Warum es trotz der Rekordjagd bessere Alternativen zum Dax gibt
Der deutsche Leitindex Dax befindet sich derzeit auf Rekordjagd und hat Anfang Dezember erstmals die Marke von 17.000 Punkten überschritten. Dennoch solltest du Alternativen dazu auf dem Schirm haben.
Seit dem Tiefpunkt im März 2020 hat sich der Kurs des Dax mehr als verdoppelt. Allerdings umfasst der Dax mit seinen 40 Mitgliedern nur die größten börsennotierten deutschen Unternehmen. Kleinere und mittelgroße Unternehmen aus MDax und SDax werden hier nicht berücksichtigt.
Lohnen sich Dax-Alternativen?
Meiner Meinung nach ist der Dax trotz seiner beeindruckenden Performance in der jüngeren Vergangenheit nicht die beste Option für Anleger, um mit einem ETF in den deutschen Aktienmarkt zu investieren. Ein Großteil der Unternehmen ist in exportabhängigen Branchen wie der Automobil- und Investitionsgüterindustrie tätig und damit stark konjunkturabhängig. Kommt die Weltwirtschaft ins Stocken, wirkt sich dies unmittelbar auf die Kurse der zyklischen Dax-Werte aus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Unternehmen häufig in einem harten Wettbewerb stehen und nur geringe Gewinnmargen erzielen.
Besser als der Dax
Da liegt es nahe, auf ETFs mit einer breiteren Streuung zu setzen. Mit dem Lyxor F.A.Z. 100 Index (DR) UCITS ETF (WKN: ETF006) und dem Vanguard Germany All Cap UCITS ETF (WKN: A2JF6S) bietet der Markt hierfür zwei Alternativen. Der LYXOR F.A.Z. 100 Index bietet Zugang zu 100 der nach Marktkapitalisierung größten börsennotierten deutschen Unternehmen. Neben Blue Chips aus dem Dax sind auch zahlreiche mittelgroße Qualitätsunternehmen aus dem MDax und SDax enthalten. Noch breiter aufgestellt ist der Vanguard Germany All Cap ETF, der 158 Unternehmen aus dem gesamten deutschen Aktienmarkt abbildet. Auch kleinere Unternehmen aus dem Prime Standard sind enthalten.
Die Vorteile der Alternativen
Beide ETFs ermöglichen eine umfassende Partizipation an der gesamten Wertschöpfung des deutschen Aktienmarktes. Aufgrund ihrer geringeren Marktkapitalisierung machen die zusätzlichen Unternehmen außerhalb der Dax-Schwergewichte jedoch nur einen geringen Anteil in den ETFs aus. Im ETF auf den F.A.Z.-Index liegt die Gewichtung der Unternehmen, die nicht im Dax gelistet sind, bei rund 15 Prozent. Der Einfluss ist also überschaubar, dennoch halte ich die breitere Streuung langfristig für vorteilhaft.
Viele der kleineren Unternehmen sind in weniger zyklischen Branchen tätig, die konjunkturelle Schwankungen besser abfedern. Zudem befinden sich viele der Unternehmen noch in einer Entwicklungsphase mit höherem Wachstum, werden von den Gründern geführt oder deren Familien halten wesentliche Anteile und sind oft Marktführer in ihrer Nische. Die Folge sind höhere Margen, ein weitsichtigeres Management und eine geringere Verschuldung. Im F.A.Z.-Index ist mit Biontech auch ein besonders aussichtsreiches deutsches Unternehmen enthalten, das sich gegen eine Notierung an der deutschen Börse entschieden hat.
Gebühren und Performance im Vergleich zum Dax
Sowohl der LYXOR F.A.Z. 100 Index ETF als auch der Vanguard Germany All Cap ETF weisen mit 0,15 Prozent bzw. 0,10 Prozent p.a. sehr niedrige laufende Kosten auf. Damit liegen sie im ETF-Segment auf einem attraktiven Niveau. In der Performancebetrachtung seit Januar 2010 müssen sich beide Indizes zwar leicht dem Dax geschlagen geben, dennoch würde ich aufgrund der etwas besseren Fundamentaldaten auf die beiden Alternativen setzen.
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Auch wenn die beiden ETFs etwas breiter diversifiziert sind, sollten Anleger eine höhere Gewichtung des deutschen Aktienmarktes kritisch hinterfragen. Sie laufen Gefahr, einem Home Bias zu unterliegen. Denn häufig ist der Heimatmarkt in den Depots von Privatanlegern höher gewichtet, als es die Fundamentaldaten rechtfertigen. Gerade der Dax ist für viele internationale Investoren ein Spekulationsvehikel, mit dem sie auf die Verfassung der Weltwirtschaft wetten.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.