Verbraucherschützer mahnen Trade Republic und Scalable Capital ab
Trade Republic und Scalable Capital locken mit attraktiven Tagesgeld-Offerten. Doch daran stört sich der Verbraucherschutz. Was ist passiert?
Die beiden Neobroker-Platzhirsche Trade Republic und Scalable Capital rücken in den Fokus der Verbraucherschützer. So haben die Verantwortlichen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg jüngst beide Anbieter abgemahnt. Sogar eine Klage steht im Raum. Doch was ist der Hintergrund?
Verbraucherschützer kritisieren Geldmarktfonds-Konzept
Bei Trade Republic und Scalable Capital winkt aktuell ein Zinssatz von 2,75 Prozent. Die Angebote erinnern an eine Top-Tagesgeld-Offerte. Ist das Versprechen zu gut, um wahr zu sein? Es gibt zumindest ein paar Haken im Kleingedruckten. „Wir halten die Werbung hinsichtlich der Höhe des Zinssatzes für irreführend. Der ausgelobte Zins ist variabel und wird zudem nur auf den Teil des Guthabens bezahlt, der als Einlage verwahrt wird“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Verbraucher müssen laut Nauhauser klar erkennen können, wie ihr Geld verwahrt wird, ob es der Einlagensicherung unterliegt und welche Zinsen sie erwarten können. Denn ein Teil der Einlagen kann in Geldmarktfonds fließen. „Den Verbrauchern wird nicht ausreichend klar gemacht, dass ihr Guthaben nicht vollständig der Einlagensicherung unterfällt, weil es teilweise in Geldmarktfonds angelegt wird. Es ist auch völlig unklar, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Höhe die Gelder in Geldmarktfonds angelegt werden statt auf Treuhandsammelkonten bei Partnerbanken“, berichtet Nauhauser.
Warum ist das Geldmarktfonds-Konzept Ziel der Kritik?
Als Kunde von Trade Republic oder Scalable Capital gibt es keinen Grund in Aktionismus oder Panik zu verfallen. Dennoch solltest du über das Konstrukt des Geldmarktfonds Bescheid wissen. Ein Teil deiner Einlage kann in Geldmarktfonds fließen. Diese versprechen keine fest Verzinsung, sondern investieren in Anleihen mit kurzer Restlaufzeit. Dazu gehören Unternehmensanleihen und Staatsanleihen.
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Auch hier gelten natürlich die Gesetze des Marktes: Je höher das Risiko des Schuldners, desto höher die Rendite. „Meist wird das Geld in verschiedene Anleihen europäischer Staaten sowie in Bankguthaben und einen Swap investiert. Solange keiner der Beteiligten in finanzielle Schwierigkeiten gerät, ist das Geld sicher angelegt. Im Falle einer Bankenkrise bestehen jedoch Risiken“, mahnt Nauhauser. Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs können nach Ansicht des Verbraucherschützers durchaus eine Alternative zum Tagesgeldkonto sein. Sie seien aber nicht so sicher, es sei denn, der Geldmarktfonds investiere ausschließlich in Staatsanleihen. Abschließend rät Nauhauser betroffenen Kunden: „Sie sollten sich bewusst machen, dass Guthaben nicht gleich Einlage ist und auf der Grundlage entscheiden, ob die gewählte Anlage ihren Erwartungen entspricht.“
Einlagensicherung
Bei Tagesgeldkonten greift im Fall einer Bankenpleite die gesetzliche Einlagensicherung. Jeder Kunde ist dann bis 100.000 Euro abgesichert. Diese Einlagensicherung gilt auch bei den Partnerbanken von Trade Republic und Scalable Capital. Geldmarktfonds können jedoch Kursverluste erleiden.