Tech-Riesen: Ist das Ende der Magnificent 7 jetzt eingeläutet?
Jahrelang waren die Magnificent 7 die Treiber des Hypes um den US-amerikanischen Aktienmarkt. Könnte sich der elitäre Kreis auf vier bis fünf reduzieren?
Der MSCI World erhielt über etliche Jahre hinweg Rückenwind aus den USA, die mittlerweile rund 70 Prozent des Industrieländer-Index ausmachen. Und hier wiederum waren die wesentlichen Antreiber lediglich sieben Unternehmen, die sogenannten Magnificent 7. Selbst in diesem Jahr stammen rund 57 Prozent der Rendite des S&P 500 von jenen sieben Tech-Konzernen, die da wären: Apple, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon, Tesla und Microsoft. „Der Börsenwert dieser Unternehmen zusammen ist in den vergangenen Monaten auf mehr als 13,5 Billionen US-Dollar gestiegen. „Das ist mehr als der gesamte chinesische Aktienmarkt insgesamt derzeit wert ist“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. Würde man sich hier wiederum auf die fünf stärksten Werte (Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet und Microsoft) konzentrieren, liegt der Anteil an der Gesamtrendite des S&P 500 sogar bei knapp 80 Prozent. Wir sehen also gegenwärtig eine Zweiklassengesellschaft innerhalb der Magnificent 7.
Magnificent 7 könnten bald Geschichte sein
Eben hast du gelesen, dass es selbst innerhalb der sieben Tech-Riesen Unterschiede gibt. Redakteure des Wall Street Journals gehen sogar soweit, den verheißungsvollen Kreis auf vier zu reduzieren. Die Finanzexperten der US-Tageszeitung meinen, dass sich die Bewertungen von Tesla, Alphabet und Apple inzwischen weit von den Wachstumserwartungen des Marktes entfernt hätten. Die einstigen Überflieger Apple und Tesla haben im bisherigen Jahresverlauf relativ heftigen Gegenwind erfahren, auch bei Alphabet lief es nicht mehr rund. Nach diesem Sieb würden also die „Fab Four“ Nvidia, Amazon, Microsoft und Meta verleiben.
Mathias Beil geht sogar noch weiter. Unternehmen wie Nvidia, Alphabet und vielleicht auch Microsoft seien aktuell eher als Entwickler zu sehen, deren Geschichte noch längst nicht auserzählt sein sollte. Ob sieben, fünf, vier oder doch nur drei klar ist: Dies stellt für dich als Anleger ein gewisses Konzentrationsrisiko dar. „Wenn eines dieser Unternehmen schlechte Nachrichten verkündet oder eine Krise erlebt, kann dies den gesamten Index nach unten ziehen. Dieses Risiko wird durch die hohe Volatilität in der Technologiebranche noch verstärkt“, sagt Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.
Risiken lauern
„Die Magnificent 7 stehen vor spezifischen Risiken, die ihre dominante Stellung im Markt und zukünftige Performance beeinflussen könnten. Diese Risiken lassen sich in meinen Augen grob in zwei Hauptkategorien einteilen: Einerseits Markt(preis)risiken und andererseits regulatorische Risiken“, sagt Konrad Kleinfeld, Leiter Fixed Income Sales EMEA für SPDR.
Beginnen wir mit den Marktpreisrisiken. „Diese Unternehmen sind in hohem Maße von globalen Wachstumstrends, Technologieausgaben und der Verbraucher-Resilienz abhängig. Auch wirken einige strukturelle Trends gleichgerichtet auf alle sieben Firmen. Ein simultaner Negativtrend in diesen Bereichen könnte daher zu einem deutlichen Rückgang der Aktienkurse führen, ein Phänomen, das als „Momentum-Crash“ bekannt ist. Angesichts der Tatsache, dass ein beträchtlicher Teil des Marktwertes und der Performance wichtiger Indizes, wie dem S&P 500, auf diesen wenigen Unternehmen beruht, könnte ein gleichzeitiger Rückgang ihrer Werte zu erheblichen Marktabschwüngen führen“, so Kleinfeld.
Ebenfalls kreist das Damoklesschwert der Regulierung über den Tech-Giganten. „Weltweit verstärken Regulierungsbehörden ihre Bemühungen, die Marktmacht der Magnificent 7 zu beschränken. Dies umfasst Maßnahmen gegen angenommene antikompetitive Praktiken, mögliche Datenschutzverstöße und eine zu hohe Marktkonzentration. Eine verstärkte Regulierung oder gar die Zerschlagung einiger dieser Konzerne könnte sich negativ auf ihre Geschäftsmodelle, ihre Fähigkeit zur Profitgenerierung und letztlich auch auf ihre Aktienkurse auswirken“, gibt Kleinfeld außerdem zu bedenken.
Wie kannst du dich aufstellen?
Die momentane Marktlage könnte aus der Sicht Kleinfelds für eine Überprüfung der Positionen in Tech-Titeln sprechen, die nach einigen Finanzkennzahlen möglicherweise als teuer gelten würden und bereits signifikante Kursgewinne verzeichnet hätten. Als interessant erachtet der Experte derzeit den Sektor rund um Nebenwerte.
Wer jedoch dem Tech-Sektor treu bleiben will, kann sich nach einem entsprechenden Themen-ETF umsehen. Um Klumpenrisiken zu umschiffen, kann sich der Blick auf einen gleichgewichteten ETF lohnen. Nachfolgend ein Beispiel dazu.
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Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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