Moneyfarm reduziert Anteil von Schwellenländeranleihen und US-Aktien. Europäische und globale Staatsanleihen sollen als sichere Häfen dienen.
Der digitale Vermögensverwalter Moneyfarm hat in der vergangenen Woche seine Portfolios abermals angepasst und deutlich defensiver aufgestellt. Damit reagiert das Unternehmen auf die weiterhin anhaltend hohe Volatilität an den Märkten und die wirtschaftliche Unsicherheit, die durch die Ausbreitung des Coronavirus und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus hervorgerufen werden.
„Die vergangenen Wochen waren für die Kapitalmärkte beispiellos: Anleger mussten den schlimmsten Börsentag seit 1987 (-12% im S&P 500), die volatilste Börsenwoche seit 1929 (jeden Tag mehr als +/-4% im S&P 500) und die größte Unsicherheit (VIX bei 82,7) aller Zeiten aushalten. Allerdings sahen sie auch auf den besten Börsentag (+9% im S&P 500) seit 2008“, kommentiert Thomas Völker, Geschäftsführer von Moneyfarm Deutschland.
So hat Moneyfarm umgestellt
„Wir haben daher insbesondere die Aktienquote und den Anteil der High-Yield-Anleihen reduziert“, erläutert Völker. „In den USA erwarten wir einen zunehmend heftigen Ausbruch des Virus, da in den zurückliegenden Wochen keine größeren Maßnahmen ergriffen wurden und sich das Virus aktuell schnell ausbreitet. Auch bleibt die Zahl der Tests immer noch sehr gering. Daher haben wir besonders unser Engagement in US-Aktien nun stark reduziert. Die anderen Regionen hatten wir bereits im Februar untergewichtet, sodass wir die US-Komponente nun nachziehen.“
Eine weitere Anpassung ist das deutliche Verringern von „Spread“-Risiken im Bereich der Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen. In diesem Segment machte sich ein weiterer Schock gravierend bemerkbar: das Aufkündigen der OPEC+ Allianz durch Saudi-Arabien und Russland, das zu einem rasanten Verfall des Ölpreises führte. „Unsere bereits bestehende starke Untergewichtung bei Rohstoffinvestments konnte hier zwar direkte Verluste zu einem Großteil vermeiden, allerdings sind risikoreichere Anleihen indirekt sehr anfällig für Öl-Schocks“, so Völker. „Dies liegt in dem hohen Anteil von Schwellenländern bei den Heimatstandorten der Ölproduzenten (inklusive entsprechender Währungseffekte) sowie Fracking-Unternehmen als Emittenten von Hochzinsanleihen begründet.“
Liquidität als Trumpf
„In turbulenten Zeiten ist Liquidität absolut überlebenswichtig, das hat die Vergangenheit vielfach gelehrt“, führt Völker aus. Daher verwendet Moneyfarm die durch die Umschichtung freiwerdenden Mittel zum Großteil, um in europäische und globale Staatsanleihen zu investieren, die in Zeiten von Unruhe und Unsicherheit als sichere Häfen gelten und im Notfall durch die Kaufprogramme der Zentralbanken gestützt werden. „So reduzieren wir zum einen die Volatilität in unseren Portfolios, vermeiden zum anderen aber auch das große Risiko plötzlich nicht handelbarer beziehungsweise illiquider Anlagen. Wir sind in diesen Tagen besonders froh, keine Positionen in Private Equity oder anderen wenig liquiden Alternativen aufgebaut zu haben“, erklärt Völker.
Abschließend merkt er an: „So schnell der Einbruch an den Märkten kam, so schnell kann sich das Blatt jedoch auch wenden. Wir bleiben teilweise in Aktien investiert und sind aktiv auf der Suche nach weiteren guten Einstiegsgelegenheiten. Denn bei den derzeitigen Verwerfungen bieten sich sicherlich zeitnah auch neue lukrative Chancen. Wir sind zuversichtlich, dass die Krise wie jede andere überwunden wird und dann werden wir unser Aktienengagement wieder erhöhen.”
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.