Robo-Advisors im Performance-Check
Viele Online-Vermögensverwaltungen, sogenannte Robo-Advisors, buhlen um das Geld der Anleger. Das EXtra-Magazin hat die Angebote der digitalen Vermögensverwalter einem Performance-Check unterzogen. Die Ergebnisse des Jahres 2017 lassen sich durchaus sehen.
Die Digitalisierung hat in 2017 weiteren Einzug in die Finanzindustrie gefunden. Robo-Advisors etablieren sich mehr und mehr am Markt. Auch das verwaltete Vermögen der Anbieter nimmt rasant zu. Es wird also höchste Zeit, die Performance der einzelnen Anbieter für das vergangene Jahr 2017 zu vergleichen.
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2017 war aus Anlegersicht ein Traumjahr. Die lockere Geldpolitik der EZB sowie die wirtschaftsfördernden Maßnahmen Trumps republikanischer Regierung trieben die Aktien weltweit auf Höchststände. Auch viele nationale Indizes erreichten im vergangenen Jahr neue Maximalwerte. Profitiert haben vor allem Anleger, die sich für ein erhöhtes Aktieninvestment entschieden haben, oder in anderen Worten risikotoleranter investiert haben. Auch die Robo-Advisors differenzieren ihre angebotenen Portfolios anhand des gewählten Aktienanteils. Die generierten Jahresrenditen können den wirtschaftlichen Aufschwung am Aktienmarkt mit Zahlen unterstreichen.
easyfolio
Die Portfolios von easyfolio zeigen deutlich, dass eine höhere Aktienquote in 2017 auch mit einer höheren Rendite einhergegangen ist. Die defensive easyfolio 30-Strategie, mit einer Aktienquote von lediglich 30 Prozent, erwirtschaftete im vergangenem Jahr 2,93 Prozent. Mit easyfolio 50 und einem Aktienanteil von 50 Prozent konnten Anleger bereits 5,37 Prozent erzielen. Am besten entwickelte sich jedoch die easyfolio 70-Strategie mit dem höchsten Aktienanteil. Das Portfolio verzeichnete im vergangen Jahr einen Vermögenszuwachs von 7,73 Prozent.
fintego und wüstenrot
fintego und Wüstenrot bieten im Rahmen einer Kooperation die gleichen fünf verschiedenen Strategien – deren Aktienquoten von 10 bis 90 Prozent reichen – an. Mit dem Portfolio „Ich will’s defensiv“ und einem Aktienanteil von nur 10 Prozent wurde für Anleger 1,40 Prozent erwirtschaftet. Je „aggressiver“ das gewählte Portfolio des Robo-Advisors, desto mehr Rendite war für den Anleger drin. So generierten die Portfolios „Ich will’s konservativ“ und „Ich will streuen“ schon Renditen von 2,64 bzw. 4,40 Prozent. Die risikoreicheren Portfolios „Ich will mehr“ und „Ich will alles“ mit Aktienanteilen von 65 bzw. 90 Prozent erzielten Jahresrenditen von 6,52 bzw. 8,40 Prozent p.a.
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Ginmon
Auch die zehn Anlagestrategien von Ginmon variieren stark in ihrer Performance für das Jahr 2017. Anlagestrategie 1 mit einem Aktienanteil von 10 Prozent erreichte immerhin 1,20 Prozent. Die maximale Rendite von 8,40 Prozent konnten Ginmon-Kunden mit der Anlagestrategie 10 und dem höchsten Aktienanteil von 100 Prozent erzielen. Interessant ist, dass der Anstieg der Aktienquote bruchteilig linear mit einem Anstieg der Jahresrendite in 2017 einhergeht. Steigt der Anteil an Aktien um 10 Prozent an, legt die Rendite in etwa 1 Prozentpunkt zu.
Growney
Growneys fünf Anlagestrategien entwickelten sich allesamt richtig gut. Die grow50 – Strategie erzielte mit 50 Prozent Aktienanteil eine Rendite von 6,50 Prozent. grow70 mit 70 Prozent Aktien im Portfolio kommt sogar auf 9 Prozent. Hat sich der Anleger dazu entschlossen, nur Aktien mit ins growney-Depot mit aufzunehmen, konnte er sich im vergangenen Jahr über einen Vermögenszuwachs von 12,77 Prozent freuen.
investify
Der Robo-Advisor investify bietet dem Kunden sechs Basisportfolios an, ebenfalls differenziert nach der Aktienquote. Das „Core 2“ Portfolio mit dem geringsten Aktienanteil rentierte im Jahr 2017 mit 2,61 Prozent. Das Portfolio „Core 6“ mit einem Aktienanteil von 100 Prozent erzielte hingegen einen Zuwachs von 11,15 Prozent. Aufbauend auf dem gewählten Basisportfolio bietet der Robo-Advisor dem Kunden eine fokussierte Beimischung von speziellen Themen an, was sich im vergangenen Jahr vor allem für Investoren in den Themen „Robotik“, „Zugpferde der deutschen Wirtschaft“ und „Gründergeführte Unternehmen“ gelohnt hat.
