11. Oktober 2016
Welche Unterschiede bei Risiko und Chance existieren bei Schwellenstaaten?

Schwellenstaaten: Risiken & Chancen einzelner Staaten

Schaut man auf die Renditen einzelner Schwellenstaaten seit Jahresbeginn, gibt es deutliche Unterschiede. Manche ETFs konnten zweistellige Renditen erzielen, andere ETFs auf Schwellenstaaten enttäuschten die Anleger. Vor dem Kauf ist daher eine kritische Analyse von mehreren Faktoren für ein Schwellenstaat-Investment wichtig.

Vor dem Kauf kritische Analyse der Schwellenstaaten

Mit breit diversifizierten Indizes setzen Anleger auf alle großen Schwellenstaaten, vor allem auch chinesische Aktien, die darin stark vertreten sind. Das hat zur Folge, dass Indizes wie der MSCI Emerging Markets lange Zeit nicht so gut performten. Gewinne der gut performenden Aktien werden in solch gering miteinander korrelierenden Märkten von Verlusten der anderen aufgefressen. Es kann sich also lohnen, nur auf Aktien solcher Länder zu setzen, die als erfolgversprechend angesehen werden. Allerdings steigt damit auch das Verlustrisiko, sollte sich die Marktsituation im entsprechenden Land doch nicht so darstellen wie erwartet. Gerade angesichts der jüngsten Warnung der Weltbank vor möglichen Gefahren einer gigantischen Kreditblase in den Emerging Markets ist es bei solchen Investments wichtig, sich vor dem Kauf eines ETFs mit wichtigen Rahmenbedingungen kritisch auseinanderzusetzen:

  • Wachstumsprognosen & internationale Wettbewerbsfähigkeit
  • fundamentale Kriterien (z. B. KGV)
  • Verschuldungsgrad
  • Rohstoffabhängigkeit des Landes
  • politische, soziale & wirtschaftliche Stabilität
  • Korruptionsgrad
  • demographische Entwicklung
  • Pro-Kopf-Einkommen
  • geographische Lage & Nähe zu großen Wachstumszonen
  • Geldwertstabilität
  • Markthindernisse/-erleichterungen

Worauf sollten Anleger in … achten?

Indien

Indien

Markus Jäger von db Research untersuchte die wichtigsten Emerging Markets und zeigte anhand einiger Faktoren, welche Aktienmärkte aus seiner Sicht langfristig die besten Renditechancen aufweisen. So profitiere Indiens Wirtschaft vor allem durch das niedrige Pro-Kopf-Einkommen und die demographische Entwicklung. Große Erwartungen knüpfen die meisten Marktteilnehmer auch an den Reformeifer seines Präsidenten Narendra Modi. Er will das Land zum Wirtschaftswunderland entwickeln, setzt dabei vor allem auf die Digitalisierung. Viele Reformen brachte er nach mittlerweile 30 Jahren des Stillstands auf den Weg, aufgrund der Länderautonomie stößt er allerdings auch immer wieder an seine Grenzen, so bei der Angleichung von Steuersätzen oder der Umsetzung einer Bildungsreform. Trotzdem überholte Indien bereits im Vorjahr das Wachstum Chinas. Für das laufende Jahr erhöhte Finanzminister Arun Jaitley seine Wachstumsprognose auf +8,5 Prozent. Geplant sind langfristig Wachstumsraten von zehn Prozent. Befeuert wird dieses auch durch umfangreiche staatliche Strukturprogramme. Partizipieren können Anleger an diesen guten Wachstumsaussichten zum Beispiel mit dem fondsvolumenstarken Lyxor UCITS ETF MSCI India (WKN: LYX0BA). In ihm sind derzeit gut 951 Mio. EUR investiert. Der Index umfasst die 73 marktkapitalstärksten Aktien des Landes. Stark darin gewichtet sind die Sektoren IT, Finanzwesen und Nicht-Basiskonsumgüter. Alternativen dazu sind ETFs der Deutschen AM (DBX0G0) oder von Amundi (A0RF48). Auf den Leitindex Indiens, den Nifty 50, setzt hingegen ein anderes Produkt der Deutschen AM (WKN: DBX1NN). Am stärksten darin gewichtet sind Finanzwerte, IT und Nicht-Basiskonsumgüter.

