Rüstung: Investitionen auf Rekordniveau – dennoch ein Thema für Spezialisten
Die Aktien der Rüstungsunternehmen kennen seit dem Krieg in der Ukraine nur eine Richtung. Dennoch sollten Anlegende beim Thema Rüstung vorsichtig vorgehen.
Mit Angst lässt sich bekanntlich gutes Geld verdienen und bei allem Gerede um Nachhaltigkeit mit den Schlagwörtern Umwelt, Soziales und Unternehmensführung brachen bei einigen Anlegern doch diese guten Vorsätze und man versuche mit Rüstung sein Geld zu verdienen. Die Finanzindustrie reagierte erst sehr spät auf den Trend. Das überraschte vor allem, wenn man bedenkt, dass die Ausgaben für Rüstung im Jahr 2022 2,2 Billionen US-Dollar ausmachen – ein neuer Rekordwert.
So sucht man dann auch spezialisierte Fonds und ETFs zum Thema Rüstung lange vergeblich. Ende März 2023 startete der VanEck Defense UCITS ETF (WKN: A3D9M1), der den MarketVectro Global Defense Industry Index widerspiegelt. Seit dem 3. Juli 2023 gibt es einen weiteren Rüstungs-ETF, den HANetf Future of Defence UCITS ETF (WKN: A3EB9T), der sich dem EQM Nato+ Future of Defence Index zum Maßstab nimmt und dessen Wertentwicklung vollständig nachbilden möchte. Die Erträge werden in beiden ETFs thesauriert.
Rüstung bei ETFs noch im Aufbau
Das Volumen des ETFs ist entsprechend noch ausbaufähig und auch der Blick in die Top-10-Positionen zeigt, dass vieles noch im Aufbau ist. Viele der Einzelwerte sind wesentlich mit Software und Technik beschäftigt als das man großes Kriegsgerät baut. Werte wie Broadcom, Palantir Technologies und Cisco finden sich neben Thales, Rheinmetall und Bae Systems in den beiden ETF.
Aufgrund des Nichtvorhandensein von diversifizierten Produkten in der Industrie sind wir bei Oberbanscheidt & Cie. den Weg über ein eigenes Global-Defense and Security Zertifikat (ISIN DE000LS9UFP0) gegangen. Seit dem 2. März 2023 konnten Investoren hier einsteigen. Dabei liegt auch hier der Fokus auf Verteidigung und Rüstung sowie Sicherheit. Das Portfolio wird laufend angepasst und fokussiert sich aktuell wesentlich auf „Hardware“-Produzenten und weniger auf die Softwareproduzenten.
Vorsicht bei Anlagen nach US-Recht
Wer mit Blick auf die noch jungen Papiere einen längerfristigen Vergleich sucht, der sollte sich mit dem ishares U.S. Aerospace & Defence ETF von Blackrock oder dem SPDR S&P Aerospace+Defence beschäftigen, wobei diese in Deutschland aufgrund der europäischen Richtlinien nicht vertrieben werden. Selbst wenn man über seinen Broker den Kauf hinbekommt, so müssen die Anleger immer noch bedenken, dass ihr Geld in dem Fall nach US-Recht verwaltet wird. Das bedeutet, sie müssen sich z.B. selbst um eventuell doppelt gezahlte Steuern kümmern. Da ist oft Ärger vorprogrammiert.
Es zeigt sich also im Fazit, dass das Thema Rüstung als Anlageidee zunächst ähnlich stiefmütterlich betrachtet wurde, wie beispielsweise die Öl- und Tabakindustrie in den vergangenen Jahren. Wesentlicher Grund dafür war wieder einmal, dass es derartige Aktien gar nicht erst in die ESG-konformen Indexfonds schaffen können.
Mittelzuflüsse und langfristige Kurssteigerungen möglich
Da die meisten großen Anleger in dieser Assetklasse aber untergewichtet investiert waren oder sind, dürfte es vermehrt zu Mittelzuflüssen und damit auch langfristig zu Kurssteigerungen kommen.
Mangels Alternativen haben wir unsere Top-Werte in das oben genannte Zertifikat einfließen lassen. Inzwischen gibt es zwei ETFs als Alternative und mit etwas mehr Technologie im Portfolio. Am Ende findet jeder Anleger somit eine passende Lösung, um an der aktuellen Hausse im Rüstungsmarkt zu partizipieren.
Über den Autor: Marc Gabriel
Marc Gabriel, ist Kundendirektor bei der Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve.
Autor Redaktion
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