Vorsorge: Rentenlücke trotz Arbeit
Wer nicht fürs Alter vorsorgt, dem droht eine Rentenlücke. Das ist das Ergebnis eine Studie der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag von Fidelity International. Arbeiten bis ins hohe Alter, ist für viele eine Horrorvorstellung, aber eine wirtschaftliche Notwendigkeit – so zumindest die Annahme.
Genau diesem Aspekt wollten die Autoren der Untersuchung nachgehen. Die Ausgangsfrage lautete daher: Wie wirkt sich das Arbeiten bis 70 auf das Einkommen im Alter aus? Die Antwort: Die Rentenlücke wird zwar kleiner, sie ist aber noch lange nicht verschwunden. Ohne zusätzliche Vorsorge ließe sich der Lebensstandard im Alter nicht halten. Auf Basis von typischen Erwerbsbiografien für verschiedene Berufsgruppen hat Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum, die Rentenlücke für einen Renteneintritt mit 67 und 70 Jahren ermittelt – also die Differenz der jeweils erreichten gesetzlichen Rente zu einem Alterseinkommen, das den Lebensstandard sichert. Grundlage ist das geltende Rentenrecht.
Ein Rechenbeispiel zur Rentenlücke
Den Berechnungen der Studie zu Folge fehlen einem 42-jährigen Facharbeiter im Alter knapp 840 Euro netto monatlich, wenn er seiner Arbeit mit 67 Jahren an den Nagel hängt und sich dabei ausschließlich auf die gesetzliche Rente verlassen hat. Arbeitet er hingegen bis 70, sieht die Rechnung ein wenig besser aus. Es bleibt aber ein Fehlbetrag von 590 Euro im Monat.
Zweites Beispiel: Einer Versicherungskauffrau im gleichen Alter, die ebenfalls keine zusätzlich Vorsorge betreibt, kommt mit der Rente ab 67 auf eine monatliche Rentenlücke von 687 Euro. Ein um drei Jahre späterer Renteneintritt wirkt sich deutlicher aus als im ersten Fallbeispiel. Dennoch muss sie im Alter eine Rentenlücke von 310 Euro hinnehmen. „Es ist auch die Verantwortung der Politik, den Bürgern diese Wahrheit deutlich zu machen und sie durch finanzielle und steuerliche Anreize zu motivieren, eigenverantwortlich vorzusorgen“, sagt Alexander Leisten, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International. Die Rente mit 70 sei keine Lösung. „An zusätzlicher privater und betrieblicher Vorsorge führt kein Weg vorbei“, führt Leisten weiter aus.
Rentenlücke mit ETFs und Co. schließen
Lebensversicherungen, Bausparverträge, Fest- und Tagesgeld lohnen sich heute kaum noch. Daher sollten Verbraucher bei der Altersvorsorge auch an die Börse denken. Da einzelne Aktien ein zu hohes Risiko bergen, sollten Verbraucher eher auf Fonds setzen. „Passiv gemanagte Indexfonds oder ETFs haben im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds eine Reihe von Vorteilen, weshalb wir in der Beratung eher zu ETFs anstelle zu aktiv gemanagten Fonds raten“, sagt Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. „Ferner konnten in der Vergangenheit nur wenige aktive Fonds langfristig eine bessere Rendite erzielen als der zugrundeliegende Vergleichsindex, was ebenfalls für Indexfonds spricht“, so Oelmann. Die Expertin betont außerdem die hohe Transparenz physisch replizierender ETF-Produkte, gleichzeitig rät sie aber grundsätzlich von sogenannten Smart-Beta-ETFs ab. Gezieltes langfristiges Sparen für die Rente ist etwa durch ETF-Sparpläne möglich. Denn so ist man „gezwungen“ Monat für Monat für das Alter zu sparen. Durch den sogenannten Cost-Average-Effekt sinkt außerdem das Risiko zum falschen Zeitpunkt einzusteigen. Denn der Sparer gibt einen fixen Euro-Betrag vor; bei niedrigen Kursständen erhält er mehr Anteile, bei hohen gibt es entsprechend weniger neue Anteile.
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