LIQID
Die globalen Anlagestrategien von LIQID unterteilen sich ebenfalls gemäß dem gehaltenen Aktienanteil. Das „Global 50“ Portfolio erreichte eine Jahresrendite von 5,92 Prozent. Der deutlich höhere Aktienanteil von 80 Prozent im „Global 80“ Portfolio wirkt sich deutlich auf die Rendite aus und verhilft zu 9,55 Prozent Vermögenszuwachs. Die höchste Jahresrendite 2017 erzielte LIQID mit dem „Global 100“ Portfolio. Es brachte Anlegern ganze 11,89 Prozent p. a. ein.
quirion
Das Angebot von quirion umfasst 11 Anlagestrategien mit Aktienquoten von 0 bis 100 Prozent. Die schlechteste Performance erreichte analog zu den Portfolios anderer Robo-Advisors das globale Anlageportfolio mit dem geringsten Aktienanteil. 100 Prozent Anleihentitel befinden sich im diesem Portfolio, die Jahresrendite betrug 0,80 Prozent. Die höchste Jahresrendite erreichte quirion mit 100 Prozent Aktien im Portfolio. 8,27 Prozent betrug der Vermögenszuwachs im vergangenen Jahr.
Scalable Capital
Die Strategien von Scalable Capital unterscheiden sich nach dem Value at Risk (VaR). Eine Risikokennzahl, die angibt in welchem Bereich sich der maximale Portfolioverlust bewegt. Je geringer nun der Aktienanteil im Portfolio ist, desto geringer auch das Risiko und der mögliche Verlust. Das konservative Portfolio mit einem VaR von 5 Prozent und einem Aktienanteil von 15 Prozent erreichte eine Rendite von 1,56 Prozent. Das risikoreichste Portfolio mit einen VaR von 25 Prozent und einen Aktienanteil von 84 Prozent erwirtschaftete 7,39 Prozent. Verglichen mit den Werten anderer Anbieter liegen die Zahlen von Scalable gemessen an den jeweiligen Aktienquoten leicht unterhalb des Durchschnitts.
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Truevest
Die PatriarchSelect Fonds von truevest boten den Anlegern allesamt hohe Aktienquoten und außergewöhnlich gute Jahresrenditen. Einzig der PatriarchSelect Fonds-VV Wachstum mit einem moderaten Aktienanteil von 67 Prozent kam auf eine Jahresrendite unter dem zweistelligen Bereich. Die drei anderen Strategien erzielten jeweils Renditen im Bereich von 10 bis 13,63 Prozent p. a., besaßen jedoch auch Aktienquoten von 90 bis 98 Prozent. In einem Jahr wie 2017 eine Anlagestrategie, die sich ausgezahlt hat.
VisualVest
Das Angebot von VisualVest spaltet sich in ETF-Portfolios, aktiv verwaltete Fonds-Portfolios und nachhaltige Portfolios. Am besten entwickelten sich die aktiven „VestFolios“ mit einer Rendite von 11,38 Prozent p.a. bei einer Aktienquote von 75 Prozent. Das vergleichbare passive Portfolio (Aktienquote 75 Prozent) rentierte lediglich zu 8,21 Prozent. Die klassischen ETF–Portfolios mit geringer Aktienquote verzeichnen teilweise sogar eine leicht negative Jahresrendite, was insbesondere auf einen hohen Rohstoffanteil und globalen Staatsanleihen zurückzuführen ist. Interessant ist, dass die nachhaltigen „GreenFolios“ eine höhere Rendite erzielen konnten als die ETF-Strategien. Das „GreenFolio 3“ mit einem Aktienanteil von 78 Prozent kommt auf eine Jahresrendite von 9,75 Prozent.
Whitebox
Die zehn Anlagestrategien von Whitebox bestätigen die Ergebnisse anderer Anbieter. Je mehr Risiko eingegangen wurde, desto höher fiel die Rendite für das Jahr 2017 aus. Das Portfolio der Risikostufe 1 erzielte nur 1,15 Prozent, Risikostufe 5 bereits 5,17 Prozent und Risikostufe 10 konnte 11,85 Prozent Wachstum erreichen.
Die digitalen Vermögensverwalter cominvest und Solidvest dürfen ihre Daten zur Wertentwicklung aufgrund von gesetzlichen Vorgaben erst im Juni 2018 veröffentlichen.
Fazit: Robo-Advisors Performance-Check
Robo-Advisor bieten eine transparente Anlagestrategie die auf die Bedürfnisse des Anlegers zugeschnitten wird. Die Renditen des Jahres 2017 lassen sich bei höheren Aktienquoten durchaus sehen. Neben der Rendite sollten Anleger auch andere Aspekte wie Sicherheit, Kosten und den Service bei der Wahl eines Anbieters einbeziehen.
Alles in allem geben die vorgelegten Zahlen einen guten Fingerzeig, was die Leistungsfähigkeit der digitalen Anlagemanager betrifft. Da eine vernünftige Vermögensplanung langfristig ausgerichtet sein sollte, braucht es sicher noch Zeit, bis sich ein endgültiges Urteil fällen lässt. Interessant wird es, sobald den Börsen eine längere Abwärtsphase ins Haus stehen sollte. Noch ist es nicht soweit, weshalb die meisten Robo-Advisoren bis auf weiteres ordentliche Renditen zeigen dürften – vor der Konkurrenz brauchen sich die „Revolutionäre“ der Finanzindustrie bis dato jedenfalls nicht zu verstecken.
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Konservative Robo-Advisor-Strategien
[table “102” not found /]Quelle: Unternehmensangaben. Bei den dargestellten Renditen handelt es sich, soweit nicht anders angegeben, um die Bruttorenditen vor Kosten. Die Daten wurden uns von den Produktanbietern zur Verfügung gestellt. Betrachtungszeitraum: 01.01.2017 – 31.12.2017
Moderate Robo-Advisor-Strategien
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Offensive Robo-Advisor-Strategien
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