise 40 Basispunkte mehr als Männer. Die Begründung für den Anlageerfolg der Frauen ist dabei jedoch wieder sehr männlich. Demnach sind Frauen es schon seit Jahrhunderten gewohnt, Produkte auf dem Markt möglichst günstig einzukaufen. Aus diesem Grund verfolgen sie intuitiv eine Value-Strategie und kaufen möglichst niedrig bewertete Aktien. Untersuchungen zeigen, dass Frauen im Durchschnitt eine intensivere Recherche betreiben, eher auf sichere und bewährte Anlageformen setzen und langfristiger denken.

Ein Mann ist keine Altersvorsorge

Gerade die Pandemie scheint ein Weckruf für viele weibliche Anlegerinnen gewesen zu sein. Noch nie haben so viele Frauen ihr Geld an der Börse investiert wie 2021. Vor allem unter Millennials war das Interesse an Aktien auf einmal sehr verbreitet. In Befragungen gaben 71 Prozent der 25- bis 40-Jährigen an, ihr Geld zu investieren, 63 Prozent haben generell mehr Interesse am Thema Finanzen entwickelt.

Die Gründe für diesen plötzlichen Anstieg an weiblichen Anlegerinnen sind noch nicht untersucht. Es wird vermutet, dass die Unsicherheit während der Pandemie bei vielen Frauen den Wunsch geweckt hat, ihre finanzielle Zukunft und die Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem junge Frauen haben erkannt, dass die Partnerschaft oder die Hochzeit mit einem Mann keine Altersvorsorge ist.

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Frauen können es besser

Frauen investieren anders als Männer. Das wird vor allem bei der Wahl von Aktien deutlich. Frauen streuen ihr Geld deutlich breiter und setzen auf mehr Sicherheit. Eine Untersuchung der Consorsbank von 2019 macht die Unterschiede deutlich. Männer setzten vor allem auf Aktien von Banken und Technologieunternehmen. Papiere der Deutschen Bank, Commerzbank oder Apple waren besonders weit vorne. Bei den Depots von Frauen zeigte sich, dass sie vermehrt in Werte wie BASF, Allianz, Siemens und Lufthansa investieren. Auch die Aktien der Deutschen Post und Osram Licht waren bei Frauen gefragt.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Frauen sich beim Kauf von Aktien nicht auf wenige Branchen konzentrieren, sondern breiter investieren. Eine gute Diversifizierung ist auch im Aktienjahr 2022 wichtig. Langfristig gibt es keine ertragreichere Anlage als Aktien. Es müssen sich nur noch mehr Frauen trauen und aktiv werden. Denn die Studienlage ist eindeutig. Frauen können es besser und sind die erfolgreicheren Anleger!

Über den Autor: Markus Richert

Markus Richert ist CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln