Race-to-Zero: Elektrisiere dein Depot mit den Gewinnern der Energiewende
Elektrizität ist die Basis zivilisierten Lebens. Doch noch immer haben rund 800 Millionen Menschen keinen Zugang zum konventionellen Stromnetz. Gleichzeitig müssen die Versorgung klimaneutral aufgestellt und Abhängigkeiten reduziert werden. Argumente für die Energiewende gibt es viele und ebenso viele Profiteure. Hier treten sie gebündelt in diesen ETFs auf.
Nun hat er es also getan. Wladimir Putin stoppt die Gaslieferungen nach Deutschland. Machen wir uns nichts vor: Überraschend ist das nicht. Jetzt ist es an der Bundesregierung und der Wirtschaft mit der neuen Lage umzugehen.
Viele Kommentatorinnen und Kommentatoren sehen im Zuge der energiepolitischen Verschiebungen im Allgemeinen und des Gas-Stopps im Speziellen einen zusätzlichen Impuls für die Energiewende. So, wie die Corona-Pandemie die Digitalisierung geboostert hat, soll die Stromversorgung auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft diverser aufgestellt sein. Und das am besten gestern. Weg von fossilen Brennstoffen wie Öl und Kohle hin zu noch mehr Windkraft und Solarenergie. Die Entwicklung ist spürbar. Nicht nur durch den Anfang September weggefallenen Tankrabatt und vermutlich spätestens bei der nächsten Heizkostenabrechnung. Spür- und sichtbar ist die Entwicklung auch im eigenen Depot. Sofern Energie-ETFs zum Portfolio gehören.
Klimaneutralität bis 2050
Im Jahr 2022 legte beispielsweise der iShares Global Clean Energy um mehr als 16 Prozent zu, nachdem er im Vorjahr noch mit knapp 18 Prozent in den roten Zahlen stand. Kein Wunder, denn mit Enphase, Solaredge und Plug Power sind Unternehmen enthalten, die von der steigenden Nachfrage nach sauberer Energieerzeugung und -speicherung profitieren. Und zu tun gibt es für die Greentech-Unternehmen genug.
5,7 Billionen Dollar jährlich. Bis 2050 will die EU klimaneutral sein, bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Deutschland will sogar bereits 2045 klimaneutral sein. Indien strebt bis 2070 die Marke von Netto-Null-Emissionen und bis 2030 eine Reduzierung um 45 Prozent an. Der Klimawandel ist Konsens, die Ziele sind ambitioniert, die Kosten sind hoch. Nach Einschätzung des Weltwirtschaftsforums wird die Energiewende Investoren die Chance auf Billionen-Gewinne eröffnen. Bill Winters, Vorstandsvorsitzender der Standard Chartered Bank rechnet mit 50 Billionen Dollar, die in grüne Technologien fließen müssen. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) geht von einem Investitionsvolumen von 5,7 Billionen Dollar bis 2030 aus – jährlich.
Dabei könnten Regierungen nicht nur die einmalige Chance nutzen, die Klimaschutzziele und das auf der Pariser Klimakonferenz vereinbarte Ziel die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Gleichzeitig betrachten die Irena-Vertreterinnen und Vertreter die Energiewende als potenziellen Jobmotor. Bis 2030 entstünden dadurch 85 Millionen neue Arbeitsplätze, was Jobverluste von zwölf Millionen Stellen im fossilen Energiesektor sogar überkompensieren. Länder könnten sich mithilfe erneuerbarer Energien zudem aus der Importabhängigkeit von eben jenen fossilen Rohstoffen lösen, was eingangs erwähntes Problem gleich mitlösen würde. Zudem darf niemand vergessen, dass selbst heutzutage noch etwa 800 Millionen Menschen gar keinen Zugang zum konventionellen Stromnetz haben und 2,6 Milliarden Menschen keine Möglichkeit, mittels Strom zu kochen.