Indonesien

Indonesien

Auch Indonesien profitiert laut Jäger von db research vom niedrigen Pro-Kopf-Einkommen und von der guten demographischen Entwicklung. Anders auch als in vielen anderen Schwellenstaaten, bei denen sich das Länderrisiko in den vergangenen zwei Jahren gemessen an der Entwicklung der CDS-Spreads verdoppelt habe, sei es in Indonesien nahezu konstant geblieben. Als bevölkerungsreichstes Land des neu gegründeten ASEAN-Binnenmarktes dürfte Indonesien besonders stark von dieser Freihandelszone profitieren. Für das laufende Jahr prognostiziert der IWF dem Land ein Wachstum von 4,9 Prozent, die Weltbank sagt ein Plus von 5,1 Prozent voraus. Langfristig angestrebt wird aber wieder eine Anknüpfung an frühere Wachstumsraten von rund 7 Prozent. Zuletzt litt das rohstoffreiche Land unter dem Verfall der Rohstoffpreise. Bis Mitte 2015 fuhr die Regierung zudem „eine äußerst investorenfeindliche Politik, die insbesondere ausländischen Firmen das Leben schwer machte“, berichtet die deutsche Außenhandelsorganisation German Trade & Invest (GTAI). Mittlerweile hätten sich aber die reformorientierten Kräfte durchgesetzt. Zudem wolle Präsident Joko Widodo mit aller Macht die veraltete und unterdimensionierte Infrastruktur ausbauen, was für zusätzliche Konjunkturimpulse sorgen soll. Anleger, die auf diese Wachstumsregion setzen wollen, können dies mit dem db x-trackers Indonesia Index UCITS ETF (WKN: DBX0EU) tun. Der Index umfasst die 31 marktkapitalstärksten Aktien des Landes vor allem aus den Sektoren Finanzwesen, Konsumgüter sowie Telekommunikation.

Russland

Russland

Erwähnt wird in Jägers Untersuchung auch Russland. Anders als China, Brasilien oder die Türkei habe Russland inzwischen die zweite, kritische Einkommensgrenze bereits überschritten. Für die zuletzt angestiegenen Aktienkurse hätten aber vor allem die steigenden Rohstoffpreise gesorgt. Zugute kommt dem Land auch die vorsichtige Wiederannäherung Russlands an den Westen. Und die Sanktionen haben Russlands Wirtschaft in Teilen eher gestärkt als geschwächt. So konnte sich der Inlandstourismus entwickeln, profiitert haben auch die Chemie- und Lebensmittelindustrie sowie die Landwirtschaft. Experten sehen das Ende der Rezession bereits im 3. Quartal. Für 2017 sagt der IWF dem Land bereits wieder ein Wachstum von 0,8 Prozent voraus. Anleger, die auf eine Erholung der russischen Wirtschaft setzen, können dies mit dem Lyxor UCITS ETF Russia (WKN: LYX0AF) tun, der am Dow Jones Russia GDR partizipiert. Er setzt auf die liquideren an der Londoner Börse gehandelten Titel. Neben dem Energiesektor sind auch die Branchen Finanzen und Basiskonsumgüter überdurchschnittlich im Index vertreten.

Philippinen

Phillipinen

Die deutsche Außenhandelsorganisation German Trade & Invest (GTAI) sieht zudem derzeit gute Chancen in dem ASEAN-Mitgliedsland Philippinen. In den vergangenen fünf Jahren sei das Bruttosozialprodukt der Philippinen durchschnittlich um 5,9 Prozent gewachsen, der Warenaußenhandel habe insgesamt um rund 20 Prozent und der Dienstleistungshandel noch deutlich stärker zugelegt. „Begleitet wurde dies von einer soliden Finanz- und Steuerpolitik. Daher haben die internationalen Rating-Agenturen die Bonität des Landes in mehreren Stufen auf Investmentgrade erhöht“, so die GTAI-Autoren. Mit dem db x-trackers Philippines UCITS Index ETF (WKN: DBX0H9) setzen Anleger auf die 43 marktkapitalstärksten Aktien des Landes vor allem aus den Sektoren Finanzwesen, Industrie und Telekommunikation.