Energy-Trilemma
Es geht voran, es gibt genug zu tun. Es gibt zahlreiche Gründe, Fakten und Zahlen, die die Dringlichkeit der Energiewende unterstreichen. Ebenso vielgestaltig sind die Maßnahmen, die es zu ergreifen gilt. Sie fangen beim Zubau erneuerbarer Energiequellen an. Es braucht mehr Wind- und Wasserkraftwerke sowie Solarparks. Damit ist es allerdings nicht getan. Denn Energie muss transportier- und speicherbar sein, um dort anzukommen, wo sie benötigt wird: bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Hier kommt Wasserstoff ins Spiel. Das flüchtige Gas ist das Mittel der Wahl. Allein der deutschen Bundesregierung war der als Champagner des Mittelsands apostrophierte Energieträger ein Förderprogramm von mehr als neun Milliarden Euro wert. Aus erneuerbarem Strom hergestellt, spricht man von grünem Wasserstoff. Brennstoffzellen können H2 wieder dezentral in Strom umwandeln. Moderne Gasturbinen sind bereits in der Lage ausschließlich mit Wasserstoff betrieben werden zu können. Völlig klimaneutral.
Die Nachhaltigkeit ist allerdings nur ein Aspekt des sogenannten Energy Trilemma. Hinzu kommt noch die Energiesicherheit und natürlich die Bezahlbarkeit. Zur Energiesicherheit gehören effiziente und zuverlässige Netze. Davon kann rund um den Globus allerdings kaum die Rede sein. In Deutschland müssen bis zu 7.500 Kilometer an Übertragungsnetzwerken modernisiert, gestärkt oder überhaupt erst gebaut werden. In Brasilien sind es 35.000 Kilometer und in den USA sogar etwa eine Million. Preise für Wasserstoff und Brennstoffzellen müssen durch einen verstärkten Markthochlauf fallen, damit sie konkurrenzfähig werden. Hier gibt es noch reichlich zu tun.
So performten Energie-ETFs
Zu tun für ebenjene Unternehmen, die sich beispielsweise im iShares Global Clean Energy (WKN: A0MW0M) befinden . Insgesamt sind es 79. Anlegerinnen und Anleger nehmen mit dem ETF ein breit aufgestelltes Portfolio ins Depot. USA nimmt die Spitzenposition mit 37 Prozent ein, es folgt China mit etwas mehr als 15 Prozent und Israel mit knapp acht Prozent. Versorger machen knapp 40 Prozent aus, Technologie-Unternehmen etwa ein Drittel. Mit einem Fondsvolumen von 6,6 Milliarden Euro ist der iShares das Schwergewicht im Clean-Energy-Sektor. Halbjährlich wird ausgeschüttet und 0,65 Prozent beträgt die Gesamtkostenquote. Auf Sicht von drei Jahren gab es eine durchschnittliche Jahresrendite von mehr als 30 Prozent.
Wer einen strengeren Maßstab bei der Unternehmensauswahl anlegt, fühlt sich womöglich beim Lyxor MSCI New Energy ESG Filtered (WKN: LYX0CB) wohler. Hier sind lediglich 20 Unternehmen gebündelt. Dafür haben Anlegerinnern und Anleger die Gewissheit, dass die Unternehmen auf keine konventionellen Energien setzen oder über Restbestände verfügen wie manche Versorger. Auf Sicht von drei Jahren ließ sich eine durchschnittliche Jahresrendite von 19,5 Prozent bei einer Gesamtkostenquote von 0,6 Prozent einstreichen. Das Portfolio ist ähnlich ausbalanciert wir der iShares. Die USA dominieren mit 39 Prozent, gefolgt von der Eurozone mit knapp 17 Prozent. Enphase, Plug Power, First Solar und Albermale sind die größten Einzelwerte.
So lässt sich von der Energiewende profitieren. Und klar ist: Der globale Energiebedarf wird weiter steigen. Expertinnen und Experten rechnen mit einem Zuwachs von 25 Prozent bis 2040.
Über den Autor: Jens Jüttner
Jens Jüttner war mehrere Jahre als Finanz- und Wirtschaftsjournalist tätig ehe er in die strategische Kommunikation wechselte.